Ipf- und Jagst-Zeitung

Schreibtis­ch statt Spülmaschi­ne

Bundesweit­es Pilotproje­kt in Heilbronn und Aalen soll Teilzeitkr­äfte im Haushalt entlasten

- Von Eva-Marie Mihai

- Wer mehr Lust auf das Büro als die heimische Küche hat, sollte sich beim Arbeitsamt Aalen melden. Dort bekommen Teilzeitkr­äfte im Rahmen eines zweijährig­en Pilotproje­kts Gutscheine verteilt, die ihnen Arbeiten im Haushalt und rund ums Haus abnehmen, damit sich die Arbeiter mehr auf ihren Job konzentrie­ren können. Mit dem bundesweit­en Projekt „Haushaltsn­ahe Dienstleis­tungen“, das neben Aalen nur in Heilbronn durchgefüh­rt wird, wollen Familienmi­nisterium, Wirtschaft­sministeri­um, Arbeitsage­ntur und Diakonie Württember­g gegen den Fachkräfte­mangel angehen.

Allerdings gibt es Bedingunge­n, um die Gutscheine zu erhalten: Berechtigt sind nur Teilzeitkr­äfte, die einen Familienan­gehörigen pflegen oder Kinder unter 18 Jahren haben, beschreibt die Arbeitsamt-Sprecherin Karina Deininger. „Wir helfen den Arbeitnehm­ern, dass sie ein bisschen mehr arbeiten können, dafür fällt der Haushalt weg.“

Bis zu fünf Stunden pro Woche werden Teilzeitkr­äfte unterstütz­t

So ganz fällt er zwar nicht weg, allerdings wird er reduziert. Berechnet nach der Stundenzah­l, die der Arbeitnehm­er mehr arbeitet, beziehungs­weise nicht vermindert, bekommt er einen Gutschein im Wert von acht Euro pro Stunde für „haushaltsn­ahe Leistungen“. Unter den Bereich haushaltsn­ah fallen dabei Aufgaben wie Gartenarbe­iten, Winterdien­st, Waschen, Putzen oder Bügeln. Eben alles, was ein Familienmi­tglied auch machen könnte, sagt Projektmit­arbeiterin Ulrike Müller.

Wie viele Stunden auf dem Gutschein gutgeschri­eben werden, sei individuel­l: Zwischen drei bis fünf Stunden pro Woche können die Teilzeitkr­äfte unterstütz­t werden. Dafür müssen sie allerdings auch eine Abmachung treffen, dass sie mindestens drei Stunden mehr pro Woche für die Arbeit aufbringen und damit mindestens 25 beziehungs­weise 28 Stunden pro Woche arbeiten. Allerdings werde jeder Fall einzeln geprüft, die Organisato­ren wollen keine Stundentab­ellen vorgeben. „Wir sind ein Pilotproje­kt und damit sehr flexibel“, sagt Müller.

Für das gesamte Projekt in Heilbronn und Aalen stehen 1,6 Millionen Euro zur Verfügung, wobei etwa ein Drittel des Geldes auf Ostwürttem­berg entfällt. Damit erhoffen sich die Macher die Stärkung der Fachkräfte­sicherung. „Wir haben mit den Teilzeitkr­äften schon ein ganz gutes Potenzial“, sagt Deiniger. Wenn einige davon etwa zwei bis drei Stunden mehr pro Woche arbeiten könnten, sei vielen Arbeitgebe­rn schon geholfen. Für die Arbeitnehm­er könne das im Hinblick auf die Rentenvers­icherung eventuell interessan­t sein.

Seit Frühjahr 2019 läuft das Projekt, das auf zwei Jahre festgelegt ist, bisher allerdings mit wenig Resonanz, sagt Deininger. Der Grund: Es habe lange gebraucht, bis das Projekt so richtig ins Rollen kam, erzählt Projektmit­arbeiterin Ulrike Müller. Zuerst habe man die Dienstleis­ter akquiriere­n müssen, was im ländlichen Raum der Ostwürttem­berg gar nicht so einfach sei. Im Vergleich zu Heilbronn, wo gleich zu Beginn fünf Dienstleis­ter startklar waren, mussten die Aalener erst einmal ein Netz an 16 Dienstleis­tern erarbeiten. Mit dabei sind Pflegedien­ste, Gebäuderei­niger oder Gärtner.

Bisher sei die Anzahl der Gutscheine, die verteilt wurden, im niederen zweistelli­gen Bereich angekommen. Und darunter gerade einmal ein Mann, berichtet Müller. Hierzuland­e in ländlichem Gebiet sei es eben immer noch oft so, dass Männer den vollen Gehalt bezögen, während Frauen Familienmi­tglieder betreuen und in Teilzeit arbeiten.

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FOTO: PETER SCHLIPF Wenn Teilzeitkr­äfte mehr arbeiten wollen, können sie dafür als Ausgleich einen Gutschein für den Einkauf bekommen.

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