„Alltagsexponate“einfach schön
„Die Schönheit der einfachen Dinge“des Kunstvereins Aalen zeigt 2500 Jahre alte Webteppiche und fernöstliche Keramiken
- Exponate, deren Alter mit der Radiokarbonmethode bestimmt wurden. Das ist nicht der Regelfall bei einer Ausstellung. Die Wissenschaft ist es, die hier dem Kunsthandwerk noch eine zusätzliche gewisse Ehrfurcht, den „Hauch der Geschichte“mit auf den Weg gibt. Plusminus 2500 Jahre alt sind die orientalischen gewebten Teppiche (Kelims), die der Kunstverein Aalen jetzt in den Etagen des Alten Rathauses zeigt. „Die Schönheit der einfachen Dinge“geht noch weiter gen Osten – auf den Weg des Chado, der japanischen Teezeremonie.
Die „Kelim-Connection“– so nennt man bisweilen Sabine Steinbock und Harry Koll. Beide sind begeisterte Sammler und profunde Kenner der von Frauen gewebten farbenprächtigen Textilien, die einst die Nomadenzelte schmückten, der Stamm hatte sein eigenes Muster. Etwa so wie die Kilts der schottischen Clans.
Aus der Zeit zwischen 431 und 542 vor Christus
Im alten Rathaus sind nun gemusterte Streifenkelims zu sehen, viele davon aus Anatolien und aus einem der Zentren der Kelimproduktion, aus Kappadokien. Manche sind als Fragment erhalten, radiocarboniert auf die Zeit zwischen 431 und 542 vor Christus.
Außergewöhnlich sind auch die Keramiken von Koll und Steinbock: Japanische Alltagsgegenstände voll schlichter Ästhetik, Blumenvasen, Schalen, Dosen für Räucherwerk, Sakeund Teetassen.
Die japanische Teezeremonie ist eine nahezu kultische Handlung in mehreren streng festgelegten Schritten. Im Mittelpunkt steht die Teeschale (Chawan), in die der pulverisierte Grüntee (Matcha) mit dem Chasen, einer Art Bambusbesen, gerührt wird. Die Teeschalen und auch viele andere Keramiken sind mit der sogenannten Ascheanflug- oder Ascheflug-Technik hergestellt, einer archaischen Brennmethode, die oft für „zufällige“, jeweils einmalige Glasureffekte sorgt. Aber das Wort archaisch passt überwiegend auf die Technik. Mit Archaik wird oft rustikal assoziiert. Und genau so wirken die Keramiken eben nur vordergründig. Sie sind von unendlich scheinender zeitloser Ästhetik, eine Symbiose aus Form und Funktion. Artur Elmer, Vorsitzender des Aalener Kunstvereins, definiert bei der Eröffnung der Ausstellung (sie ist bis 12. November zu sehen), was das ist, die Einfachheit. Was ein „klassischer“darstellender Künstler mit Pinsel und Leinwand schafft, schafften die KelimKünstlerinnen mit dem Weberschiffchen und dem farbigem Faden. Die Keramikkünstler sind Kunsthandwerker, handwerkende Künstler.
Das weiß, so Elmer, wer je versuchte, aus einem Klumpen Ton einen Napf zu formen. Elmers stimmiges Fazit: „Kunst ist, wenn es gut gemacht ist.“
„Kunst ist, wenn es gut gemacht ist“, lautet Artur Elmers Fazit.