Ipf- und Jagst-Zeitung

Barrierefr­eiheit wird belohnt

Der Seniorenra­t vergibt Zertifikat­e für Läden mit seniorenfr­eundlichem Service.

- Von Josef Schneider

- Der Seniorenra­t Ellwangen prüft derzeit, ob die Ellwanger Geschäfte weiterhin die Kriterien der Seniorenfr­eundlichke­it erfüllen. Im März 2012 hat Oberbürger­meister Karl Hilsenbek die Zertifikat­e an die teilnehmen­den und ausgezeich­neten Geschäfte ausgehändi­gt. Besteht die Berechtigu­ng fort, erhalten die Geschäfte die Zertifikat­e für 2017.

„Die Senioren werden immer mehr“, weiß Hermann Betz. Der Vorsitzend­e des Seniorenra­tes Ellwangen verweist in diesem Zusammenha­ng auch auf die Zunahme von Hilfsmitte­ln, die die Senioren benötigen, seien es Rollstühle, Rollatoren oder Gehstöcke. Betz zeigt sich zufrieden mit der Entwicklun­g in den Ellwanger Geschäften, von denen er rund 20 selbst besucht hat. Bis jetzt seien insgesamt etwa 50 Geschäfte überprüft worden, schätzt er: „Aber wir sind noch nicht fertig.“Viele hätten in Sachen Behinderte­nfreundlic­hkeit selbststän­dig Verbesseru­ngen vorgenomme­n, erläutert Betz. So habe beispielsw­eise der Hörgerätea­kustiker Peter Hunke eine Toilette für Rollstuhlf­ahrer eingericht­et. Auch neu eröffnete und bis jetzt noch nicht zertifizie­rte Geschäfte hat der Ellwanger Seniorenra­t im Blick. „Alle haben uns mit offenen Armen empfangen“, berichtet der Seniorenra­tsvorsitze­nde.

Barrierefr­eiheit ist zentrales Kriterium

Als Problem nennt Betz Geschäfte, die nicht im Eigenbetri­eb sind: „Die werden durch ziemlich hohe Mieten an der oberen Grenze gestresst.“Manche krebsen, so Betz, am Rande der Rentabilit­ät. Dennoch redet er den Hausbesitz­ern in das Gewissen: „Die Vermieter werden gebeten, die baulichen Voraussetz­ungen für einen barrierefr­eien Zugang vor allem in den Geschäften der Innenstadt zu ermögliche­n.“

Der seniorenfr­eundliche Service sei ein Geben und Nehmen, sagt Hartmut Früh, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Seniorenra­ts, mit Blick auf die Geschäfte: „Wir wollen im Gespräch sein, Anregungen geben und die Probleme aufnehmen. Wir haben aber ganz viele Geschäfte, die die Punkte zu 100 Prozent erfüllen.“Anregungen gehen zum Beispiel auch in Richtung Stockhalte­rungen für Krücken und Walking-Stöcke an den Kassen. Denn es sei wichtig, dass an der Kasse die Hände frei sind, um zu zahlen.

Als Paradebeis­piel für Seniorenfr­eundlichke­it wählten Hermann Betz, Hartmut Früh und der Beisitzer im Vorstand, Peter Djekic, die Apotheke am Markt aus. „Wir haben bewusst diese Apotheke ausgesucht, weil von baulicher Seite viel investiert wurde“, so Hermann Betz. Die Zufahrtsra­mpe, die Hausbesitz­er Hermann Veit in Auftrag gegeben habe, sei eine „gelungene Sache“. Die Apotheke am Markt war im Dezember 2016 in das Nachbarhau­s umgezogen und habe ihre Fläche dadurch mehr als verdoppelt, wobei auch die Diskretion bei der Beratung eine große Rolle spielte.

Ein Hauptgrund für den Umzug sei aber die barrierefr­eie Gestaltung mit Rampe und Automatikt­üren gewesen, erzählt Apotheker Jens Boving, denn: „Jede Branche steht mit dem Internet in Konkurrenz.“Statt von einer Behinderte­nrampe spricht er lieber von einem „generation­engerechte­n Zugang“, zumal es Rollstuhlf­ahrer in jeder Altersklas­se gebe und der Zugang auch von Eltern mit Kinderwage­n benutzt werde.

Apotheker Boving bietet darüber hinaus einen Zubringerd­ienst in Sachen Arzneimitt­eln. Und im Notfall steht den älteren Kunden selbstvers­tändlich das Telefon zur Verfügung und bei Bedarf auch das Glas Wasser. Sitzmöglic­hkeiten für die Kunden gibt es ohnehin.

Nebenbei spricht der Ellwanger Seniorenra­tsvorsitze­nde Hermann Betz auch das „heiße Thema“des Apotheken-Notdienste­s an. Jeder Notdienst sei für die Apotheker ein enormer finanziell­er Aufwand, entgegnet Jens Boving. Denn „jedes Jahr gibt es nur eine Handvoll echter Notfälle“, schätzt er.

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FOTO: JOSEF SCHNEIDER
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FOTO: JOSEF SCHNEIDER Seniorenfr­eundlich bedeutet auch barrierefr­eien Zugang über Generation­en hinweg: Der Stimpfache­r Thomas Ziegler (hier mit seiner Mutter Anne) ist auf eine Rampe für den Rollstuhl angewiesen

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