Erste Bilder von der neuen Remsbahn
Die Zuggarnituren mit dem Namen Flirt werden jetzt im Eisenbahnwerk Berlin-Pankow gebaut
- Ab Juni 2019 dürfen die Regionalbahn-Passagiere im Remstal zwischen Stuttgart und Aalen „flirten“. Die technischen Voraussetzungen dazu werden derzeit im Eisenbahnwerk Berlin-Pankow der in der Schweiz beheimateten Stadler Rail AG im Auftrag des Verkehrsunternehmens Go-Ahead geschaffen.
Knapp zwei Jahre vor der Übernahme des schienengebundenen Regionalverkehrs von der Deutschen Bahn AG durch die Go-Ahead BadenWürttemberg GmbH wird bei dem zukünftigen Eisenbahnbetreiber mit Hochdruck organisiert, ausgebildet und mobilisiert. In der 156-jährigen Geschichte der Remsbahn gab es selten einen solchen markanten Einschnitt.
Zugmodule je nach Passagieraufkommen kombinierbar
Ein ganz zentrales Thema ist neben dem Anwerben und der Ausbildung des Personals die Technik, vor allem natürlich das rollende Material, sprich die künftigen Zuggarnituren. Dazu entsteht bei Essingen ein komplettes Bahnbetriebswerk, sogar mit Leitstelle für das komplette Streckennetz im Großraum Stuttgart, das Go-Ahead umfassend übernimmt.
Für das Gesamtnetz werden 59 nagelneue Triebwagengarnituren benötigt. Den Zuschlag für den Großauftrag hatte die Stadler Rail AG in der Schweiz erhalten. In diesen Tagen nehmen die ersten Triebfahrzeuge oder auch -wagen in der Stadler-Produktionsstätte Berlin-Pankow Gestalt an. Go-Ahead stellte die ersten Bilder der zukünftigen Remsbahn zur Verfügung. Denn das Unternehmen weiß: Neugierde und Erwartung der Kundschaft im Remstal ist riesengroß. Es handelt sich um Triebzüge des Typs Flirt. Vom Aussehen und auch in ihrer Technik werden sie sich völlig von den bisherigen Regionalzügen der Bahn unterscheiden. Es wird auch keine Doppelstockwagen mehr geben, weil die Go-Ahead-Züge wie eine S-Bahn im beständigen Halbstundentakt im Remstal unterwegs sein werden.
Ebenso wie die aus Stuttgart bekannte Stadtbahn handelt es sich beim Flirt um Module, dreiteilig in der kleinsten, vier- und fünfteilig in der mittleren und sechsteilig in der größten Ausführung. Diese Module, jeweils mit ihren Steuer- und Triebköpfen vorne und hinten, können auch kombiniert werden. Die Zahl der Sitzplätze variiert zwischen 165 im Dreiteiler und 329 im Sechsteiler. Weiterhin wird es auch einen relativ kleinen Erste-Klasse-Bereich (nur noch zehn Plätze) geben.
Barrierefreiheit auch in den großzügig bemessenen Toiletten ist in den Wagen eine Selbstverständlichkeit. Ebenso die Mitnahmemöglichkeit von Fahrrädern, die mehr denn je sichere Aufstellplätze finden. Von „Mehrzweckbereichen“ ist hierbei die Rede, wo auch Kinderwagen und Ähnliches viel Freifläche finden.
An allen Plätzen will Go-Ahead den Zugpassagieren auch WLAN anbieten, wobei dies allerdings noch von den Netzbetreibern entlang der Remsbahn durch zusätzliche Sende- und Empfangsleistung garantiert werden muss. An der Schließung dieser Lücken werde gearbeitet, so versichert Go-AheadGeschäftsführer Peter Raue.
Neues Bahnbetriebswerk und Zentrale bei Essingen
Raue zeigt sich froh und gegenüber der Gemeinde Essingen auch dankbar dafür, dass es mit der Bereitstellung einer schienennahen Fläche für die Erstellung des notwendigen Bahnbetriebswerks (Go-Ahead sagt schlicht „Werkstatt“dazu) so kurzfristig geklappt habe. Derzeit ist Bürgeranhörung, die Planung ist im Rathaus Essingen öffentlich ausgelegt. Dem Unternehmen kommt zugute, dass es bei Essingen nahe der Recyclingfirma Scholz bereits ein umfangreiches Gleisareal mit Direktanschluss an die Remsbahn gibt.
Gebaut werden eine 120 Meter lange und zweigleisige Wartungshalle sowie eine vollständig eingehauste ebenso lange Reinigungsanlage, dazu Werkstatt, Lager, Verwaltung und Sozialräume.
Dieser Go-Ahead-Stützpunkt ist gleichzeitig auch als Leitzentrale für das gesamte Streckennetz im Großraum Stuttgart gedacht. Denn das in England beheimatete Unternehmen hat im Zuge einer europaweiten Ausschreibung vom Land Baden-Württemberg neben der Remsbahn auch den Zuschlag für die Regionalverbindungen nach Ulm, Würzburg und Karlsruhe erhalten. Wie Geschäftsführer Peter Raue erklärt, solle das gesamte Netzwerk mit Schichtplänen so organisiert werden, dass ein Triebfahrzeugführer nach Ende seines Arbeitstages dort aussteigen kann, wo er zu Beginn seiner Schicht auch eingestiegen ist.