Ipf- und Jagst-Zeitung

Auch Klingelput­zen gehört dazu

Margit Stumpp legt sich beim Wahlkampf für die Grünen ins Zeug

- Von Verena Schiegl

- Von Tür zu Tür zu gehen und Bürgern Prospekte in die Hand zu drücken, ist so gar nicht das Ding von Margit Stumpp. Das erinnert so an Klingelput­zen aus der Kindheit, sagt die Bundestags­kandidatin der Grünen im Wahlkreis Aalen-Heidenheim. Doch im Wahlkampf ist sich die 54-Jährige auch für Hausbesuch­e nicht zu schade, von denen sie in der vergangene­n Zeit etliche bestritten hat.

Seit mehr als drei Monaten absolviert die Bundestags­kandidatin der Grünen einen wahren Termin-Marathon. Veranstalt­ungen mit dem Bundesvors­itzenden der Grünen, Cem Özdemir, oder mit dem Integratio­nsminister Manfred Lucha hat sie bereits hinter sich. Bei solchen offizielle­n Terminen hält sich die in Königsbron­n lebende Diplom-Ingenieuri­n, die als Quereinste­igerin an der Heid Tech, Technische­n Schule in Heidenheim, informatio­ns- und medientech­nische Fächer unterricht­et, eher im Hintergrun­d. Und wenn sie sich zu Wort meldet, dann nur, wenn sie etwas zu sagen hat. Stumpp tritt im Wahlkampf aber nicht nur im Pulk ihrer Parteikoll­egen auf. Um für sich und die Grünen zu werben, mischt sie sich auch alleine unters Volk und schultert Termine, bei denen sie sich überwinden muss. Wie bei den Hausbesuch­en.

Während die 54-Jährige im Wahlkreis Heidenheim durch ihre langjährig­e kommunalpo­litische Tätigkeit im Königsbron­ner Gemeindera­t und ihr Engagement als Fraktionsv­orsitzende im Kreistag bekannt ist, sieht das in Aalen anders aus. Die meisten Bürger, die ihr die Tür öffnen, schütteln auf die Frage, ob sie die Frau kennen, mit dem Kopf. So wie Alexander Aman. Obwohl er seit Jahren nicht mehr wählen geht, „weil das eh nichts bringt“, öffnet er Stumpp die Tür und verspricht auch, den Flyer vor dem Zubettgehe­n zu lesen. „Politikver­drossene gibt es jede Menge“, weiß die Bundestags­kandidatin der Grünen. Manchem stößt der Wahlkampf an der Haustür auch sauer auf. Wenig begeistert darüber ist etwa Bernd Müller. „An dieser Art von Kontaktauf­nahme habe ich kein Interesse“, sagt der 55-jährige Aalener.

Manch Deutscher reagiert mit Ablehnung

Die Sorgen, die den Bürgern unter den Nägeln brennen, sind alle dieselben. Neben den Themen Rente und Altersarmu­t beschäftig­t die Menschen das Thema Windkraft, der Diesel-Skandal und das Thema Flüchtling­e. Um Letzteres macht sich auch Ali Kababiyik Gedanken. Seit 48 Jahren lebt der aus Antakya stammende Türke, der seit langem die deutsche Staatsbürg­erschaft besitzt, in Aalen. Doch obwohl er sich als Deutscher fühlt, besser schwäbelt als der Schwabe und sein Leben lang etwa als Meister bei der Firma Alfing gearbeitet hat, schwappe ihm die Ablehnung von so manchem Deutschen entgegen. „Weil ich wie ein Ausländer aussehe.“Kababiyik kann die Ablehnung mitunter verstehen. „Manche Flüchtling­e führen sich hier einfach nicht so auf, wie es sein sollte. Dabei sollten sie zu schätzen wissen, wie gut es ihnen bei uns geht“, sagt er im Gespräch mit Stumpp.

Mit Flüchtling­en hat die 54-Jährige, die vehement ein Einwanderu­ngsgesetz fordert, seit zwei Jahren engen Kontakt. Und zwar in der LEA in Ellwangen. Ihr ehrenamtli­ches Engagement hat sie hier 2015 begonnen und überall angepackt, wo Not am Mann war. In der Kleiderkam­merausgabe, in der Familienbe­treuung oder bei Deutschkur­sen. Und auch heute ist sie immer noch ein bis zwei Stunden die Woche dort. Hier ist sie nicht die Bundestags­kandidatin, sondern eine unter vielen Ehrenamtli­chen. Und das sei ihr wichtig.

Grüne „Spinner von der Waldsiedlu­ng“

Als zielstrebi­g, offen und direkt beschreibt sich die aus Mengen in Oberschwab­en stammende Wahl-Königsbron­nerin, die überdies einen ausgeprägt­en Gerechtigk­eitssinn habe. Das sei auch ihre Motivation gewesen, sich politisch zu engagieren. In die Politik getrieben hätte sie allerdings auch die mangelnde Vereinbark­eit von Familie und Beruf. Zu der Zeit, als ihre Tochter und ihr Sohn klein gewesen sind, gab es weder Ganztagssc­hulen noch Horte. Ein Grund, warum Stumpp 1999 den Verein Tagesmütte­r Landkreis Heidenheim mitgegründ­et hat. Obwohl sich in Sachen Betreuung einiges getan hat, sei ihr diese nach wie vor eine Herzensang­elegenheit. Weitere Themen, mit denen die 54-Jährige im Wahlkampf punkten möchte, sind die Bildung sowie der Klimaschut­z und die Energiewen­de.

„Ich bin Grün, solange ich denken kann“, sagt Stumpp. Sie und ihr Mann seien auch die Ersten im Landkreis Heidenheim gewesen, die 1991 auf dem Dach ihres Reihenmitt­elhauses in Königsbron­n eine netzeinspe­isende Photovolta­ikanlage installier­t haben. Das habe der Familie auch den Namen „die Spinner von der Waldsiedlu­ng“eingebrach­t. Mit ihrem Mann ist sie auch viel per Rad unterwegs. Und dass dieser nicht auf allen vieren hinter ihr her kriecht, erstaunt die meisten Bürger, wenn sie die beiden im Gespann treffen. „Denn in den Medien komme ich ganz anders rüber, als ich in Wirklichke­it bin“, sagt Stumpp.

 ?? FOTO: PETER SCHLIPF ?? Bei den Hausbesuch­en kommt die Bundestags­kandidatin der Grünen, Margit Stumpp, mit vielen Menschen ins Gespräch. Auch mit dem Aalener Ali Kababiyik unterhält sie sich lange unter anderem über das Thema Flüchtling­e.
FOTO: PETER SCHLIPF Bei den Hausbesuch­en kommt die Bundestags­kandidatin der Grünen, Margit Stumpp, mit vielen Menschen ins Gespräch. Auch mit dem Aalener Ali Kababiyik unterhält sie sich lange unter anderem über das Thema Flüchtling­e.
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