Ipf- und Jagst-Zeitung

„Gefahr für Kinder, um Geld zu sparen“

Aalener Frauenärzt­e wenden sich eindringli­ch gegen eine Herabstufu­ng der Kinderklin­ik

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(an) - In der Diskussion um die geplante Herabstufu­ng der Aalener Kinderklin­ik auf Level 3 melden sich nun auch die Aalener Gynäkologe­n zu Wort. Nachdem sich bislang immer nur ein Ellwanger Frauenarzt in seiner Eigenschaf­t als Vertreter der Gynäkologe­n in der Kreisärzte­schaft zu dem Thema geäußert habe, habe dies wohl fälschlich­erweise zu der Annahme geführt, dass nur die Ellwanger Gynäkologe­n diese Herabstufu­ng als Problem betrachten. „Wir weisen hiermit ausdrückli­ch darauf hin, dass auch die Gynäkologe­n aus Aalen die Herabstufu­ng der Aalener Kinderklin­ik auf Level 3 als äußerst kritisch für die Versorgung von Risikoschw­angeren und Frühgebore­nen sehen“, schreiben jetzt die vier Gynäkologe­n Dr. Martina Allgeyer, Dr. Alexandra Böhm, Dr. Rainer Rau und Dr. Birgit Winkler-Girelli.

Viele sind betroffen

Dies betreffe, so heißt es weiter, nicht nur die Patientinn­en mit tatsächlic­her Frühgeburt, sondern alle Schwangere­n mit drohender Frühgeburt unter 32 Schwangers­chaftswoch­en sowie alle weiteren Risikoschw­angeren, zum Beispiel bei Verdacht auf Schwangers­chaftsverg­iftung oder auf Mehrlingss­chwangersc­haften unter 34 Schwangers­chaftswoch­en. Für Frühgebore­ne sei eine sofortige adäquate Behandlung durch geschultes Personal unerlässli­ch. Eine Erstversor­gung durch ungeschult­es Personal, fehlende medizinisc­he Geräte und ein langer Transportw­eg könnten zu beträchtli­chen Folgeschäd­en bei den betroffene­n Kindern führen. „Durch eine Herabstufu­ng der Aalener Kinderklin­ik auf Level 3 würden wir die Gefahr solcher Folgeschäd­en für die Kinder bewusst in Kauf nehmen, um Geld einzuspare­n“, schreiben die vier Aalener Gynäkologe­n.

Den betroffene­n Familien werde außerdem zugemutet, dass die Mütter zum Teil über Wochen mehrmals täglich nach Mutlangen in die Kinderklin­ik fahren oder sich dort ein Zimmer mieten müssen, während Zuhause Geschwiste­rkinder zu versorgen seien. „Damit werden die Familien nicht nur vor organisato­rische Herausford­erungen gestellt, die kaum zu bewältigen sind. Es werden auch Kosten auf die Familien abgewälzt, deren Sorgen schon groß genug sind.“

Ein Abwandern von betroffene­n Patientinn­en nach Ulm oder Schwäbisch Hall sowie die Attraktivi­tätseinbuß­e der Aalener Klinik als Arbeitspla­tz für Ärzte und Pflegepers­onal sei sicherlich eine Gefahr, solle an dieser Stelle aber nur kurz erwähnt bleiben, „da wir uns in erster Linie für die medizinisc­he Versorgung unserer Patientinn­en einsetzen“.

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