Glockenklares Klangbild berührt Herz und Seele
Stuttgarter Knabenchor collegium iuvenum überzeugt mit Präsenz und Bandbreite in der Neresheimer Abteikirche
- Der an der Stuttgarter Domsingschule beheimatete Knabenchor collegium iuvenum ist am Wochenende zu Gast im Kloster Neresheim gewesen. Am Sonntag gestaltete der Chor unter der Leitung von Michael Culo den Gottesdienst, am Samstagnachmittag berührten die 60 Knaben und jungen Männer bei einem Chorkonzert die Herzen und die Seelen der Zuhörer in der sehr gut besuchten Abteikirche auf ganz besondere Art und Weise.
Schon der gesungene Einzug des Chores in die Abteikirche war ergreifend, wie aus einer anderen Welt. Das Programm, sowohl unten im Kirchenraum, als auch oben auf der Orgelempore gesungen, spannte einen weiten thematischen Bogen von den Motetten der alten Meister Heinrich Schütz und Samuel Scheidt über die Romantiker Felix Mendelssohn Bartholdy und Anton Bruckner bis hin zu den zeitgenössischen Komponisten Urmas Sisask und Ola Gjeilo.
Traumhaft schöne Momente
Als Motto des Konzerts hatte Michael Culo, seit 2013 künstlerischer Leiter des Chores, „Locus iste“gewählt. Diese Motette mit traumhaft schönen Momenten aus der Feder des österreichischen Romantikers Anton Bruckner hatte sich der Chor bis zum Schluss aufgespart, und in ihrer Interpretation bündelten sich quasi am Ende des Konzerts noch einmal alle Qualitäten dieses außergewöhnlichen Chores, welche die Zuhörer während des gesamten Konzerts schon ergriffen und bewegt hatten. Allen voran ist dabei ein glockenklares, vollkommen transparentes Klangbild und eine vorbildliche Intonation zu nennen.
Dazu kam eine punktgenaue Präsenz und die verzögerungsfreien Reaktionen auf den kleinsten Fingerzeig des Dirigenten Michael Culo. Diese hohe Aufmerksamkeit ermöglichte es Culo, die verschiedenen Motetten und Gesänge dynamisch lebhaft und markant zu gestalten. Diese dynamische Bandbreite reichte etwa in der Motette „Jauchzet dem Herrn alle Welt“von Mendelssohn Bartholdy vom hauchzarten Pianissimo bis zum kraftvollen, aber stets klanglich kontrolliertem Fortissimo.
Schöne Solopartien im Knabensopran und im Tenor hörte man darüber hinaus zum Beispiel in der Motette „Herr, unser Herrscher“von Samuel Scheidt, gesungen mit Orgelbegleitung von der Empore. Freilich geht bei den jungen Burschen in einem derart anspruchsvollen Konzert auch mal was daneben: ein junger Sopranist war in der Motette „Herr, nun lässest du“bei seinem Solo etwas indisponiert.
An der Holzhey-Orgel spielte Antal Váradi als sensibler Chorbegleiter, aber auch als virtuoser und stilsicherer Solist. Die melodienselige Kirchensonate in C von Mozart interpretierte er mit elegantem, heiterem Duktus und im Trauermarsch und Gesang der Seraphim von Alexandre Guilmant ließ er die Orgel mächtig brausen.