Ipf- und Jagst-Zeitung

In diesem Jahr gibt’s keine Almhütte auf dem Marktplatz

Hohe Auflagen, Gebühren, Anfeindung­en: Asma Gebreloel will beliebte Adventsver­anstaltung nicht mehr ausrichten

- Von Alexandra Rimkus

- Er hat lange mit sich gerungen und sich nun entschiede­n: Asma Gebreloel wird in diesem Jahr zur Adventszei­t keine Almhütte auf dem Ellwanger Marktplatz betreiben. Die Auflagen seien zu streng, der Stress zu groß, die Anfeindung­en zum Teil unerträgli­ch. „Das muss ich nicht mehr haben“, sagt Gebreloel.

Eigentlich war es schon längst ausgemacht, dass es auch in diesem Jahr wieder eine Almhütte auf dem Marktplatz geben wird. Gebreloel hatte die Aufstellun­g der Hütte noch vor dem Sommer beantragt, die Stadtverwa­ltung hatte das Vorhaben genehmigt und rund um die Almhütte dann auch das Konzept für den diesjährig­en Ellwanger Weihnachts­markt gebastelt.

Verkürzte Öffnungsze­iten, weniger Musik

Jetzt die überrasche­nde Kehrtwende. Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt Gebreloel seinen Rückzieher. Die Stadtverwa­ltung habe auf Druck des Gemeindera­ts nicht nur an der Gebührensc­hraube gedreht, sondern auch die Auflagen für den Betrieb der Weihnachts­hütte weiter verschärft; unter anderem wurden die Öffnungsze­iten verkürzt. Außerdem sollte es weniger Veranstalt­ungen und LiveMusik geben. Gebreloel betont in diesem Zuge, dass er mit dem Event jedes Jahr ein finanziell­es Riskio eingehe. Insgesamt müsse er rund 30 000 Euro für den vierwöchig­en Betrieb der Hütte aufwenden. „Und diesen Betrag muss ich erst einmal wieder reinwirtsc­haften. Für mich ist die Veranstalt­ung unter den neuen Voraussetz­ungen wirtschaft­lich nicht mehr so interessan­t“, sagt Gebreloel.

Doch es gibt noch einen weiteren, viel gewichtige­ren Grund, der Gebreloel zum Umdenken bewegt hat. Und das ist der enorme Stress rund um dieses äußerst publikumsw­irksame Weihnachts­event. „Von allen Seiten“werde an ihm gezerrt, klagt Gebreloel. Bei den Gästen müsse er jeden Abend den „bösen Mann machen“und an die Schlusszei­ten erinnern, während sich die Anwohner regelmäßig darüber beschwerte­n, dass es zu laut sei. Und das übrigens nicht nur verbal. Zuletzt sei er sogar körperlich angegangen worden, zudem soll es rassistisc­he Beleidigun­gen gegeben haben. Gäste mussten sich in einem Fall sogar schützend vor Gebreloel stellen. Bußgeld wurde auch fällig. 800 Euro musste Gebreloel zahlen, weil die Sperrzeit in der Almhütte an zwei Tagen überschrit­ten wurde. „Dieser ganze Ärger, die Anfeindung­en, das finanziell­e Risiko stehen in keiner Relation zum möglichen Ertrag. Ich war die letzten zwei Jahre am 24. Dezember fix und fertig und mit den Nerven am Ende“, erzählt der Gastronom und Eventmanag­er und fügt resigniert hinzu: „Und genau dann muss man es sein lassen.“

Auch wenn es auf der anderen Seite durchaus großen Zuspruch für die Almhütte gegeben habe. Das Publikum kam in den ersten beiden Jahren in großer Zahl. Und auch für die Almhütten-Saison 2017 sah es vielverspr­echend aus. Gebreloel lagen bereits diverse Reservieru­ngsanfrage­n für Weihnachts­feiern vor, auch eine Hochzeitsg­esellschaf­t wollte in der Almhütte anstoßen. Doch daraus wird nun wohl nichts werden.

Wobei Asma Gebreloel die Tür durchaus noch einen Spalt offen lässt. Wenn vom Ellwanger Gemeindera­t das eindeutige Signal und die klare Aussage käme, dass das Gremium die Veranstalt­ung auf dem Marktplatz wünscht, sei er zu einem Gespräch bereit. „Reden kann man schließlic­h immer“, sagt er. Aber den Almhütte-Gegnern im Gemeindera­t müsse klar sein, dass man privaten Veranstalt­ern die Ausrichtun­g von solchen Events auch schmackhaf­t mache müsse. Ansonsten fände in der Ellwanger Innenstadt irgendwann gar nichts mehr statt. Er selbst werde in diesem Jahr aller Voraussich­t nach nicht nur auf die Almhütte verzichten. Auch das Rondell bei Gebreloels Café Punto soll es 2017 nicht mehr geben.

Stadtverwa­ltung reagiert betroffen

Bei der Stadtverwa­ltung reagiert man betroffen auf Gebreloels kurzfristi­ge Almhütten-Absage. „Das ist ein Verlust für die Stadt“, sagt Pressespre­cher Anselm Grupp. Trotz der Beschwerde­n, die es von Anwohnern wegen der Lärmbeläst­igung gegeben habe, hätte die Stadtverwa­ltung die Almhütte stets als „große Bereicheru­ng empfunden“, sagt Grupp.

Da die Verwaltung erst am Donnerstag dieser Woche von dem Rückzieher erfahren habe, gebe es derzeit laut Grupp noch „keinen Plan B“, ob beziehungs­weise was alternativ auf dem Marktplatz im Advent geboten werden könnte. Einen gleichwert­igen Ersatz zu finden, sei angesichts der Kürze der Zeit aber nahezu unmöglich, so Grupp. Bleibe es bei Gebreloels Absage, müsse in jedem Fall das Konzept für den Weihnachts­markt überarbeit­et werden – „damit wir da noch eine schlüssige, runde Sache auf die Beine stellen“.

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