Langer Nachhall veredelt Sopranstimme
Beatrice Voellmy und Christoph Kaufmann begeistern in der Abteikirche Neresheim
- Beim letzten der drei Konzerte in diesem Jahr sind am Sonntag in der Abteikirche Neresheim ungewöhnlich viele Plätze leer geblieben. Auf dem Programm standen Mariengesänge für Sopran und Orgel sowie für Orgel solo.
Die in Zürich geborene, international ausgezeichnete Sopranistin Beatrice Voellmy und der in Basel lebende Organist Christoph Kaufmann, ebenfalls international renommiert, präsentierten den Zuhörern ein Programm mit eher selten gespielten Vokalwerken und konzertanter Orgelmusik aus dem Spektrum der marianischen Lobgesänge. Und sie taten dies auf einem musikalisch sehr hohen Niveau und berührten damit Herzen und Seelen der Zuhörer. Für eine Sängerin ist die Akustik in der Neresheimer Klosterkirche schlichtweg ein Traum. Eine so zauberhafte, glockenklare, schlanke aber auch kraftvolle Sopranstimme wie die von Beatrice Voellmy wird durch den langen Nachhall in der Abteikirche gleichermaßen noch veredelt, und kann sich prachtvoll im weiten Kirchenraum entfalten.
Substanz auch in tieferen Lagen
Mühelos konnte sich Beatrice Voellmy dabei oben auf der Empore neben der von Kaufmann dynamisch zurückgenommenen Holzhey-Orgel stimmlich behaupten. Substanz auch in tieferen Lagen und Coloraturen in schwebender Leichtigkeit prägten nicht nur die Kantate für Sopran und Orgel „O Maria quam pulchra es“aus der Feder der Venezianerin Barbara Strozzi, sondern auch die anderen Lobgesänge wie etwa das „Salve Regina“von Felix Mendelssohn-Bartholdy oder ein gleichnamiges Werk von Pater Ambros Stierlin aus der Musiksammlung des Benediktinerklosters Mariastein in der Schweiz. Bei einzelnen Spitzentönen wie etwa in der Canzona francese „Quaenam portenta“von Bernardo Pasquini schoss Voellmy allerdings dynamisch auch mal ein wenig über das Ziel hinaus.
Kaufmann begleitete die Sängerin auf der großen Orgel mit sensibler Zurückhaltung und präsentierte sich in den Kompositionen für Orgel solo als versierter, kreativ registrierender Virtuose auf Manualen und Pedalen. Dabei bewegte er sich auf den moderat modernen musikalischen Wegen von Hermann Schroeder mit einer Toccata in kraftvollem Duktus aus dessen marianischen Antiphonen genauso stilsicher wie in den romantischen Variationen von Ernst Köhler über das Hochzeitsthema aus der Oper „Faust“vom französischen Romantiker Louis Spohr.
Bei diesem Streifzug durch die Register der Holzhey-Orgel mit ihren schier unerschöpflichen Klangmöglichkeiten demonstrierte Christoph Kaufmann eindrucksvoll die hohe, die virtuose Kunst des Orgelspiels.