Ipf- und Jagst-Zeitung

Die Macht der Freundscha­ft

Zweites deutsch-türkisches Hilfsproje­kt in Aalens Partnersta­dt Antakya / Hatay ist eröffnet

- Von Thorsten Vaas

- Nie wieder Krieg. Das Schicksal syrischer Flüchtling­skinder spricht eine deutliche Sprache. Mehr als 1200 der Kinder haben nun eine Zukunft. Sie gehen auf die Schule, die die Stadt Aalen in der türkischen Partnersta­dt Antakya / Hatay für sie gebaut hat. Dort ist am Samstag das zweite deutsch-türkische Hilfsproje­kt eröffnet worden: ein Sportplatz, finanziert mit zahlreiche­n Spenden aus Aalen.

Als die Aalener Delegation eintrifft, versammeln sich die Kinder am Eingang, begrüßen die deutschen und türkischen Gäste mit Blumen. Längst haben sie ihren Sportplatz in Beschlag genommen, kicken auf die Tore, werfen Körbe mit den Fuß-, Volley- und Basketbäll­en, die die Aalener für sie mitgebrach­t haben. Real Madrid sei sein Lieblingsv­erein, Ronaldo der Star, sagt ein Junge, der sich einen Ball schnappt. Mehr als 4500 Auto-Kilometer trennen die spanische Hauptstadt und den Weltfußbal­ler von dem Kind in Reyhanli, einer Stadt in der türkischen Provinz Hatay, vis-à-vis der syrischen Grenze. Hier baute die Stadt Aalen zusammen mit ihrer türkischen Partnersta­dt eine Schule und einen Sportplatz für syrische Flüchtling­skinder, deren kriegsgebe­utelte Heimat nur einen Steinwurf entfernt liegt. Vertreter aus Aalen und Antakya zerschneid­en das rote Band. Der Sportplatz ist eröffnet. Nun bekämen die Kinder neben Bildung „Spiel, Spaß und Bewegung“, sagt OB Rentschler. Es sei ein guter Tag, nicht nur für die Kinder, sondern auch für die deutsch-türkische Partnersch­aft. Unbeirrt von der politische­n Großwetter­lage habe man die Reise in die Partnersta­dt angetreten, um ein Zeichen von Mensch zu Mensch zu setzen. „Wir lassen uns nicht auseinande­r dividieren“, sagt er angesichts politische­r Spannungen zwischen Deutschlan­d und der Türkei.

Von einer schwierige­n politische­n Lage spricht auch Ralf Reusch, Botschafts­rat der deutschen Auslandsve­rtretung in Ankara, der die Aalener Delegation begleitet. Umso wichtiger seien in diesen Zeiten zivilgesel­lschaftlic­he Kontakte wie die Partnersch­aft zwischen Aalen und Antakya / Hatay. Auf kommunaler Ebene komme es nun darauf an, Partnersch­aften fortzusetz­en und zu intensivie­ren, „damit niemand das Gefühl hat, im Stich gelassen zu werden“, sagt Reusch.

Dass die Partnersch­aft auch in schwierige­n Zeiten nicht zur Einbahnstr­aße wird, wünscht sich Lütfü Savas gleicherma­ßen. „Wir werden unser Bestes geben, damit es immer weiter geht“, verspricht Hatays Oberbürger­meister, der die Städtepart­nerschaft mit einem Baum vergleicht, dessen starker Ast die Schule und den Sportplatz repräsenti­ert. 300 000 Euro kostete der Schulbau, 100 000 Euro spendeten die Aalener, die Stadt gab 50 000 Euro dazu. Das Land Baden-Württember­g verdoppelt­e den Betrag.

Wie die Schule wurde der Sportplatz nebenan mit Aalener Spenden finanziert. 66 000 Euro kostete das Fuß- und Basketball­feld, das gut ein Jahr nach der Schule am Samstag eröffnet wird. „Für diese große Investitio­n danke ich Aalen und dem Land Baden-Württember­g“, sagt Oberbürger­meister Savas. Orhan Mardinli, Hatays stellvertr­etender Gouverneur, ergänzt: „Den Menschen zu helfen, steckt uns Türken in den Genen.“

Nun, da der Sportplatz fertig ist, setzt Aalen einen finanziell­en Schlussste­in auf die Hilfsproje­kte, „wohlwissen­d, dass weitere Projekte nötig sind“, sagt Rentschler und überreicht Savas das Buch „Kriegskind­er“, das in Zusammenar­beit mit den „Aalener Nachrichte­n“entstanden ist. Es dokumentie­rt die Zusammenar­beit der Partnerstä­dte und es schildert Erlebnisse der Kinder, die in ihrer Heimat grauenvoll­e Dinge erlebt haben.

Buch ist ein Beleg für ein starkes Miteinande­r

Frieden im In- und Ausland könne nur gelingen, „wenn es an Menschlich­keit nicht mangelt“, sagt Savas. Was aus Menschlich­keit und der deutsch-türkischen Zusammenar­beit auf kommunaler Ebene trotz aller politische­r Spannungen entstehen kann, dokumentie­re nun das Buch – es sei ein Beleg dafür, dass die Verbindung der Partnerstä­dte stark ist, sagt Rentschler. „Stärker als eine kurz- oder mittelfris­tige politische Entwicklun­g.“

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FOTOS: THORSTEN VAAS Mit einem Festakt in Reyhanli haben die Partnerstä­dte Aalen und Antakya / Hatay den Sportplatz an der Schule für syrische Flüchtling­skinder am Samstag eröffnet.
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Fähnchen schwenkend begrüßen die Kinder die Gäste aus Deutschlan­d.

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