Jörg Stolls Vermächtnis lebt im Atelier 13 wieder auf
Die Enkelin des vielseitigen Künstlers, Sandra Burkert, zeigt Bilder, Zeichnungen und Plastiken aus dem Nachlass ihres Großvaters
(R.) - Im März 2015 ist der Ellwanger Stadtplaner und Künstler Jörg Stoll gestorben. An zwei Wochenenden kehrt jetzt wieder Leben in sein Haus An der Mauer 13 ein. Stolls Enkelin Sandra Burkert zeigt Bilder, Zeichnungen und Plastiken aus dem Nachlass ihres Großvaters.
Das unscheinbare Häuschen neben der Marienkirche war zu Stolls Lebzeiten auch sein Atelier. Kunst, wohin man schaut. Die Besucher begegnen einem großartigen und vielseitigen Maler und Bildhauer, der als Stadtplaner das Gesicht Ellwangens über 32 Jahre geprägt hat.
Es sind Schätze, die Jörg Stolls Enkelin Sandra Burkert und ihre Familie beim Aufräumen zutage gefördert haben. Unzählige Gemälde, Collagen und Skulpturen, zahllose Skizzen, Mappen und Künstlerbücher belegen sein reiches Schaffen. 1974 kam der Betonbauer und Architekt nach Ellwangen, die „liebenswerte kleine Stadt, deren barocke Idylle noch immer wohltut“, wie er schrieb.
Archaische Collagen mit Tierskeletten
In kunsthistorische Schubladen ließ sich Jörg Stoll nie pressen. Sein Werk ist Ausdruck eines unabhängigen, kritischen Geistes. Es umfasst zarte Pastellansichten und Bildhauerzeichnungen, akribische stadtplanerische Entwürfe wie den Durchgang von der Marienkirche zum Gemeindezentrum, virtuose Akte und ästhetische Strukturbilder mit Sand als körnigem Untergrund auf der Leinwand. Sie waren sein Markenzeichen. Außerdem archaische Collagen mit Materialien wie Tierskeletten und Brillen, Druckgrafik, Schachfiguren, skurrile Kleinplastiken aus Ton und Ellwanger Impressionen wie die Schwarze Schar.
In seinen Drucken setzte Stoll eine Rose in Bezug zu Tomate und Zucker oder gesellte einen Rettich zum Weinglas. Ironisch formulierte er in einem Selbstdruck von 1997: „Im Wein liegt Wahrheit. Bin ich besoffen?“und antwortet: „Nein, nur inspiriert.“
Inspiriert hat ihn vieles. Pferde zum Beispiel. Sie erscheinen in schier unerschöpflicher künstlerischer Gestalt, stolz oder klapprig wie Don Quijotes Rosinante. Relikt der von Stoll entworfenen Pferdeskulpturen für die Aktion „Schwing die Hufe, auf nach Ellwangen“ist das im Innenhof seines Ateliers zu Grabe getragene Ross, das an der roten Laterne neben der Marienkirche stand. Stoll machte es zu einem Memento mori. Kein Stadtführer lässt es aus. Von der Aktion Schwarz-Rot-Gold zeugen drei mit Kaffee-, Kakao- und Centstücken gefüllte Öltonnen, aus denen eine Hand ragt.
Sandra Burkert erinnert sich gerne an ihren Großvater und ihre Besuche im Atelier 13: „Er hat gelebt wie ein Künstler“, sagt sie. Oft ist sie die luftig-wacklige Treppe unters Dach rauf- und runtergeturnt: „Ich habe sie immer geliebt.“
Das Atelier 13 ist geöffnet am Samstag, 9. September, von 14 bis 18 Uhr, und am Sonntag, 10. September, von 10 bis 18 Uhr.