Galionsfigur
Früher war Meni Naftali der Hausmeister von Benjamin Netanjahu – doch heute ist der 39-Jährige das Gesicht der Protestbewegung gegen den israelischen Ministerpräsidenten. Er ist einer der Hauptorganisatoren von Demonstrationen, die seit zehn Monaten jeden Samstagabend in der Nähe des Privathauses von Generalstaatsanwalt Avichai Mandelblit in Petach Tikva bei Tel Aviv stattfinden. Denn Mandelblit ist der Mann, der entscheidet, ob Netanjahu wegen Korruption angeklagt wird oder nicht.
Er habe die Proteste mitorganisiert, weil er wusste, „dass wir Druck auf Mandelblit ausüben müssen“, sagt Naftali. Der Generalstaatsanwalt ist ein ehemaliger Mitarbeiter im Büro Netanjahus. Ihm wird vorgeworfen, die Ermittlungen gegen seinen früheren Chef absichtlich in die Länge zu ziehen.
„Wir protestieren, um zu zeigen, dass wir gegen die Korruption sind“, sagt Naftali, ein untersetzter Mann mit dichten schwarzen Haaren. „Um Mandelblit zu sagen, dass er für uns arbeitet, nicht für Netanjahu.“Der verheiratete Vater zweier Kinder verdient sein Geld inzwischen als Handwerker.
Der israelische Regierungschef steht wegen Korruptionsermittlungen stark unter Druck. Der 67-Jährige soll von Geschäftsleuten illegal teure Geschenke angenommen haben. Netanjahu spricht von einer „Hexenjagd“gegen ihn und weist alle Vorwürfe vehement zurück.
Die Beziehung von Meni Naftali zu der Familie Netanjahu war nicht immer so schlecht. Früher war er einer ihrer Personenschützer, 2011 wurde er der Hausmeister im Amtssitz Netanjahus in der Balfour-Straße in Jerusalem. Doch 2014 verklagte Naftali Sara Netanjahu wegen schlechter Behandlung – und bekam Recht – und eine Entschädigung von umgerechnet 39 000 Euro. „Ich habe gesehen, wie diese Familie vorgeht, sie glauben, ihnen stehe alles zu“, sagt Naftali. Er habe etwa beobachtet, wie der Hollywood-Produzent Arnon Milchan Kisten mit Champagner in den Amtssitz Netanjahus gebracht habe.
E. Kamisher/S. Lemeln (dpa)