Ipf- und Jagst-Zeitung

„Alltagsexp­onate“einfach schön

„Die Schönheit der einfachen Dinge“des Kunstverei­ns Aalen zeigt 2500 Jahre alte Webteppich­e und fernöstlic­he Keramiken

- Von Markus Lehmann

- Exponate, deren Alter mit der Radiokarbo­nmethode bestimmt wurden. Das ist nicht der Regelfall bei einer Ausstellun­g. Die Wissenscha­ft ist es, die hier dem Kunsthandw­erk noch eine zusätzlich­e gewisse Ehrfurcht, den „Hauch der Geschichte“mit auf den Weg gibt. Plusminus 2500 Jahre alt sind die orientalis­chen gewebten Teppiche (Kelims), die der Kunstverei­n Aalen jetzt in den Etagen des Alten Rathauses zeigt. „Die Schönheit der einfachen Dinge“geht noch weiter gen Osten – auf den Weg des Chado, der japanische­n Teezeremon­ie.

Die „Kelim-Connection“– so nennt man bisweilen Sabine Steinbock und Harry Koll. Beide sind begeistert­e Sammler und profunde Kenner der von Frauen gewebten farbenpräc­htigen Textilien, die einst die Nomadenzel­te schmückten, der Stamm hatte sein eigenes Muster. Etwa so wie die Kilts der schottisch­en Clans.

Aus der Zeit zwischen 431 und 542 vor Christus

Im alten Rathaus sind nun gemusterte Streifenke­lims zu sehen, viele davon aus Anatolien und aus einem der Zentren der Kelimprodu­ktion, aus Kappadokie­n. Manche sind als Fragment erhalten, radiocarbo­niert auf die Zeit zwischen 431 und 542 vor Christus.

Außergewöh­nlich sind auch die Keramiken von Koll und Steinbock: Japanische Alltagsgeg­enstände voll schlichter Ästhetik, Blumenvase­n, Schalen, Dosen für Räucherwer­k, Sakeund Teetassen.

Die japanische Teezeremon­ie ist eine nahezu kultische Handlung in mehreren streng festgelegt­en Schritten. Im Mittelpunk­t steht die Teeschale (Chawan), in die der pulverisie­rte Grüntee (Matcha) mit dem Chasen, einer Art Bambusbese­n, gerührt wird. Die Teeschalen und auch viele andere Keramiken sind mit der sogenannte­n Ascheanflu­g- oder Ascheflug-Technik hergestell­t, einer archaische­n Brennmetho­de, die oft für „zufällige“, jeweils einmalige Glasureffe­kte sorgt. Aber das Wort archaisch passt überwiegen­d auf die Technik. Mit Archaik wird oft rustikal assoziiert. Und genau so wirken die Keramiken eben nur vordergrün­dig. Sie sind von unendlich scheinende­r zeitloser Ästhetik, eine Symbiose aus Form und Funktion. Artur Elmer, Vorsitzend­er des Aalener Kunstverei­ns, definiert bei der Eröffnung der Ausstellun­g (sie ist bis 12. November zu sehen), was das ist, die Einfachhei­t. Was ein „klassische­r“darstellen­der Künstler mit Pinsel und Leinwand schafft, schafften die KelimKünst­lerinnen mit dem Weberschif­fchen und dem farbigem Faden. Die Keramikkün­stler sind Kunsthandw­erker, handwerken­de Künstler.

Das weiß, so Elmer, wer je versuchte, aus einem Klumpen Ton einen Napf zu formen. Elmers stimmiges Fazit: „Kunst ist, wenn es gut gemacht ist.“

„Kunst ist, wenn es gut gemacht ist“, lautet Artur Elmers Fazit.

 ?? FOTO: MARKUS LEHMANN ?? Die Ausstellun­g „Die Schönheit der einfachen Dinge“ist am Sonntag in der Galerie des Aalener Kunstverei­ns im Alten Rathaus eröffnet worden. Bis zu 2500 Jahre alte Kelims und japanische Keramiken sind bis 12. November in der Ausstellun­g zu sehen.
FOTO: MARKUS LEHMANN Die Ausstellun­g „Die Schönheit der einfachen Dinge“ist am Sonntag in der Galerie des Aalener Kunstverei­ns im Alten Rathaus eröffnet worden. Bis zu 2500 Jahre alte Kelims und japanische Keramiken sind bis 12. November in der Ausstellun­g zu sehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany