Ipf- und Jagst-Zeitung

Vom Vogelknoch­en zum Leichtbau-Rad

An der Hochschule Aalen tüfteln Schüler am Fahrradrah­men der Zukunft

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(an) - Vor 200 Jahren wurde das Fahrrad erfunden. Und seither auch nicht wesentlich verändert, erklärt Susanne Garreis, Leiterin von Explorhino, dem Schülerlab­or an der Hochschule Aalen. Dabei sei es bei Jugendlich­en so beliebt wie eh und je. Trotzdem: „Irgendwie mussten wir das Fahrrad im Zusammenha­ng mit der Hochschule Aalen an die Jugend bringen“, fügt sie hinzu. Das ist ihr gelungen: Mit ihrem Projekt zum Fahrradrah­men der Zukunft erzielte sie einen ersten Platz beim Landeswett­bewerb „Fahrrad.Ideen.Entwickeln.“und füllt die Hochschule Aalen in der vorlesungs­freien Zeit mit Leben.

Im Rahmen des Hochschulc­amps tummeln sich 16 Jungen im Alter von 13 bis 16 Jahren auf dem Campus. Nach einer Vorstellun­g der Hochschule und einem Vortrag von Burkhard Heine, Professor für Oberfläche­ntechnik, geht es ans Entwerfen und Programmie­ren der Rahmen-Modelle im CADProgram­m.

In der Gießerei liegt Spannung in der Luft

Hochkonzen­triert arbeiten die Jungen zusammen mit Erika Lahnsteine­r von Explorhino zu zweit an ihren Styropor-Modellen. „Die Idee zu unserem Entwurf hatten wir beim Vortrag von Prof. Heine“, erzählt der 15-jährige Moritz. Die gezeigten Vogelknoch­en haben seinen Entwurf beeinfluss­t: Bionik in der Anwendung. Tim, ebenfalls 15, ergänzt: „Der heiße Draht des Schneidege­räts kann nur durchgehen­de Linien ausschneid­en.“Das müssen die Jungen bei ihrem Entwurf beachten. So entstehen in nur einem Nachmittag Rahmen-Modelle aus Styropor mit Einflüssen von Bionik und Leichtbau.

In der Gießerei liegt Spannung in der Luft. Dominik Flierl löst einen fertigen Rahmen unter den gespannten Blicken der Jungen aus der Form und stößt ihn zum Abschrecke­n ins Wasser. Lost Foam-Verfahren nenne man dieses Vorgehen, erklärt der wissenscha­ftliche Mitarbeite­r den Teilnehmer­n. Dabei wird das Modell in Quarzsand eingebette­t, der Sand verdichtet und anschließe­nd das heiße Aluminium eingegosse­n. Das Metall schmilzt das Styropor und nimmt dessen Platz ein: der Fahrrad-Rahmen entsteht.

Anschließe­nd geht es dem Modell von Alexander und Bryan an den Kragen. Im Druckversu­ch zeigt Laborleite­r Thomas Weidler den Jungen, was ihre Entwürfe alles aushalten. Erst bei 700 Kilogramm beginnt sich der Rahmen zu verbiegen. „Es würde immer noch fahren, das Fahrrad“, sind sich die beiden Konstrukte­ure sicher. Mit Feuereifer wird sofort über Verbesseru­ngen diskutiert.

Fahrrad wird beim Thema Mobilität große Rolle spielen

Diese Begeisteru­ng für Technik will Susanne Garreis mit ihrem Projekt fördern. Lernen die Jugendlich­en nebenbei Studienber­eiche wie Leichtbau, Materialku­nde und Informatik kennen, sei das umso besser. Und da das Fahrrad beim Thema Mobilität in Zukunft eine große Rolle spielen wird, kann man nicht früh genug damit anfangen, die Konstrukte­ure der Zukunft zu sensibilis­ieren. Der Begeisteru­ng der Gruppe in der Gießerei nach zu urteilen, ist dieser Plan aufgegange­n.

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