Zurück ins Leben
Der große Trip – Wild
(Di., ARD, 22.45 Uhr) - Es ist kein Spaziergang, auf den Cheryl sich begibt. Soll es aber auch nicht sein, denn schließlich will die 26-Jähri- ge geläutert werden: von ihrer Heroinsucht, ihren Sexeskapaden, sie will ihre gescheiterte Ehe und den frühen Tod ihrer Mutter verarbeiten. Deshalb geht sie als gänzlich unerfahrene Wanderin auf dem Pacific Crest Trail (PCT), der sie durch die Wildnis Kaliforniens, Oregons und Washingtons führt. Rückblenden berichten über die Verwundungen ihres Lebens.
Der Film erzählt in doppelter Hinsicht von einem Ausbruch: von dem der wirklichen Cheryl, die in den 1990-Jahren jeden Halt verloren hatte und sich zurückkämpfte in ein selbstbestimmtes Leben. Und von dem der zierlichen Schauspielerin Reese Witherspoon, die hier mit ihrem niedlichen „Good-Girl-Image“aufräumt, und zwar gründlich. Dieses klebte ihr nach drei „Natürlich Blond“-Filmen wie Kaugummi an den Sohlen. Witherspoon spielt in „Der große Trip“nicht nur völlig uneitel die Rolle der zerzausten und verdreckten Hauptdarstellerin, sondern hat den Film auch selbst produziert. Keiner sollte diesen Selbstfindungstrip einer aus der Bahn geworfenen Frau glattbürsten. Und auch wenn die Rückblenden etwas holprig eingestreut werden und es gewiss sympathischere Filmheldinnen gibt – der Kampf der zarten Frau zurück ins Leben ist vor allem eins: wahrhaftig.