Ab 2022 könnte es dem Beton an den Kragen gehen
Drei Möglichkeiten für die Zukunft des Rathauses: Renovierung, Generalsanierung oder Abriss und Neubau
- Zwar werden es vermutlich erst die Jahre 2022 bis 2025 sein, in denen sich am Aalener Rathaus tatsächlich baulich etwas tun wird. Welche Möglichkeiten es dabei geben wird, zeichnet sich aber schon jetzt ab. Am Ende wird wohl zu entscheiden sein zwischen einer bloßen Renovierung, einer umfassenden Generalsanierung oder einem Neubau im selben Umfeld wie bisher.
Dass der Stadt nicht die Hände gebunden sein werden, wenn sie an ihr in den Jahren 1973 bis 1975 nach den Plänen des Reutlinger Architekten Helmut Schaber gebautes Rathaus rangeht, hat ihr im August definitiv das Landesdenkmalamt bescheinigt: Für den massiven Betonbau am oberen Marktplatz besteht kein Denkmalschutz. Die Prioritätenfolge bei den Investitionen bleibt für Oberbürgermeister Thilo Rentschler dennoch unverändert, wie er im Gespräch mit den „Aalener Nachrichten“untermauert: Erst kommen die Schulmodernisierungen und der Ausbau der Kinderbetreuung, dann der Wohnungsbau und die Bereiche Kultur und Freizeit mit Limesmuseum, Kulturbahnhof und den Aalener Bädern und erst dann das Rathaus. Bis 2022, so rechnet er, werden mindestens 100 der insgesamt 150 Millionen Euro an Investitionen in Bildung, Betreuung, Wohnen, Kultur und Bäder abgearbeitet sein, dann gibt es wieder Luft für ein neues Großprojekt.
Nicht mehr Stand der Technik
Ab 2018 allerdings will Rentschler bereits erste Planungsraten fürs Rathaus in den Haushalt und die Finanzplanung der Stadt einstellen, eine erste Finanzierungsrate 2021. „Richtig dran“wäre das Rathaus dann ab 2022. „Dann kann man das auch schultern“, so der OB. An der Notwendigkeit lässt er keinen Zweifel: „Wir können nicht so tun, als wäre das Rathaus mit seinen 42 Jahren ein jungfräuliches Gebäude.“Es sei zwar massiv und repräsentativ, mit einem guten Zuschnitt und damals mit hoher Qualität gebaut worden, vieles sei aber eben auch Stand der 1970er Jahre: von der Gebäudetechnik über den Brandschutz bis zur Energietechnik.
Rückbau bis aufs Gerippe?
Drei denkbare Lösungen hat Rentschler auch dem Gemeinderat in dessen jüngster Klausur aufgezeigt:
Eine abschnittweise Renovierung unter laufendem Betrieb könnte man über mehrere Jahre verteilen, sie würde sicher etliche Modernisierungen ermöglichen, aber im Prinzip „bleibt das Rathaus dabei so, wie es jetzt ist“, wie Rentschler sagt.
Eine Generalsanierung würde auf mindestens zwei Jahre den Auszug der kompletten, rund 300-köpfigen Rathausmannschaft bedeuten. Mögliche Ausweichquartiere wären unter anderem Flächen, die jetzt noch der Ostalbkreis belegt, die aber frei würden, wenn der zweite Dienstsitz des Landratsamts auf dem Union-Gelände bezogen ist. Solche Flächen wären unter anderem das Job-Center im ehemaligen Schwesternwohnheim im Tännich oder Büroräume im „Quadrat“an der Gartenstraße. Eine Generalsanierung würde, ähnlich wie beim ehemaligen Kaufring und jetzigen Kubus, den Rückbau auf einen „veredelten Rohbau“respektive auf das Grundgerippe bedeuten mit der Möglichkeit, auch das Äußere zu verändern, anzubauen und neue Flächen zu schaffen. „Der Standort bleibt, das Grundkonzept bleibt“, so Rentschler, und dennoch könnte das Rathaus danach völlig anders aussehen.
Dritte Möglichkeit: Abriss des bisherigen Rathauses und Neubau im Prinzip am jetzigen Standort, den Rentschler aus mehreren Gründen nicht infrage stellen will: Einen besseren mitten in der Stadt und am Marktplatz werde man kaum finden, und die mit hohem finanziellen Aufwand generalsanierte Rathaus-Tiefgarage solle, auch mit ihrer Fortsetzung Richtung Kubus und Torhaus, erhalten bleiben. Zudem ruhe schon jetzt der gesamte Rathauskomplex auf den Pfeilern in der Tiefgarage, sie müsste also fester Bestandteil auch eines Neubaus sein.
Chance auf Neues
„Wir können nicht so tun, als wäre das Rathaus ein jungfräuliches Gebäude“, sagt OB Thilo Rentschler.
Ohne eine Richtung vorgeben zu wollen, hält Rentschler die Variante Generalsanierung dennoch für die, die am ehesten denkbar erscheine. Auch aus Respekt vor der bestehenden, im Prinzip guten Bausubstanz. Das bereits in den 1970ern angewandte, völlig flexible Raumaufteilungsraster würde dabei viele Spielräume lassen, und auch bei einer Generalsanierung könne man das Rathaus-Umfeld völlig neu überdenken, etwa was die Radwegeführung oder die Rolle des Kochers anbelangt. Hinzu kommen rasante Entwicklungen bei der Digitalisierung, bei der Umstellung auf das papierlose Büro (Stichwort Verwaltung 4.0) mit elektronischen Akten. Das, so Rentschler, bleibe nicht ohne Auswirkungen auf die benötigten Büroflächen. Will heißen, auch bei einer Generalsanierung könne man Platz für Neues schaffen. Damit das Rathaus zum Beispiel noch mehr zum Treff der Bürger, zum Ort von Veranstaltungen und Aktionen werden könne.
In Richtung 30 Millionen
Überhaupt noch keine konkrete Vorstellung gibt es laut Rentschler beim Thema Kosten. Zumal die Baukosten in fünf, sechs Jahren derzeit in keinster Weise abschätzbar seien. Eine Vermutung äußert er dennoch: Bei einer Generalsanierung werde man sicher schnell in eine Größenordnung „in Richtung 30 Millionen Euro“kommen. Weshalb auch die Variante der einfacheren Renovierung geprüft werden müsse. Egal wie – die Zukunft des Rathauses jedenfalls, so der OB, müsse klug abgewogen werden, nicht nur mit dem Gemeinderat, sondern auch mit dem Personalrat. „Das ist unser eigenes Gebäude, und damit haben wir auch eine hohe Verantwortung für die Mitarbeiter“, sagt Rentschler.