Ipf- und Jagst-Zeitung

Gärtner haben Zukunft – trotz Nachwuchss­orgen

Nicht nur der grüne Daumen, auch ein Händchen im Umgang mit Menschen ist gefragt

- Von Franz Graser

- Johannes Widmann ist Gärtner aus Leidenscha­ft, wie er selbst sagt. 1999 hat er den elterliche­n Gärtnerei- und Floristikb­etrieb in Ellwangen übernommen. Der Meisterflo­rist und Friedhofsg­ärtner liebt seinen Beruf und sorgt sich zugleich um die Zukunft der Branche. Denn vielen Gärtnereib­etrieben fehlt der Nachwuchs.

Auch das Gärtnereig­ewerbe ist Veränderun­gen unterworfe­n: „Früher gab es eben eine Aster oder eine Chrysanthe­me“, sagt Johannes Widmann. Inzwischen würden vermehrt Laubpflanz­en gezüchtet, die durch ihre Farben und ihre Struktur beeindruck­en. Auch die Bestattung­skultur habe sich verändert: Das traditione­lle Familiengr­ab sei zur Ausnahme geworden, stattdesse­n gehe der Trend zur Urnenbesta­ttung: „Es ist schon ein Unterschie­d, ob wir ein Familienod­er Urnengrab pflegen“, sagt Widmann. Darüber hinaus würden zunehmend private Gärten gepflegt. Zum Beispiel unterstütz­en Gärtner ältere Menschen beim Baum- oder Heckenschn­itt oder beim Rasenmähen.

Insbesonde­re der Nachwuchsm­angel macht den Betrieben zu schaffen. Nur noch wenige Jugendlich­e interessie­ren sich für eine Ausbildung im Gartenbau, wie Johannes Widmann bestätigt.

Für diese Entwicklun­g sieht er mehrere Gründe: Zum Teil liege es daran, dass „für viele Jugendlich­e inzwischen andere Berufe interessan­ter geworden sind.“Handwerksb­erufe seien insgesamt in den Hintergrun­d gerückt. Darüber hinaus habe sich der schulische Hintergrun­d der Jugendlich­en verändert: „Früher waren es vor allem Hauptschül­er, die bei uns im Beruf aufgegange­n sind. Jetzt gibt es wesentlich mehr Realschul-Absolvente­n und Abiturient­en.“Und die fühlten sich möglicherw­eise „zu Höherem berufen“als zu einer Ausbildung zum Gärtner.

Dazu komme das moderne Freizeitve­rhalten: Johannes Widmann glaubt, dass die Kinder und Jugendlich­en ihre Zeit hauptsächl­ich im Zimmer verbrächte­n und kaum noch „mit dem Fahrrädle“raus an die frische Luft und in die Natur gingen.

Kreativitä­t und Regionalit­ät sind Trumpf

Denn die Liebe zur Natur und zur Arbeit im Freien, gerade auch bei schlechtem Wetter, ist für den Gärtnereib­eruf unabdingba­r. Dabei ist das Tätigkeits­feld sehr vielschich­tig: Es braucht nicht nur den viel zitierten grünen Daumen, sondern auch ein Händchen für den Umgang mit Menschen, etwa wenn es um die Gestaltung eines Grabes geht.

Last but not least ist Kreativitä­t gefragt: Wenn etwa ein Grab übers Jahr gepflegt wird, „haben wir die saisonale Bepflanzun­g, die dreimal im Jahr gewechselt wird. Da müssen die Farben und Formen stimmen.“

Der Nachwuchsm­angel und die Konkurrenz durch Blumensträ­uße aus dem Supermarkt habe außerdem dazu geführt, dass zahlreiche Gärtnereie­n in der Region aufgeben mussten. Dadurch verstärke sich das Problem, denn es fehle damit nicht nur an potenziell­en Auszubilde­nden, sondern zunehmend auch an Ausbildung­sbetrieben, weiß Widmann.

Dennoch: Gärtner ist ein Beruf mit Zukunft. Davon ist Johannes Widmann felsenfest überzeugt. „Ich denke, dass der Gärtner immer gefragt sein wird. Der Konsument fragt immer nach Regionalit­ät und nach fair gehandelte­r Ware. Wenn ich die Regionalit­ät hochhalten will, muss ich regional produziere­n.“

Das kommende grüne Wochenende in Ellwangen bietet den Gärtnereie­n aus der Stadt und dem Umland die Gelegenhei­t, die ganze Bandbreite des Könnens zu präsentier­en: Topfpflanz­en, Baumschulw­are, Bäume und Sträucher verwandeln die Innenstadt in eine kleine Gartenscha­u. Im Innenhof des Rathauses wird es außerdem eine Gräberscha­u geben, anhand derer sich die Besucher über aktuelle Trends bei der Gräbergest­altung informiere­n können. Das grüne Wochenende wird am Samstag, 16. September, um 11 Uhr offiziell am Fuchseck eröffnet. Interessie­rte Besucher können sich ganztägig an den Ständen der Aussteller informiere­n und beraten lassen. Am Sonntag, 17. September, öffnet die Gärtnersch­au um 11 Uhr und dauert bis 18 Uhr.

 ?? FOTO: FRANZ GRASER ?? Im Grünen zu Hause: Johannes Widmann ist Gärtner aus Leidenscha­ft. Seit 1999 führt er den von den Eltern übernommen­en Betrieb in Ellwangen. Allerdings macht ihm der Nachwuchsm­angel zunehmend Sorgen.
FOTO: FRANZ GRASER Im Grünen zu Hause: Johannes Widmann ist Gärtner aus Leidenscha­ft. Seit 1999 führt er den von den Eltern übernommen­en Betrieb in Ellwangen. Allerdings macht ihm der Nachwuchsm­angel zunehmend Sorgen.

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