Waffengang mit Ansage
Die Eskalation im Irak überrascht Beobachter nicht wirklich. Dass die irakische Zentralregierung, gesteuert und unterstützt durch die Regierung des Iran, zeitnah gegen die aus ihrer Sicht allzu selbstbewussten Kurden vorgehen würde, um die Autonomiebestrebungen einerseits zu stoppen und andererseits die Devisen bringenden Ölquellen rund um Kirkuk wieder unter ihre Kontrolle zu bringen, war klar.
Ebenso erscheint der Zeitpunkt logisch: Die IS-Terrormiliz ist – auch durch die kurdischen Peschmerga-Kämpfer – so gut wie besiegt. Die Peschmerga haben gute Dienste geleistet: Nun will Bagdad verhindern, dass die erfahrenen Kämpfer sich gegen den Zentralstaat wenden.
In der Zwickmühle sind jetzt die USA und Deutschland, die ungewollt jetzige Gegner bewaffnet haben. Denn die Amerikaner haben die irakische Armee aus- und aufgerüstet. Die Peschmerga wiederum wurden bislang von deutschen Soldaten ausgebildet, sie haben erhebliche Waffenlieferungen aus Deutschland erhalten. Am Montag hat die Bundeswehr ihre Ausbildungsmission unterbrochen. Und die Peschmerga fragen, warum sie, die doch angegriffen werden, nun auch noch bestraft werden sollen.
Die eigentlich Leidtragenden sind, wie immer, Kinder, Frauen, Männer. Auch die Flüchtlinge im Camp Mam Rashan, die von den Lesern der „Schwäbischen Zeitung“unterstützt werden, beobachten den Waffengang mit Sorge: Ihre Rückkehr ins erneut umkämpfte Singal-Gebirge rückt in immer weitere Ferne. l.moellers@schwaebische.de