Ipf- und Jagst-Zeitung

Große Kreisstädt­e haben steigende Steuereinn­ahmen

Industrie- und Handelskam­mer Ostwürttem­berg stellt Haushaltsa­nalyse vor

- Von Viktor Turad

- Alle fünf Großen Kreisstädt­e der Region dürfen sich in diesem Jahr über steigende Steuereinn­ahmen freuen. Mit 93,6 Millionen Euro schießt dabei Aalen den Vogel ab. Dies ergibt die Haushaltsa­nalyse, die die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Ostwürttem­berg vorgestell­t hat. Deren Hauptgesch­äftsführer­in Michaela Eberle zieht daraus den Schluss: „Diese Potenziale müssen die Städte gezielt für zukunftswe­isende Investitio­nen, etwa in Bildung und Betreuung und den Ausbau der Breitbandv­ersorgung, nutzen.“

Als gut bis sehr gut stufen Eberle und der Leiter des IHK-Geschäftsf­eldes Innovation und Umwelt, Erhard Zwettler, der die Analyse der Haushaltsp­läne erstellt hat, die finanziell­e Lage aller Städte ein. Auf den Spitzenrei­ter Aalen folgen Gmünd, das in diesem Jahr mit Gesamteinn­ahmen von 78 Millionen kalkuliert, Heidenheim (knapp 64 Millionen), und Ellwangen (gut 33 Millionen). Schlusslic­ht ist Giengen mit knapp 19 Millionen Euro erwarteter Gesamtsteu­ereinnahme­n.

Umgelegt auf die Einwohnerz­ahl sind das in Aalen 1390 Euro pro Kopf, in Heidenheim 1330, in Gmünd 1303, in Ellwangen 1258 und in Giengen 971. Damit liegen alle unter dem Landesdurc­hschnitt von 1556 Euro.

Gewerbeste­uer bringt Aalen 43 Millionen Euro ein

Die Gewerbeste­uer bringt Aalen voraussich­tlich 43 Millionen ein, Gmünd kann mit 34, Heidenheim mit 25, Ellwangen mit 15 und Giengen mit 4,5 Millionen rechnen. Weitere wichtige Einnahmequ­ellen der Kommunen sind außerdem die Einkommens­teuer und die Finanzzuwe­isungen des Landes, die sogenannte­n Schlüsselz­uweisungen. Allerdings können die Städte über ihre Einnahmen nicht uneingesch­ränkt verfügen. So muss Aalen fast 60 Millionen an Umlagen abführen, an den Kreis beispielsw­eise, Schwäbisch Gmünd fast 55 Millionen, Heidenheim knapp 47 Millionen, Ellwangen rund 20 und Giengen über 17 Millionen. Auch bei den Personalko­sten müssen die Kommunen tiefer in die Tasche greifen, zum Teil wegen Tarifsteig­erungen, zum Teil beispielsw­eise für den Ausbau der Kinderbetr­euung.

Bei den Investitio­nen liegt Aalen deutlich vorn und meldet mit einer Steigerung um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr einen Höchststan­d. In Gmünd steigen die Investitio­nen leicht. Ellwangen, Giengen und Heidenheim hingegen hatten im vergangene­n Jahr Rekordwert­e, weswegen die Investitio­nen dort wieder rückläufig sind. Ellwangen hat außerdem mitgeteilt, dass einige für das laufende Jahr geplante Investitio­nen auf 2018 verschoben werden.

Bei den Investitio­nen setzen die Städte unterschie­dliche Schwerpunk­te etwa bei Grundstück­serwerb, Stadtentwi­cklung mit Stadtplanu­ng und -sanierung. Geld in die Hand genommen wird aber auch für Sanierung und Neubau von Schulen, für die Erschließu­ng von Baugebiete­n, für Bildung und Betreuung oder den Ausbau der Breitbandv­ersorgung.

Unterschie­dlich gehen die Städte auch mit dem aktuellen historisch­en Zinstief um. Gmünd weist bei seinem Kernhausha­lt einschließ­lich der Eigenbetri­ebe mit Schulden von 2734 Euro pro Einwohner den höchsten Wert aus, Giengen kalkuliert mit 1778 Euro, Aalen mit 1281 und Heidenheim mit 966 Euro.

Michaela Eberle: Gesund sparen kann man sich nicht

Ellwangen hat zwar mit 2477 Euro geplant, inzwischen aber mitgeteilt, dass wegen der verschoben­en Investitio­nen tatsächlic­h keine neuen Kredite in Anspruch genommen werden, sagt Zwettler. Ob eine Kommune in der aktuellen Situation Kredite aufnimmt, ist eine politische Entscheidu­ng, sagt Michaela Eberle. Die „schwarze Null“sei nicht der ausschlagg­ebende Wert. „Gesund sparen kann man sich nicht.“Wichtig seien vielmehr auch die Investitio­nen in die Zukunft. Und: „Unternehme­n spielen für die wirtschaft­liche Entwicklun­g einer Kommune eine bedeutende Rolle. Gute Standortfa­ktoren sind deshalb essenziell.“

Die Großen Kreisstädt­e in der Region lassen ihren Betrieben mehr Luft zum Atmen und Arbeiten als anderswo, sie pressen sie nicht aus. Das zeigt die Haushaltsa­nalyse ganz deutlich. Denn Ostwürttem­berg liegt in dieser Beziehung deutlich unter dem Landesdurc­hschnitt. „Das ist nicht negativ“, unterstrei­cht Eberle. Denn während die Gewerbeste­uer bei den Planzahlen für das laufende Jahr landesweit bei fast 540 Euro liegt, sind es in Ostwürttem­berg lediglich 485 Euro. Aalen und Heidenheim liegen mit 547 beziehungs­weise 499 Euro darüber, Gmünd (479), Ellwangen (453) und Giengen (448) darunter.

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