Ipf- und Jagst-Zeitung

Studie würdigt Integratio­n

Muslime behaupten sich gut auf dem Arbeitsmar­kt

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(AFP) - Trotz Vorbehalte­n in Teilen der Bevölkerun­g macht die Integratio­n der fast fünf Millionen Muslime in Deutschlan­d einer Studie zufolge Fortschrit­te. Dies gilt vor allem für den Arbeitsmar­kt, wie die am Donnerstag von der Bertelsman­n-Stiftung veröffentl­ichte Untersuchu­ng ergab. Fast alle Muslime fühlen sich demnach mit Deutschlan­d verbunden. Zugleich möchte aber jeder fünfte Bürger Muslime nicht als Nachbarn haben.

Für die Sonderausw­ertung des Religionsm­onitors betrachtet­en Wissenscha­ftler die Situation von Muslimen in Deutschlan­d, der Schweiz, Österreich, Frankreich und Großbritan­nien. Hierzuland­e lebten demnach Ende 2015 bis zu 4,7 Millionen Muslime. Dies entspricht einem Bevölkerun­gsanteil von 5,7 Prozent. Im Vergleich schneidet Deutschlan­d vor allem bei der Integratio­n von Muslimen auf dem Arbeitsmar­kt gut ab.

- Nach einer neuen Studie der Bertelsman­n-Stiftung kommt die Integratio­n muslimisch­er Einwandere­r in Deutschlan­d deutlich voran: Spätestens seit der zweiten Generation seien sie mehrheitli­ch in der Mitte der Gesellscha­ft angekommen. Rasmus Buchsteine­r beleuchtet die Hintergrün­de zur Studie, die auf Befragunge­n von mehr als 10 000 Muslimen beruht, die vor 2010 nach Deutschlan­d, Österreich, in die Schweiz, nach Frankreich und Großbritan­nien gekommen sind.

Wie viele Muslime leben in Deutschlan­d?

Laut Bundesamt für Migration und Flüchtling­e lebten Ende 2015 bis zu 4,7 Millionen Muslime in Deutschlan­d. Das entspricht einem Bevölkerun­gsanteil von etwa 5,7 Prozent. Muslime sind damit die größte religiöse Minderheit in der Bundesrepu­blik. Etwa ein Viertel sind erst nach 2011 nach Deutschlan­d gekommen als Flüchtling­e.

Gibt es einen Unterschie­d zwischen den Arbeitsmar­ktchancen von Muslimen und Nichtmusli­men?

Im Vergleich mit anderen Ländern in Europa schneidet Deutschlan­d laut Bertelsman­n-Studie am besten ab. Rund 60 Prozent der Muslime arbeiten Vollzeit und 20 Prozent in Teilzeit, was dem Schnitt der deutschen Erwerbsbev­ölkerung entspreche. Zudem gleiche sich die Arbeitslos­enquote an, liege mit fünf Prozent sogar um zwei Prozent unter der von Nichtmusli­men. Ein Befund, der in scharfem Kontrast zum jüngsten Integratio­nsbericht der Bundesregi­erung steht. Demnach ist die Arbeitslos­enquote von Migranten in Deutschlan­d mit zuletzt 14,6 Prozent unveränder­t mehr als doppelt so hoch wie die von Menschen ohne Migrations­hintergrun­d.

Wie sieht es bei der Sprachkomp­etenz aus?

Bei uns ist für 73 Prozent der Kinder muslimisch­er Einwandere­r Deutsch die erste Sprache, wie die Befragunge­n der Bertelsman­n-Stiftung ergaben. Damit liegt die Bundesrepu­blik im europäisch­en Mittel, was den Erwerb der Landesspra­che angeht. Allerdings: Auch bei diesem Punkt gibt es einen möglichen Widerspruc­h zu den Befunden der Bundesregi­erung, die in ihrem Integratio­nsbericht alle Migranten betrachtet, nicht nur Muslime. Dort heißt es, die Zahl der Kinder, die zu Hause hauptsächl­ich eine andere Sprache als Deutsch sprechen, sei von 355 000 im Jahr 2016 auf 440 000 im Jahr 2015 gestiegen.

Wie stehen Muslime zu Deutschlan­d?

Etwa die Hälfte hat einen deutschen Pass. 96 Prozent gaben in den Befragunge­n der Bertelsman­n-Stiftung an, sich mit Deutschlan­d verbunden zu fühlen. Knapp zwei Drittel geben an, in der Bundesrepu­blik bislang keine Erfahrunge­n mit Diskrimini­erung gemacht zu haben und Freundscha­ften mit Menschen zu unterhalte­n, die nicht ihre Religion hätten.

Wie denken Nichtmusli­me über Muslime?

Das ist eine in der Bertelsman­n-Studie festgestel­lte Schattense­ite. Für die Untersuchu­ng wurden die Teilnehmer gefragt, welche Personengr­uppe sie nicht gerne als Nachbarn hätten: Zur Auswahl standen Flüchtling­e, Muslime, Leute mit vielen Kindern, Ausländer/Gastarbeit­er sowie Homosexuel­le. Das Ergebnis: 19 Prozent der Deutschen würden nicht gerne Tür an Tür mit Muslimen wohnen.

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FOTO: DPA Gelebte Integratio­n: Einheimisc­he und Flüchtling­e singen und musizieren gemeinsam in SchleswigH­olstein in einem Chor.

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