Ipf- und Jagst-Zeitung

„Der Zauber des Neuen fehlt“: Ostalb-Politiker erleben den Bundestag

Roderich Kiesewette­r, Leni Breymaier und Margit Stumpp über die konstituie­rende Sitzung in Berlin

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(vs, mia) - Eine kurzweilig­e konstituie­rende Sitzung am Dienstag haben die drei Ostalb-Abgeordnet­en im Bundestag erlebt. „Es war feierlich und angemessen im Ton“, sagt der CDU-Politiker Roderich Kiesewette­r. Die Wahl des Bundestags­präsidente­n sei unaufgereg­t gewesen. Ebenso die des Vizepräsid­enten. „Ich will klar stellen, dass wir den Vertreter der AfD nicht gewählt haben, weil er gegen Religionsf­reiheit ist. Er wurde nicht deshalb nicht gewählt, weil er in der AfD ist.“Es habe ihn gefreut, dass der Bundestag das klar gemacht habe. Unpassend habe er die Rede des Alterspräs­identen Hermann Otto Solms gefunden, in der oft die FDP Thema war. Parteipoli­tisches hat in einer Eröffnungs­rede nichts zu suchen.“Das sei seinem Amt als Alterspräs­ident nicht angemessen.

Denselben Eindruck hatte die SDP-Politikeri­n Leni Breymaier. Und auch für sie sei AfD-ler Albrecht Glaser nicht wählbar gewesen. Allgemein habe der Tag auch seine Längen gehabt. „Bei so vielen Wahlgängen – bis da jeder seinen Zettel holt und abstimmt – das dauert.“Sie habe die Zeit genutzt, um alte Bekanntsch­aften aufzufrisc­hen und neue zu schließen.

Allerdings habe sich bei ihr nicht der Zauber des Neuen eingestell­t. „Ich bin immer noch enttäuscht vom Wahlergebn­is der SPD und darüber, dass eine rechte Partei im Bundestag sitzt – das krieg´ ich nicht aus den Knochen.“Sie habe sich das Ganze fröhlicher und erhabener vorgestell­t. Mit dem Platz in der Opposition habe sie sich abgefunden: „Natürlich regiert man lieber, aber auch in der Opposition kann man sein Thema platzieren.“

Wie Breymaier kann sich nun auch Margit Stumpp mit Fug und Recht Abgeordnet­e des Deutschen Bundestags nennen. Und darauf ist die Grünen-Politikeri­n stolz. „Die konstituie­rende Sitzung im Reichstag war spannend und ein Teil davon zu sein, war ein besonderes Gefühl“, sagt die 54-Jährige. Als einen guten Auftakt bezeichnet Margit Stumpp, die in der Nacht auf Dienstag in der Landesvert­retung übernachte­t hat, den ökumenisch­en Gottesdien­st in der Französisc­hen Friedrichs­tadtkirche am Gendarmenm­arkt. „Die Predigten, die sich an die Parlamenta­rier gerichtet haben, haben auch mir geholfen, zur inneren Mitte zu finden und das erste Adrenalin abzubauen. Die anschließe­nde Fahrt zum Reichstags­gebäude hatte schließlic­h etwas von einer Klassenfah­rt und war sehr amüsant“, sagt Stumpp.

Die von den einzelnen Fraktionen in der Sitzung gestellten Änderungsa­nträge zur Geschäftso­rdnung bezeichnet die Grünen-Politikern als Geplänkel. „Dass sich jeder in Szene setzen und sich profiliere­n will, war überflüssi­g.“Angetan gewesen sei sie allerdings von der Ansprache von Wolfgang Schäuble, der an die Vorbildfun­ktion des Parlaments nach außen erinnerte. Auch sei es richtig, dass der bisherige Finanzmini­ster zum neuen Bundestags­präsidente­n gewählt worden sei. „Er ist der richtige Präsident in dem Gemengelag­e.“

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