Eitler Pfau
Was haben wir gelacht, als uns vor ein paar Jahren am Strand in Ligurien einer der wandernden Einzelhändler eine rostfreie Teleskop-Antenne verkaufen wollte. Tatsächlich handelte es sich um einen sogenannten SelfieStick. Gelacht wurde trotzdem. Dass sich jemand der Lächerlichkeit preisgeben könnte, sich aus unvorteilhafter Perspektive mittels einer skurrilen Apparatur selbst zu fotografieren, erschien der Mehrheit der potenziellen Kunden doch abwegig. Passé! Mittlerweile ist das Selfie sogar im Tierreich angekommen!
Das Foto rechts, aufgenommen im Schweizerischen Nationalpark in Graubünden, zeigt unverkennbar einen Bären: Teddyohren, Nase, Knopfaugen – und Meister Petz hat selbst auf den Auslöser gedrückt. Wie es dazu kommen konnte? Die Kamera sei mit einem Infrarotblitz ausgestattet, berichtete ein Nationalpark-Sprecher. Deshalb habe sich das Tier mitten in der Nacht auch nicht erschreckt. Der Bär riss die Kamera aus der Verankerung und drückte mit der Tatze auf den Auslöser. Experten behaupten, der Bär sei aus dem benachbarten Italien über die Grenze gekommen und dann durch menschlichen Geruch auf die Kamera aufmerksam geworden.
Das mag wissenschaftlich korrekt sein, ist aber zu kurz gedacht. Wahrscheinlich hatte sich das mit der Kamera unter den Bären rumgesprochen. Und um ein anständiges Bild von sich zu bekommen, waren dem Italo-Jungbären die 50 Kilometer nicht zu weit. Hätte sein Weg nicht durch bergiges Gelände geführt, er hätte wohl auch seinen Selfie-Stick mitgenommen. Eitler Pfau. (jos) untermstrich@schwaebische.de