Ein Katastrophenjahr für Moster und Brenner
Weil es die Obstblüte im April vielfach eiskalt erwischt hat, steigen auch schon die Preise auf den Märkten
- Eiskalt hat der nächtliche Spätfrost um den 21. April die Blüten erwischt. Das Ergebnis sieht man seit Wochen: Kaum bis wenig Äpfel und Birnen hängen auf den Streuobstwiesen der Ostalb. Und auch Zwetschgen, Mirabellen, Quitten und Co. sind Mangelware. Obstbauern, Moster und Brenner sprechen von einem „Katastrophenjahr“. Die Preise für Äpfel und Birnen haben bereits angezogen, Most und Apfelsaft könnten teurer werden. Immerhin hat es nicht ganz Ostwürttemberg erwischt – mancherorts lohnt sich nun das herbstliche Apfelklauben.
Diese zwei Nächte im April hatten es in sich: Temperaturen bis zu sieben Grad Minus ließen die im viel zu warmen März knospenden Blüten erfrieren. Die Folgen: Ansgar Kaufmann, Aalener Küfer, Lohnmoster und Brenner, braucht seine große Mostpresse gar nicht erst anwerfen. Gerade einmal 300 Kilo Äpfel und Birnen wurden bei ihm im Tausch gegen Apfelsaft angeliefert – üblich wären in dieser Zeit etwa drei Tonnen. „Das absolut mieseste und schlechteste Jahr seit 1981“sagt Kaufmann fast resigniert, er musste den Apfelsaft-Preis bereits um 20 Cent auf 1,80 Euro pro Liter erhöhen. Schlimm ist für ihn auch, dass sich Supermarktketten nun wohl an Saft-Konzentrat aus China halten werden, zu dessen Qualität er eine ganz klare Meinung hat. Zum Brennen gibt’s auch nichts für Kaufmann, der ausschließlich Obst und kein Getreide brennt.
Statt Obstler schwäbischer Whisky
Auch in dem großen Garten von Frank Roder herrscht Ebbe. So gut wie keine Äpfel, Birnen, Mirabellen oder Zwetschgen hängen an den Bäumen. Ganz so hart betroffen ist die Wasseralfinger Brennerei aber nicht: Dann wird eben in diesem Jahr mehr schwäbischer Whisky gebrannt und sein Vorrat beispielsweise an Birnenbrand reicht noch etwa für drei Jahre. Obst zukaufen will er jedenfalls nicht.
Robert Zeller vom Haldenhof in Hofen zieht das in Erwägung, das Ganze sei „ein Dilemma, eine Katastrophe“. Die kleineren Mostereien und Saftbetriebe hätten ja keine Kühlräume, und Konzentrat aus China kommt für Zeller nicht in Frage. Deshalb behilft er sich mit Obst aus Hohenlohe – „damit kann ich leben, weil wir die Qualität halten können.“ Er bietet Obstsammlern statt der üblichen zehn nun 15 Euro für den Doppelzentner und hofft, so bis nächsten August genug Saft und Most produzieren zu können. Denn es gab auf der Ostalb keinen Totalausfall, man sieht durchaus vereinzelte Bäume mit üppigen Äpfeln darauf. Das sind meist spät blühende Sorten oder Bäume in kälteren Gegenden wie auf dem Härtsfeld.
Die Flaute auf den Streuobstwiesen hat sich schon auf den Apfelpreis ausgewirkt. Den muss er „leider an die Kunden weitergeben“, sagt Obstund Weinbauer Ernst Häcker. „Es nutzt ja alles nichts“sagt der Marktbeschicker des Aalener und des Unterrombacher Wochenmarkts. Statt 1,80 oder zwei Euro muss der Kunde nun 2,80 pro Kilo Äpfel hinlegen. Im Herbst verkauft Häcker sonst samstags Quittensaft in Aalen. Dieses Jahr nicht. Ganze sechs Quitten hat er geerntet und daraus Gelee für den Eigenverbrauch gemacht: „Dieses Jahr muss nun halt vorbeigehen“, sagt der Obstbauer konsterniert.