Ein neues Zuhause für Ugandas Aidswaisen
Freundeskreis Uganda konnte mit Spenden aus der Weihnachtsaktion ein neues Haus mitfinanzieren
- Bei der letztjährigen Weihnachtsspendenaktion der „Aalener Nachrichten“und der „Ipf-und JagstZeitung“sind im gesamten Verbreitungsgebiet rund 476 739 Euro an verschiedene Organisationen gespendet worden. 4040 Euro davon gingen an den Freundeskreis Uganda mit Sitz in Aalen. Dieses Geld hat der Freundeskreis in den Neubau des sogenannten „Motherhouse“investiert.
Den „Freundeskreis Uganda“gibt es seit fast 50 Jahren. Gegründet wurde er von den Eltern von Florian Heusel. Diese haben damals Anne Namuddu, eine ugandische Studentin der Sozialarbeit, kennengelernt. Sie hat in Freiburg studiert und in Aalen ein Praktikum bei der Caritas gemacht. Um in Uganda zu helfen, gründete man den Freundeskreis.
Paul Heusel, der Vater von Florian Heusel, ist mittlerweile verstorben. Nach seinem Tod waren die Kinder sich sicher: Es muss weitergehen. Schließlich sind sie mit dem Hilfsprojekt für Uganda aufgewachsen. Heute betreuen Florian Heusel als erster Vorsitzernder und zwei seiner Brüder den Verein. Stefan kümmert sich um die Geschäftsführung und finanzielle Themen, Pirmin ist der stellvertretende Vorsitzende.
Bis zu 30 Kinder vom Säugling bis zum Student
Herzstück des Freundeskreises ist das so genannte „Motherhouse“, ein Zuhause für Aidswaisen. Hier leben etwa 20 bis 30 Kinder, vom Säugling bis zum Student. „Das Alter der Kinder ist total unterschiedlich. Wir haben Babys, deren Mutter bei der Geburt gestorben ist und deren Vater sich nicht kümmert, aber auch Bewohner, die schon studieren“; sagt Heusel. Schüler seien nur am Wochenende im Motherhouse, durch das englische Schulsystem in Uganda sind sie unter der Woche im Internat. Studenten wohnten die meiste Zeit in der Stadt und kämen nur in den Semesterferien ins Motherhouse.
Von Beginn an hat Anne Namuddu das Waisenhaus geleitet. Heute ist sie weit über 80 Jahre alt. Nachfolger seien bereits gefunden. „Wir sind froh, dass wir drei Nachfolger für Anne haben, die das Ganze übernehmen. Alle drei haben schon bei Anne im Waisenhaus gewohnt“, so Heusel.
Die Zukunft der Hausleitung war also geklärt. Aber auch beim Gebäude gab es Handlungsbedarf: Das in den 70er Jahren gebaute Motherhouse war in die Jahre gekommen. Die sanitären Anlagen mussten erneuert werden, zudem würden durch die hohe Luftfeuchtigkeit und das Klima in Afrika Bauten schnell marode, erklärt Heusel. Ein Neubau war die Lösung.
Für europäische Verhältnisse sind die 40 000 Euro, die der Neubau gekostet hat, wenig Geld für ein Bauvorhaben in dieser Größenordnung. Doch die galt es erst einmal aufzubringen. „Wir freuen uns, dass wir durch die Weihnachtsspendenaktion der Aalener Nachrichten / Ipf- und Jagst-Zeitung etwa zehn Prozent der Gesamtsumme zusammenbekommen haben“, sagt Heusel. Neben weiteren Spenden und Zuschüssen kamen noch 5000 Euro vom Landkreis dazu, so dass man das Projekt mit viel Eigeninitiative abschließen konnte. Alle hätten mitangepackt, denn das ganze Haus sei ohne Bagger oder große Maschinen gebaut worden, sagt Heusel.
Trotz der vielen Handarbeit konnte das neue Motherhouse nach etwa fünf Monaten Bauzeit fertig gestellt und im Frühjahr bezogen werden.
„Das neue Haus ist viel heller. Vorher gab es keinerlei Fenster oder Lichtschächte“, freut sich Heusel. Zudem hätte jedes Kind jetzt einen Schrank, in dem es persönliche Dinge aufbewahren könne. Das habe es vorher nicht gegeben.
Trotzdem gebe es natürlich weitere Projekte, bei denen man auf Spenden angewiesen sei. „Es besteht eigentlich Schulpflicht, aber nur auf dem Papier.“Schuluniformen, Schulbücher, Mittagessen – all das kostet Geld. Deshalb sucht der Freundeskreis laufend Schulgeldpaten. Denn Lebensunterhalt, Schulbesuch, Ausbildung und Studium für die Kinder werden ausschließlich über Spendengelder finanziert. Eine Schulgeldpatenschaft für ein Kind kostet im Monat 30 Euro. „Das ist so viel wie der durchschnittliche Monatslohn in Uganda“, erklärt Heusel. Dort verdiene man im Schnitt einen Euro am Tag.
Missernten machen Tierfutter unerschwinglich
Beim Motherhouse wird auch eine kleine Landwirtschaft unterhalten. Durch Regenzeiten oder Dürren könne es schnell zu Missernten kommen, was die Preise für Tierfutter eklatant steigen lasse. Eine kleine Hühnerfarm musste man schon aufgeben, da sie wegen des teuren Futters nicht mehr tragbar war.
Neben dem Waisenhaus ist auch das aktuelle Fortbewegungsmittel des Motherhouse’ in die Jahre gekommen. Auf dem Tacho des alten Mitsubishi-Jeeps stehen weit über 400 000 Kilometer. In Uganda könne man nur gebrauchte Autos kaufen, sagt Heusel. Es gebe dort wegen des Linksverkehrs fast nur japanische Autos. Man suche ein Auto, das etwa drei bis vier Jahre alt ist. „Dafür rechnen wir mit 15 bis 20 000 Euro“, sagt Heusel.