Wie wir miteinander umgehen
Zivilisation und Anstand Themen beim Gschwender Musikwinter
(rw) - Der Gschwender Musikwinter ist in 31 Jahren so etwas wie eine Konstante geworden.Ausverkauft ist zum Beispiel die „Rendezvous“-Reihe. Die Vorträge und Gespräche widmen sich gesellschaftspolitischen Themen. In den letzten drei Jahren traf man mit ihnen offenbar einen Nerv der Zeit: Es ging um Europa, um Demokratie, um den Westen, sein Selbstverständnis, seine Krisen, seine Werte.
Mit dem Thema in der Saison 2017/2018 scheint man wieder richtig zu liegen, vermutet Musikwinter-Organisator Martin Mühleis bei der Vorstellung des Programms im Gschwender Bilderhaus. Es geht um „Zivilisation“, um die Art, wie wir miteinander umgehen. Sieben Abende, sieben „Plädoyers gegen die Verrohung der Gesellschaft“, ausgehend von der These, dass Narzissmus und Zynismus vielerorts – im Netz sowieso – die Oberhand über Empathie und Vernunft gewinnen.
Zwei Gesprächsrunden gehören zur Reihe, fünf Vorträge. Axel Hacke spricht mit Susanne Führer über Anstand; Anja Kohl und Rudolf Hickel setzen sich mit den Finanzmärkten auseinander. Landtagspräsidentin Muhterem Aras spricht über Diplomatie (22. November), Barbara Sichtermann blickt auf 1968 zurück, Gero von Randow spricht zum Auftakt der Reihe am 8. November über Lebensart und Zivilisation, ausgehend von einer Zeiterscheinung: Wo man sich vor ein paar Jahrzehnten noch zur Hausmusik versammelte, hockt man nun mit Kopfhörern und Brillen in der Virtual Reality.
„Eine Reihe mit Solitär-Stellung“
„Diese Reihe besitzt eine SolitärStellung“, sagt Martin Mühleis, „man muss selbst in Stuttgart lange schauen, bis man so etwas findet.“Seit es das Bilderhaus gibt, besteht diese Reihe, die mit dem SPD-Politiker Hans Koschnick begann.
Der Jazz-Club beim Musikwinter, das Klassik-Programm mit den „Artists in Residence“, dem Novus String Quartet, die Literatur-Reihe und die Religionen-Gespräche, die kulinarisch-literarischen Lesungen und das Familienprogramm – hier gibt es eine erstaunliche Fülle an Veranstaltungen. Das Jazz-Eröffnungskonzert am 21. Oktober in der Gschwender Gemeindehalle ist ein doppelter Paukenschlag mit der Meier-Budjana Band und der Monika Roscher Bigband. In der evangelischen Kirche finden die vier Klassik-Konzerte statt: die Violinistin Tanja Becker-Bender, begleitet von Peter Nagy am Klavier (3. Februar), das Novus String Quartet plus Pianistin: Yeol Eum Son (11. November), das Coelner Barockorchester und das Debussy-Trio mit dem Papiertheater Nürnberg.
Die Literatur-Reihe wendet sich einem verschwundenen Land zu: Galizien, heute zu Polen und zur Ukraine gehörend.
Der Vorverkauf hat bereits begonnen. Karten gibt’s auch unter www.bilderhaus.de