Kinderklinik: Rat kritisiert nichtöffentliches Vorgehen
Kreistag soll am Dienstag „Medizinkonzept 2020+“entscheiden – Bürgerfragestunde wirft im Gemeinderat Kritik auf
- Am Dienstag soll der Kreistag das „Medizinkonzept 2020+“für den Ostalbkreis verabschieden. Der Aalener Gemeinderat ist also eigentlich gar nicht zuständig. Dennoch hat er sich in einer nahezu geschlagenen Bürgerfragestunde mit dem Thema beschäftigt. Grund war eine Anfrage der Vorsitzenden des Freundeskreises der Kinderklinik Aalen, Claudia Köditz-Habermann. Der Verein sorgt sich, dass durch die Fusion die Aalener Kinderklinik ins Hintertreffen gerät und Schwangere in Aalen künftig deutlich schlechter gestellt sind. Der Tenor im Gremium: Den Rat ärgert, dass hier wichtige Entscheidungen nichtöffentlich hinter verschlossenen Türen getroffen würden.
Die Vereinsvorsitzende hatte sich an den Oberbürgermeister direkt und an alle Fraktionen gewandt, dass bei der Entscheidung alle Beteiligten wie etwa die niedergelassenen Ärzte und Pflegekräfte mit ins Boot geholt werden sollten. Zum Hintergrund: Die Kinderkliniken sollen bis zum 1. Januar fusionieren, damit soll, wie vom Bund verlangt, das Angebot gebündelt, spezialisiert und letztlich soll auch gespart werden. Köditz-Habermann erklärt auf Anfrage unserer Zeitung, dass der Verein durchaus Strukturänderungen nachvollziehen könne. Es gebe aber von vielen Seiten viele Bedenken und Fragen, die nichtöffentlich diskutiert worden seien, man hätte viel früher in einen Dialog einsteigen müssen. Nun würde der Kreistag am Dienstag wohl alles durchwinken, fürchtet sie.
Die Vorgabe sei, zu bündeln, erklärte Thilo Rentschler, „ein Haus, drei Standorte“. Beraten worden sei in nichtöffentlicher Klausur. Er bedauere, dass es anschließend keine Diskussion mit den Beteiligten, mit Ärzten, Kreistag und Gemeinderat gegeben habe. Rentschler ist sich sicher, dass sich alle Beteiligten ihrer Verantwortung bewusst seien, die Handlungsmöglichkeiten seien aber beschränkt.
Barth: Konzept fordert Opfer
Obwohl man als Gemeinderat nicht zuständig sei, erinnerte Ursula Barth (CDU) daran, dass sich der Kreistag zu einem dezentralen Krankenhaussystem bekannt habe. Jeder Standort habe dabei einen eigenen Schwerpunkt. Allen sei klar, dass das Medizinkonzept Opfer fordere, aber man müsse sehr aufpassen. Vor allem seien viele Familien und Eltern „aufgeschreckt von der höchst unsensiblen Presseerklärung“vom 30. August. Und was ihr „nicht in den Kopf geht“: „Die niedergelassenen Ärzte hätten hier viel einbringen können.“
Die Strukturdiskussion ist für Thomas Battran (Grüne) „absolut notwendig“. Das Hauptproblem sei aber, dass hinter verschlossenen Türen und intransparent verhandelt werde. Die Bevölkerung fühle sich nicht mitgenommen, ist auch der Eindruck von Senta D’Onofrio (SPD). Fakt sei: „Der Kreistag entscheidet, wir als Gemeinderat müssen uns leider fügen.“Roland Hamm (Linke) nennt das „Grundproblem, dass man keinen Einfluss darauf hat“, der größte Fehler sei gewesen, sich vor dem Thema wegzudrücken. Und er warnte vor einer „Kirchturmpolitik“. Ilse Schmelzle (FDI) hätte sich gewünscht, dass man sich nicht voreilig für Mutlangen entscheidet – dies sei für die Bewohner im östlichen Ostalbkreis viel zu weit entfernt.