In diesem Jahr gibt’s keine Almhütte auf dem Marktplatz
Hohe Auflagen, Gebühren, Anfeindungen: Asma Gebreloel will beliebte Adventsveranstaltung nicht mehr ausrichten
- Er hat lange mit sich gerungen und sich nun entschieden: Asma Gebreloel wird in diesem Jahr zur Adventszeit keine Almhütte auf dem Ellwanger Marktplatz betreiben. Die Auflagen seien zu streng, der Stress zu groß, die Anfeindungen zum Teil unerträglich. „Das muss ich nicht mehr haben“, sagt Gebreloel.
Eigentlich war es schon längst ausgemacht, dass es auch in diesem Jahr wieder eine Almhütte auf dem Marktplatz geben wird. Gebreloel hatte die Aufstellung der Hütte noch vor dem Sommer beantragt, die Stadtverwaltung hatte das Vorhaben genehmigt und rund um die Almhütte dann auch das Konzept für den diesjährigen Ellwanger Weihnachtsmarkt gebastelt.
Verkürzte Öffnungszeiten, weniger Musik
Jetzt die überraschende Kehrtwende. Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt Gebreloel seinen Rückzieher. Die Stadtverwaltung habe auf Druck des Gemeinderats nicht nur an der Gebührenschraube gedreht, sondern auch die Auflagen für den Betrieb der Weihnachtshütte weiter verschärft; unter anderem wurden die Öffnungszeiten verkürzt. Außerdem sollte es weniger Veranstaltungen und LiveMusik geben. Gebreloel betont in diesem Zuge, dass er mit dem Event jedes Jahr ein finanzielles Riskio eingehe. Insgesamt müsse er rund 30 000 Euro für den vierwöchigen Betrieb der Hütte aufwenden. „Und diesen Betrag muss ich erst einmal wieder reinwirtschaften. Für mich ist die Veranstaltung unter den neuen Voraussetzungen wirtschaftlich nicht mehr so interessant“, sagt Gebreloel.
Doch es gibt noch einen weiteren, viel gewichtigeren Grund, der Gebreloel zum Umdenken bewegt hat. Und das ist der enorme Stress rund um dieses äußerst publikumswirksame Weihnachtsevent. „Von allen Seiten“werde an ihm gezerrt, klagt Gebreloel. Bei den Gästen müsse er jeden Abend den „bösen Mann machen“und an die Schlusszeiten erinnern, während sich die Anwohner regelmäßig darüber beschwerten, dass es zu laut sei. Und das übrigens nicht nur verbal. Zuletzt sei er sogar körperlich angegangen worden, zudem soll es rassistische Beleidigungen gegeben haben. Gäste mussten sich in einem Fall sogar schützend vor Gebreloel stellen. Bußgeld wurde auch fällig. 800 Euro musste Gebreloel zahlen, weil die Sperrzeit in der Almhütte an zwei Tagen überschritten wurde. „Dieser ganze Ärger, die Anfeindungen, das finanzielle Risiko stehen in keiner Relation zum möglichen Ertrag. Ich war die letzten zwei Jahre am 24. Dezember fix und fertig und mit den Nerven am Ende“, erzählt der Gastronom und Eventmanager und fügt resigniert hinzu: „Und genau dann muss man es sein lassen.“
Auch wenn es auf der anderen Seite durchaus großen Zuspruch für die Almhütte gegeben habe. Das Publikum kam in den ersten beiden Jahren in großer Zahl. Und auch für die Almhütten-Saison 2017 sah es vielversprechend aus. Gebreloel lagen bereits diverse Reservierungsanfragen für Weihnachtsfeiern vor, auch eine Hochzeitsgesellschaft wollte in der Almhütte anstoßen. Doch daraus wird nun wohl nichts werden.
Wobei Asma Gebreloel die Tür durchaus noch einen Spalt offen lässt. Wenn vom Ellwanger Gemeinderat das eindeutige Signal und die klare Aussage käme, dass das Gremium die Veranstaltung auf dem Marktplatz wünscht, sei er zu einem Gespräch bereit. „Reden kann man schließlich immer“, sagt er. Aber den Almhütte-Gegnern im Gemeinderat müsse klar sein, dass man privaten Veranstaltern die Ausrichtung von solchen Events auch schmackhaft mache müsse. Ansonsten fände in der Ellwanger Innenstadt irgendwann gar nichts mehr statt. Er selbst werde in diesem Jahr aller Voraussicht nach nicht nur auf die Almhütte verzichten. Auch das Rondell bei Gebreloels Café Punto soll es 2017 nicht mehr geben.
Stadtverwaltung reagiert betroffen
Bei der Stadtverwaltung reagiert man betroffen auf Gebreloels kurzfristige Almhütten-Absage. „Das ist ein Verlust für die Stadt“, sagt Pressesprecher Anselm Grupp. Trotz der Beschwerden, die es von Anwohnern wegen der Lärmbelästigung gegeben habe, hätte die Stadtverwaltung die Almhütte stets als „große Bereicherung empfunden“, sagt Grupp.
Da die Verwaltung erst am Donnerstag dieser Woche von dem Rückzieher erfahren habe, gebe es derzeit laut Grupp noch „keinen Plan B“, ob beziehungsweise was alternativ auf dem Marktplatz im Advent geboten werden könnte. Einen gleichwertigen Ersatz zu finden, sei angesichts der Kürze der Zeit aber nahezu unmöglich, so Grupp. Bleibe es bei Gebreloels Absage, müsse in jedem Fall das Konzept für den Weihnachtsmarkt überarbeitet werden – „damit wir da noch eine schlüssige, runde Sache auf die Beine stellen“.