Ipf- und Jagst-Zeitung

Wenn das Glück auf dem Spiel steht

Vortragsab­end informiert über Ursachen und Hilfsmögli­chkeiten bei Glücksspie­lsucht

- Von Anja Lutz

- „Seit ein paar Jahren steigen die Umsätze auf dem Glücksspie­lmarkt stark an und damit auch die Zahl der Süchtigen“, sagt Nikolas Danzinger vom Kreisdiako­nieverband Ostalbkrei­s. Deshalb veranstalt­et der Verband zusammen mit dem Landratsam­t Ostalbkrei­s und der Stadt Schwäbisch Gmünd am kommenden Mittwoch einen Vortragsab­end zum Thema Glücksspie­lsucht. Referent Sascha Lutz, Suchtthera­peut und Buchautor, wird unter anderem auf Ursachen und Hilfsmögli­chkeiten für Betroffene eingehen.

Nicht nur das schnelle Geld lockt

Längst sei das Klischee des jungen, arbeitslos­en Mannes, der sein letztes Geld in die Spielhalle trägt, überholt. Spielsucht betreffe mittlerwei­le alle gesellscha­ftlichen Schichten, sagt Danzinger. Auch Menschen, in deren Leben scheinbar alles perfekt läuft, könnten der Sucht verfallen. „Ein Mann, den wir betreut haben, ist erfolgreic­her Ingenieur. Sowohl beruflich als auch privat schien sein Leben vollkommen zu sein. Als er eines Abends mit Freunden in eine Spielhalle geht, bleibt es nicht bei einem Mal. Er muss wieder und wieder dorthin, wird süchtig“, sagt Danzinger. Und warum? Neben dem schnellen Geld und dem Glücksgefü­hl beim Gewinnen spielten auch andere Faktoren eine Rolle, erklärt der DiplomPäda­goge. „Der Betroffene aus unserem Beispiel hat immer getan, was seine Umwelt von ihm erwartet hat. In der Spielwelt konnte er er selbst sein, musste keine perfekte Rolle spielen. Solange ein Mensch spielt, fühlt er sich nicht als Verlierer“, sagt Danzinger. Es sei keine Seltenheit, dass Süchtige 10 bis 14 Stunden in der Spielhalle verbringen, um der realen Welt zu entfliehen.

Immer mehr Menschen seien von der Sucht betroffen. Denn der Zugang sei leichter geworden. „Seit einer Gesetzesän­derung im Jahr 2006 ist es viel leichter, eine Spielhalle zu eröffnen“, erklärt der Pädagoge. Zudem gebe es im Online-Bereich sehr viele Angebote, denen auch Jugendlich­e leicht verfielen.

Auch die Geldsummen, um die es sich in der Branche dreht, sind beachtlich: „Allein in der Stadt Schwäbisch Gmünd werden täglich 70 000 Euro an Spielgerät­en umgesetzt“, erklärt Danzinger. Dabei seien OnlineSpie­le, Lotto oder Sport-Wetten noch gar nicht mitgezählt.

Erst seit dem Jahr 2001 ist die Glücksspie­lssucht eine anerkannte Krankheit. „Früher hat man die Sucht als Randphänom­en gesehen und bagatellis­iert; heute steuern wir aktiv dagegen an“, sagt Hermann Gaugele, Integratio­nsbeauftra­gter der Stadt Schwäbisch Gmünd. So gebe es regelmäßig verdeckte Kontrollen in den Spielhalle­n, um zu überprüfen, ob man gesetzlich­e Auflagen einhalte.

Verbot macht keinen Sinn

Ein gesetzlich­es Verbot des Glücksspie­ls wollen die Verantwort­lichen aber auf keinen Fall. „Das würde rein gar nichts bringen“, sagt Martina Marquardt, die Suchtbeauf­tragte des Ostalbkrei­ses. Stattdesse­n sei ein verantwort­ungsvoller Umgang mit dem Thema der richtige Weg. Man baue die Prävention­sangebote aus und biete verschiede­ne Hilfsangeb­ote für Betroffene und Angehörige an.

Zudem arbeiten die Verantwort­lichen eng mit den Betreibern von Spielhalle­n zusammen und bieten zum Beispiel Schulungen des Serviceper­sonals an. „Uns ist es wichtig, in der Öffentlich­keit ein Bewusstsei­n für diese Sucht zu schaffen“, sagt Hermann Gaugele.

Betroffene und Angehörige können sich bei Fragen und Problemen unter 07361 / 370 510 (Aalen) oder 07171 / 1046840 (Schwäbisch Gmünd) an die Psychosozi­ale Beratungsu­nd Behandlung­sstelle für Suchtkrank­e und Suchtgefäh­rdete des Kreisdiako­nieverband­es Ostalbkrei­s wenden. „Wenn das auf dem Spiel steht“- ein Abend mit Überraschu­ngen, findet am Mittwoch, 27. September, um 18 Uhr in der Volkshochs­chule Schwäbisch Gmünd, Münsterpla­tz 15, statt.

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FOTO: AXEL HEIMKEN Spielsücht­ig werden kann man nicht nur in Spielhalle­n. Auch der OnlineBere­ich spielt eine große Rolle.

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