Barrierefreiheit wird belohnt
Der Seniorenrat vergibt Zertifikate für Läden mit seniorenfreundlichem Service.
- Der Seniorenrat Ellwangen prüft derzeit, ob die Ellwanger Geschäfte weiterhin die Kriterien der Seniorenfreundlichkeit erfüllen. Im März 2012 hat Oberbürgermeister Karl Hilsenbek die Zertifikate an die teilnehmenden und ausgezeichneten Geschäfte ausgehändigt. Besteht die Berechtigung fort, erhalten die Geschäfte die Zertifikate für 2017.
„Die Senioren werden immer mehr“, weiß Hermann Betz. Der Vorsitzende des Seniorenrates Ellwangen verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Zunahme von Hilfsmitteln, die die Senioren benötigen, seien es Rollstühle, Rollatoren oder Gehstöcke. Betz zeigt sich zufrieden mit der Entwicklung in den Ellwanger Geschäften, von denen er rund 20 selbst besucht hat. Bis jetzt seien insgesamt etwa 50 Geschäfte überprüft worden, schätzt er: „Aber wir sind noch nicht fertig.“Viele hätten in Sachen Behindertenfreundlichkeit selbstständig Verbesserungen vorgenommen, erläutert Betz. So habe beispielsweise der Hörgeräteakustiker Peter Hunke eine Toilette für Rollstuhlfahrer eingerichtet. Auch neu eröffnete und bis jetzt noch nicht zertifizierte Geschäfte hat der Ellwanger Seniorenrat im Blick. „Alle haben uns mit offenen Armen empfangen“, berichtet der Seniorenratsvorsitzende.
Barrierefreiheit ist zentrales Kriterium
Als Problem nennt Betz Geschäfte, die nicht im Eigenbetrieb sind: „Die werden durch ziemlich hohe Mieten an der oberen Grenze gestresst.“Manche krebsen, so Betz, am Rande der Rentabilität. Dennoch redet er den Hausbesitzern in das Gewissen: „Die Vermieter werden gebeten, die baulichen Voraussetzungen für einen barrierefreien Zugang vor allem in den Geschäften der Innenstadt zu ermöglichen.“
Der seniorenfreundliche Service sei ein Geben und Nehmen, sagt Hartmut Früh, stellvertretender Vorsitzender des Seniorenrats, mit Blick auf die Geschäfte: „Wir wollen im Gespräch sein, Anregungen geben und die Probleme aufnehmen. Wir haben aber ganz viele Geschäfte, die die Punkte zu 100 Prozent erfüllen.“Anregungen gehen zum Beispiel auch in Richtung Stockhalterungen für Krücken und Walking-Stöcke an den Kassen. Denn es sei wichtig, dass an der Kasse die Hände frei sind, um zu zahlen.
Als Paradebeispiel für Seniorenfreundlichkeit wählten Hermann Betz, Hartmut Früh und der Beisitzer im Vorstand, Peter Djekic, die Apotheke am Markt aus. „Wir haben bewusst diese Apotheke ausgesucht, weil von baulicher Seite viel investiert wurde“, so Hermann Betz. Die Zufahrtsrampe, die Hausbesitzer Hermann Veit in Auftrag gegeben habe, sei eine „gelungene Sache“. Die Apotheke am Markt war im Dezember 2016 in das Nachbarhaus umgezogen und habe ihre Fläche dadurch mehr als verdoppelt, wobei auch die Diskretion bei der Beratung eine große Rolle spielte.
Ein Hauptgrund für den Umzug sei aber die barrierefreie Gestaltung mit Rampe und Automatiktüren gewesen, erzählt Apotheker Jens Boving, denn: „Jede Branche steht mit dem Internet in Konkurrenz.“Statt von einer Behindertenrampe spricht er lieber von einem „generationengerechten Zugang“, zumal es Rollstuhlfahrer in jeder Altersklasse gebe und der Zugang auch von Eltern mit Kinderwagen benutzt werde.
Apotheker Boving bietet darüber hinaus einen Zubringerdienst in Sachen Arzneimitteln. Und im Notfall steht den älteren Kunden selbstverständlich das Telefon zur Verfügung und bei Bedarf auch das Glas Wasser. Sitzmöglichkeiten für die Kunden gibt es ohnehin.
Nebenbei spricht der Ellwanger Seniorenratsvorsitzende Hermann Betz auch das „heiße Thema“des Apotheken-Notdienstes an. Jeder Notdienst sei für die Apotheker ein enormer finanzieller Aufwand, entgegnet Jens Boving. Denn „jedes Jahr gibt es nur eine Handvoll echter Notfälle“, schätzt er.