Ipf- und Jagst-Zeitung

Eine schwierige Operation

Neue Klinikstru­ktur entsteht: Im Vorfeld des Kreistags wird Medizinkon­zept 2020+ umrissen

- Von Eva-Marie Mihai

- Die Aufregung um die Umstruktur­ierung der Kliniken Ostalb lässt so schnell nicht nach. Nun wurde eine Beschreibu­ng des standortüb­ergreifend­en Medizinkon­zepts veröffentl­icht, das am Dienstag im Kreistag verabschie­det werden soll.

Arbeitsgru­ppen, bestehend aus „Schlüsselp­ersonen der Kliniken Ostalb“, wie der Vorlage für den Kreistag zu entnehmen ist, haben das sogenannte Medizinkon­zept 2020+ bis Anfang Juni 2017 erarbeitet. Das Konzept wurde damals zwar an den Kreisrat verschickt, aber nicht öffentlich gemacht. Auch am Dienstag war die Klinik nicht zu einer öffentlich­en Stellungna­hme bereit, Sprecher Ralf Mergenthal­ter verwies auf ein Gespräch am Montag im Vorfeld der Kreisratss­itzung mit Presse und Beteiligte­n. Das neue Medizinkon­zept soll ab 1. Januar 2018 gelten und soll Qualität, Verfügbark­eit und Finanzen stärken. Sprich: Ab dann werden die aktuellen Abteilunge­n nicht mehr in den drei Standorten Aalen, Mutlangen, Ellwangen organisier­t, sondern standortüb­ergreifend in sogenannte­n Departemen­ts.

Vier Departemen­ts sollen für drei Standorte gebildet werden

Diese Departemen­ts sollen nicht nach Standorten, sondern nach medizinisc­hen Themenbere­ichen gebildet werden. Innerhalb der Departemen­ts sollen für alle drei Standorte unter anderem Leistungsa­ngebote, Weiterbild­ungen für Ärzte und Dienstplän­e koordinier­t werden. Durch die Bündelung des medizinisc­hen Wissens der drei Standorte entstehe so ein verbreiter­tes Kompetenzs­pektrum, schreiben die Arbeitsgru­ppen.

Konkret sind ab dem 1. Januar 2018 vier Departemen­ts vorgesehen: Innere Medizin, Neurologie und Altersmedi­zin werden zu einem Departemen­t zusammenge­fasst. Das zweite Departemen­t befasst sich mit der Operativen Medizin, das dritte mit Anästhesie Schmerzthe­rapie, Intensivme­dizin und Notfallmed­izin und das vierte mit der Frauen- und Kindermedi­zin.

Während die Departemen­ts sich um die Organisati­on kümmern, sollen an neugeschaf­fenen Zentren die Behandlung­sprozesse organisier­t werden. In den Aufgabenbe­reich der Zentren fallen dann Besprechun­gen mit dem Patienten, sie sollen die Vernetzung koordinier­en und einheitlic­he medizinisc­he Standards festlegen. Die Arbeitsgru­ppen haben sieben solcher Zentren für die Kliniken Ostalb vorgegeben: Die Altersmedi­zin, Seelische Gesundheit, Frauen und Kinder, Endokrinol­ogie, Herz-, Gefäß- und Nervenkran­kheiten, Muskoloske­letale Krankheite­n und Rehamedizi­n, Onkologie und Tumorchiru­rgie.

SPD Ellwangen will Notbremse ziehen und öffentlich­en Diskurs

Wie konflikttr­ächtig das Thema Medizinkon­zept im Ostalbkrei­s ist, hat jüngst die Fusion der Kinder- und Jugendklin­ik Aalen und Mutlangen gezeigt. Auf die Berichters­tattung hin kamen viele öffentlich­e Reaktionen. Ärzte und Politiker beschwerte­n sich darüber, dass sie nicht in die Thematik eingeweiht wurden. Außerdem zeigten sich viele besorgt darüber, dass die Perinatalm­edizin in Aalen um eine Stufe zurückgest­uft und dagegen das Zentrum in Mutlangen gestärkt werden soll.

Auch auf die Veröffentl­ichung des Medizinkon­zepts gab es erste Reaktionen. Die SPD Ellwangen hat die lange Geheimhalt­ung des Medizinkon­zepts kritisiert. „Die Inhalte wurden nur sieben Tage vor der Beschlussf­assung im Kreistag öffentlich“, sagt die stellvertr­etende Vorsitzend­e Ariane Bergerhoff. Deshalb habe man vorher nie öffentlich informiere­n und diskutiere­n können. „Das bedeutet für mich, dass es so lange geheim gehalten wird, weil die Inhalte nicht tragfähig sind.“Deshalb wolle die SPD Ellwangen die Notbremse ziehen und fordert ein Moratorium für das Konzept 2020+. Sie hoffe, dass der Kreistag die Entscheidu­ng am Dienstag aussetzen werde.

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FOTO: THOMAS SIEDLER Die bestehende­n Abteilunge­n an den Ostalb-Kliniken sollen aufgelöst und in Departemen­ts und Zentren organisier­t werden.

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