Gärtner haben Zukunft – trotz Nachwuchssorgen
Nicht nur der grüne Daumen, auch ein Händchen im Umgang mit Menschen ist gefragt
- Johannes Widmann ist Gärtner aus Leidenschaft, wie er selbst sagt. 1999 hat er den elterlichen Gärtnerei- und Floristikbetrieb in Ellwangen übernommen. Der Meisterflorist und Friedhofsgärtner liebt seinen Beruf und sorgt sich zugleich um die Zukunft der Branche. Denn vielen Gärtnereibetrieben fehlt der Nachwuchs.
Auch das Gärtnereigewerbe ist Veränderungen unterworfen: „Früher gab es eben eine Aster oder eine Chrysantheme“, sagt Johannes Widmann. Inzwischen würden vermehrt Laubpflanzen gezüchtet, die durch ihre Farben und ihre Struktur beeindrucken. Auch die Bestattungskultur habe sich verändert: Das traditionelle Familiengrab sei zur Ausnahme geworden, stattdessen gehe der Trend zur Urnenbestattung: „Es ist schon ein Unterschied, ob wir ein Familienoder Urnengrab pflegen“, sagt Widmann. Darüber hinaus würden zunehmend private Gärten gepflegt. Zum Beispiel unterstützen Gärtner ältere Menschen beim Baum- oder Heckenschnitt oder beim Rasenmähen.
Insbesondere der Nachwuchsmangel macht den Betrieben zu schaffen. Nur noch wenige Jugendliche interessieren sich für eine Ausbildung im Gartenbau, wie Johannes Widmann bestätigt.
Für diese Entwicklung sieht er mehrere Gründe: Zum Teil liege es daran, dass „für viele Jugendliche inzwischen andere Berufe interessanter geworden sind.“Handwerksberufe seien insgesamt in den Hintergrund gerückt. Darüber hinaus habe sich der schulische Hintergrund der Jugendlichen verändert: „Früher waren es vor allem Hauptschüler, die bei uns im Beruf aufgegangen sind. Jetzt gibt es wesentlich mehr Realschul-Absolventen und Abiturienten.“Und die fühlten sich möglicherweise „zu Höherem berufen“als zu einer Ausbildung zum Gärtner.
Dazu komme das moderne Freizeitverhalten: Johannes Widmann glaubt, dass die Kinder und Jugendlichen ihre Zeit hauptsächlich im Zimmer verbrächten und kaum noch „mit dem Fahrrädle“raus an die frische Luft und in die Natur gingen.
Kreativität und Regionalität sind Trumpf
Denn die Liebe zur Natur und zur Arbeit im Freien, gerade auch bei schlechtem Wetter, ist für den Gärtnereiberuf unabdingbar. Dabei ist das Tätigkeitsfeld sehr vielschichtig: Es braucht nicht nur den viel zitierten grünen Daumen, sondern auch ein Händchen für den Umgang mit Menschen, etwa wenn es um die Gestaltung eines Grabes geht.
Last but not least ist Kreativität gefragt: Wenn etwa ein Grab übers Jahr gepflegt wird, „haben wir die saisonale Bepflanzung, die dreimal im Jahr gewechselt wird. Da müssen die Farben und Formen stimmen.“
Der Nachwuchsmangel und die Konkurrenz durch Blumensträuße aus dem Supermarkt habe außerdem dazu geführt, dass zahlreiche Gärtnereien in der Region aufgeben mussten. Dadurch verstärke sich das Problem, denn es fehle damit nicht nur an potenziellen Auszubildenden, sondern zunehmend auch an Ausbildungsbetrieben, weiß Widmann.
Dennoch: Gärtner ist ein Beruf mit Zukunft. Davon ist Johannes Widmann felsenfest überzeugt. „Ich denke, dass der Gärtner immer gefragt sein wird. Der Konsument fragt immer nach Regionalität und nach fair gehandelter Ware. Wenn ich die Regionalität hochhalten will, muss ich regional produzieren.“
Das kommende grüne Wochenende in Ellwangen bietet den Gärtnereien aus der Stadt und dem Umland die Gelegenheit, die ganze Bandbreite des Könnens zu präsentieren: Topfpflanzen, Baumschulware, Bäume und Sträucher verwandeln die Innenstadt in eine kleine Gartenschau. Im Innenhof des Rathauses wird es außerdem eine Gräberschau geben, anhand derer sich die Besucher über aktuelle Trends bei der Gräbergestaltung informieren können. Das grüne Wochenende wird am Samstag, 16. September, um 11 Uhr offiziell am Fuchseck eröffnet. Interessierte Besucher können sich ganztägig an den Ständen der Aussteller informieren und beraten lassen. Am Sonntag, 17. September, öffnet die Gärtnerschau um 11 Uhr und dauert bis 18 Uhr.