Einer echten Meisterin ist keine Hürde zu hoch
Kaninhop beim Geflügel- und Kleintierzuchtverein Z1 Aalen – Hier trainiert auch Megan mit Sunflower
- Pferde, die über Hindernisse springen, oder Hunde, die Hürden überwinden, sind nichts Neues. Dass aber Kaninchen über Stangen „fliegen“und es sogar mit Wassergräben aufnehmen, ist den meisten unbekannt. Kaninhop nennt sich die Sportart für die flauschigen Stupsnasen, die der Geflügel- und Kleintierzuchtverein Z1 Aalen laut Anton Wanner als einziger Verein im Ostalbkreis anbietet. Auf dem Gelände „In der Höll“in Rauental trainiert auch die 14-jährige Megan Lange aus Westhausen. Und das mit Erfolg.
„Vor Ihnen sitzt ein Deutscher Meister“, sagt Sonja Lange, Mutter der 14-jährigen Megan. Gemeint ist damit Sunflower aus dem Graben. So heißt der eineinhalbjährige Zwergwidder gelb, der weiß, wie der Hase läuft und jede Hürde mit Bravour meistert. Sogar vor einem Oxer schreckt er nicht zurück. Bei der Deutschen Meisterschaft in Bremen schaffte es das sportliche Kaninchen deshalb mit seiner Turnierpartnerin und Besitzerin Megan auch aufs oberste Treppchen. Bislang ist das der höchste Titel, den die 14-jährige Schülerin, die die neunte Klasse am Sankt-Gertrudis-Gymnasium in Ellwangen besucht, mit ihrer Kaninchendame erreicht hat.
Seit Megan vier Jahre alt ist, schlägt ihr Herz für die Artgenossen von „Bugs Bunny“. Dass sich diese aber nicht nur für Möhrchen, Klee oder Löwenzahn interessieren, sondern auch Freude daran haben, sportlich aktiv zu sein, hat Megan erst auf einem Youtube-Video gesehen. Und seither ist sie Feuer und Flamme für Kaninhop, einer Sportart, die aus Schweden kommt, mit dem Ziel, die Hoppler sinnvoll zu beschäftigen. Das Springen über Hindernisse lastet sie nicht nur physisch und psychisch aus, sondern trägt auch dazu bei, die Bindung zwischen Vier- und Zweibeiner zu festigen, sagt Megan. Das Vertrauen zum Besitzer müsse allerdings schon vorher da sein.
Wenn Meister Lampe nicht will, dann will er auch nicht
Springen liegt in der Natur der Kaninchen. Aber wenn Meister Lampe nicht will, dann will er nicht. Denn zwingen lässt sich keines der Langohren. Insofern findet Megan die Diskussion, ob es sich bei Kaninhop möglicherweise um Tierquälerei handeln könnte, daneben. Ihre Sunflower ist vielmehr heiß aufs Hüpfen. Das wird dem Außenstehenden auf dem Gelände des Geflügel- und Kleintierzuchtvereins Z1 Aalen schnell klar. Kurz Anlauf genommen und die Kaninchendame nimmt das erste Hindernis ohne Probleme. Nach der Landung auf dem Gras wird kurz geschnuppert und daraufhin werden auf ein Schnalzen von Megan die nächsten Hürden genommen. Sunflower ist als Deutsche Meisterin natürlich ein Profi. Insofern fällt nur selten eine Querlatte zu Boden – im Turnier wäre das ein Fehler. „Auch darf ich sie nicht mehr als drei Mal korrigieren“, sagt Megan.
Wie auch bei anderen Sportarten gibt es beim Kaninhop verschiedene Klassen. Und es versteht sich von selbst, dass Sunflower zur Elite-Klasse gehört. Und dafür muss sie natürlich einiges leisten. Neben zwölf Hindernissen mit einer Höhe von bis zu
Das Springen über Hindernisse lastet die Kaninchen physisch und psychisch aus“, sagt Megan Lange.
50 Zentimetern muss sie im Turnier auch Weitsprünge absolvieren. Und sofern es die Regularien vorsehen, auch einen Wassergraben überwinden. Sunflower springt im Gegensatz zu vieler ihrer Sportkameraden aber nicht nur mit Geschirr, an das eine Leine befestigt wird und mittels derer die Halter ihre Kaninchen durch den Parcours begleiten. Sie ist vielmehr Deutsche Meisterin im freien Springen, das ohne Leine ausgetragen wird, sagt Megan stolz.
Anfangs hat die 14-Jährige, die, wenn es ihre Zeit zulässt, in der Garde des Reichenbacher Carnevalsverein (RCV) Westhausen-Reichenbach aktiv ist, ihre sieben Kaninchen nur zuhause trainiert. Um allerdings an Turnieren teilnehmen zu können, musste sie Mitglied in einem Verein werden. Auf der Suche nach einem, der über eine Kaninhop-Gruppe verfügt, ist sie in einem Forum auf den Geflügel- und Kleintierzuchtverein Z1 Aalen aufmerksam geworden. Dieser hat 2010 eine solche in seinem Verein integriert. Und zwar auf Initiative von Anton Wanner, dem es wichtig war, dass die Sportart auch im Ostalbkreis bekannt wird. „Der nächstgelegene Verein, der so etwas anbietet, ist in Fellbach“, sagt der Presse- und Zuchtwart des Vereins und Teamleiter der Kaninhop-Gruppe. Momentan hat diese kleine, aber feine Gruppe vier Mitglieder – neben Megan und der 14-jährigen Anna-Maria Müller trainieren noch zwei weitere Mädchen aus Westhausen auf dem Gelände „In der Höll“.
Auch die Tochter will nur springen, springen, springen
Die Erfolgreichste unter ihnen ist Megan. Auch, weil sie an den meisten Turnieren teilnimmt. Mit Naseweis hat sie im Jahr 2016 ihren ersten Wettkampf bestritten. Mittlerweile geht sie mit Sunflower, mit der sie außerhalb der Trainingszeiten im Parcours auch joggen geht, auf Pokaljagd. Besonders stolz ist die 14-Jährige, die auch selbst „sportliche“Kaninchen züchtet, dass sie sich für die Europameisterschaft in Dänemark an Pfingsten 2018 qualifiziert hat. Auf die Teilnahme am Wettbewerb freut sie sich bereits jetzt schon tierisch. Auch wenn sie wie vor allen Turnieren schrecklich nervös sein werde, was sich dann auch auf Sunflower übertrage. Sollten die beiden auch hier erfolgreich abschneiden, gibt es für die Kaninchendame am Ende die obligatorische Banane und Streicheleinheiten. Dass Megan jemals mit Kaninhop aufhören wird, kann sich die 14-Jährige derzeit nicht vorstellen. Vor allem weil Sunflower mit Palatinas Air aus dem Graben im Februar 2017 eine Tochter zur Welt gebracht hat, die noch besessener als ihre Mutter ist und auf das Kommando „und hopp“nur eins will: springen, springen springen.