IG Bau will Meisterbrief im Ostalbkreis schützen
167 Prozent mehr Fliesenleger-Betriebe in zwölf Jahren
(ij) - Ein „klares Bekenntnis zum Meisterbrief“fordert die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) von den Bundestagskandidaten im Ostalbkreis. Dazu hat die IG Bau jetzt eine Pressemitteilung versendet. Hintergrund sind die aktuellen Pläne der EU-Kommission: Sie will die Zugangsvoraussetzungen in Handwerksberufen europaweit angleichen. Darunter würden Qualität und Ausbildung leiden, befürchtet IG Bau-Bezirksvorsitzender Mike Paul. Meisterbetriebe im Landkreis wären besonders betroffen.
„Wohin der Abbau von Standards führen kann, zeigt sich im Fliesenlegerhandwerk“, so Paul. Mit der Novelle der Handwerksordnung im Jahr 2004 wurde hier die Meisterpflicht abgeschafft. Seitdem ist die Zahl der Fliesenlegerbetriebe im Bereich der Handwerkskammer Ulm von 311 auf 831 im letzten Jahr angestiegen – ein Zuwachs von 167 Prozent. „Immer mehr Ein-Mann-Betriebe buhlen um Aufträge. Qualität und Ausbildung bleiben aber oft auf der Strecke“, kritisiert der Gewerkschafter. Sollte der Trend die ganze Baubranche erfassen, drohe eine weitere Verschärfung des Fachkräftemangels.
Denn die Handwerksmeister seien die tragende Säule der Berufsausbildung. Neue Zahlen der Handwerkskammer Ulm nennt Paul deshalb „beunruhigend“: Lediglich 121 bestandene Meisterprüfungen im Bau- und Ausbaugewerbe zählte die Kammer im vergangenen Jahr. Der Lehrlingsbestand in der Branche ging im Zehn-Jahres-Vergleich um 12 Prozent auf zuletzt 1362 Azubis zurück.
Die IG Bau ruft die heimischen Bundestagskandidaten eindringlich dazu auf, sich für den Erhalt der Meisterpflicht im Handwerk einzusetzen. Bei den Fliesenlegern müsse sie dringend wieder eingeführt werden, fordert die Gewerkschaft.