Werner Koczwara, das deutsche Recht und die Muränen
Im Wagnershof präsentiert der Kabarettist sein Programm „Einer flog übers Ordnungsamt“
(R.) - Am Vorabend seines traditionellen Oktoberfests hat der Paulaner Stammtisch Ellwangen mit einem satirischen Schmankerl aufgewartet. Im proppenvollen Jungviehstall auf dem Wagnershof stellte der Gmünder Kabarettist Werner Koczwara sein mit Pointen gespicktes Soloprogramm „Einer flog übers Ordnungsamt“vor. Schon mit der Ankündigung, man werde mit einem vier- bis achtstündigen Diavortrag über die pittoresken Schönheiten Neuseelands beglückt, hatte er die Lacher auf seiner Seite und das Publikum im „Betriebsmodus.“
Es wurde auch keine Einführung ins verschwiegene Leben witzeerzählender Muränen, obwohl sie als Running Gag den Abend begleiteten. Koczwara, Bestsellerautor, Erfinder des juristischen Kabaretts und „deutscher Pointenpapst“(Ottfried Fischer), tauchte vielmehr vergnüglich in die kafkaesken Abgründe deutscher Rechtsphilosophie und verquaster Schachtelsätze in unfreiwillig komischem Juristendeutsch. Er startete mit Paragraph 7 des Landesjagdgesetzes: „In Räumen, die dem Aufenthalt von Menschen dienen, darf nicht gejagt werden.“Etwa hereinstürmenden Büffelherden könne also nichts passieren. Noch wichtiger Paragraph 4, Absatz 3 des Umsatzsteuergesetzes: „Blinde Unternehmer sind von der Umsatzsteuer befreit. Dies gilt nicht, wenn der blinde Unternehmer Branntwein herstellt.“Der Gesetzgeber wisse eben, dass Saufen blind mache.
Über die San-José-Schildlaus
Auch das Urteil des Oberlandesgerichts Köln: „Für sinnlose Vorgänge besteht kein Regelungsbedarf“oder die Verordnung zur Bekämpfung der San-José-Schildlaus boten heitere Einblicke in juristische Logik, „eine der faszinierendsten Denkweisen überhaupt“, so Koczwara. Kauft eine Frau eine Leberwurst und stellt zu Hause fest, dass der Metzger versehentlich ein Schnitzel eingepackt hat, kann sie den Metzger mit gutem Erfolg verklagen. Denn sie habe einen mündlichen Vertrag mit ihm geschlossen, dem zufolge das gelieferte Schnitzel kein Schnitzel, sondern eine mangelhafte Leberwurst sei. „Und das, meine Damen und Herren, ist eine Muräne.“
Herzerfrischend auch seine Ausflüge ins Reiserecht. Die Deutschen reisen gerne, „denn sie haben das schönste Ausland.“Da nimmt man auch in Kauf, dass es keinen Mangel darstelle, wenn man in der Sauna nackten Menschen begegne oder die Duschstange im Hotelzimmer schief sei. Ist in einem Hotel mit zwei Bars nur eine geöffnet, urteilte das Amtsgericht Frankfurt, könne nicht auf Minderung des Reisepreises geklagt werden, weil der Gast sich ohnehin nur in einer Bar aufhalten könne: „Ein kluges Urteil. Und das, meine Damen und Herren, ist eine Muräne.“
Auch das Arbeitsrecht hat seine Tücken. Koczwara spießte sie kurzweilig auf: „Der Arbeitsvertrag endet mit dem Tod des Angestellten. Einer Kündigung bedarf es nicht. Für eine Kündigung fehlt in diesem Fall auch ein Empfänger.“Dem ist nichts hinzuzufügen. Das Publikum lehnte sich entspannt zurück und war begeistert.