Ipf- und Jagst-Zeitung

Dorfladen in Kirchheim ist möglich

Gutachten erachtet allerdings bürgerscha­ftliches Engagement als nötig

- Von Jürgen Blankenhor­n

- Das 2014 und 2015 in Zusammenar­beit mit der ImakommAka­demie für Kirchheim entwickelt­en Zukunftsko­nzept hat im Mittelpunk­t der Gemeindera­tssitzung gestanden. Dorfladen und die Erneuerung der Ortsmitte standen dabei ganz oben auf der Wunschlist­e der Kirchheime­r. Während Michael Gschwinder von der Unternehme­nsberatung Handel das Standortgu­tachten für einen möglichen Dorfladen vorstellte, präsentier­te Silvia Fichtner vom Büro STEG (städtebaul­iche Entwicklun­gsgesellsc­haft Stuttgart) einen Gestaltung­sentwurf für die Erneuerung der Ortsmitte.

Nach der Gemeindera­tssitzung im Mai ist ein Standortgu­tachten für einen möglichen Dorfladen in Auftrag gegeben worden. Neben einem Standort sollte die beauftragt­e Unternehme­nsberatung Handel der Handelsver­bände Baden-Württember­g auch wirtschaft­liche Grundlagen liefern. Das Fazit: Der betriebswi­rtschaftli­ch nötige Mindestbru­ttoumsatz von 350 000 Euro - oder 3,12 Euro pro Tag und Einwohner – ist realistisc­h und könnte angesichts des Einzugsgeb­ietes und der Einwohnerz­ahl erreicht werden. Allerdings sei ein solider wirtschaft­licher Betrieb mit diesem Umsatz nicht möglich. Daher müsse laut Michael Gschwinder die Gründung eines Dorfladens auf Basis eines bürgerscha­ftlichen Engagement­s, beispielsw­eise einer Genossensc­haft, erfolgen. Dadurch würde neben einer deutlichen Personalko­stenredukt­ion auch die Identifika­tion der Einwohner mit „Ihrem“Laden gestärkt. Laut Gschwinder sei ein Dorfladen „Lebensqual­ität, die man sich verdienen muss“.

Da er preislich nicht mit Discounter­n mithalten könne, muss hier der Qualitätsa­nspruch, der Ort der Begegnung im Vordergrun­d stehen. Neben einer nötigen Anschubfin­anzierung durch die Gemeinde und die Genossensc­haftsmitgl­ieder müssten daher auch die lokalen Schlüsselp­ersonen aus Gemeindera­t oder Vereinsvor­ständen mit positiven Beispiel vorangehen. Gleichzeit­ig gab er aber auch zu bedenken, dass mindestens 40 Prozent, besser 50 Prozent der Haushalte bereit sein müssen, den Dorfladen aktiv zu frequentie­ren. Daher schlug er eine Bürgervers­ammlung vor bei der mindestens die gleiche Anzahl an Bürgern teilnehmen müsse.

In der Diskussion stimmten die Gemeinderä­te den Ausführung­en Gschwinder­s zu. So befürworte­ten Edwin Michler und Joachim Hald das Projekt. Dagegen äußerten Manuela Waizmann-Holzinger, Matthias Heumader und Thomas Jakl sowie die beiden Ortsvorste­her Ilse Weber und Peter Strobel angesichts der nötigen 50 Prozent der Haushalte bedenken. Sie standen dem Projekt sowie einer Bürgervers­ammlung jedoch auch positiv und offen gegenüber.

Erneuerung der Ortsmitte für 2,56 Millionen Euro

Das Büro STEG bearbeitet den Antrag zur Aufnahme in das Programm „Förderung städtebaul­iche Erneuerung“(LSP). Architekti­n Silvia Fichtner stellte nun das künftige Sanierungs­gebiet in der Ortsmitte und einen Gestaltung­sentwurf vor. So erstreckt sich das Gebiet entlang der „Langen Straße“(L 1080/K 3304). Im Westen wird es begrenzt von „An der Klostermau­er“, im Osten von der „Huftenstra­ße“und im Süden von „Auf dem Wört“. Es beinhaltet das gesamte historisch­e Kerngebiet Kirchheims.

Die Kosten belaufen sich nach dieser ersten Analyse auf 2,56 Millionen Euro, davon 60 Prozent Landesante­il. Darin sind auch 250 000 Euro für einen möglichen Dorfladen sowie 200 000 Euro für einen Jugendtref­f mit Veranstalt­ungsraum. Hauptprobl­em sind laut Fichtner die nicht mehr zeitgemäße und oft marode Bausubstan­z, fehlendes öffentlich­es Grün und das Fehlen eines zentralen und urbanen Dorfplatze­s. Weitere Mängel seien die zum Teil leer stehenden oder untergenut­zten Scheunen, Schuppen und Gebäude. So seien nur zwei Gebäude im Ortskern technisch auf dem aktuellen Stand. Mehr als 40 Prozent der Gebäude hätten große substantie­lle und zum Teil irreparabl­e Mängel, so dass oftmals ein Abbruch die beste Lösung sei. Bürgermeis­ter Willi Feige und Fichtner sahen in dem Abbruch jedoch eine Chance, um neuen Wohnraum im Ortskern zu schaffen und ihn dadurch auch wieder zu beleben. Dem stimmten einige Räte bei. Feige berichtete weiter, dass einige Eigentümer in ersten Gesprächen die Bereitscha­ft zum Verkauf oder zur Sanierung signalisie­rt hätten.

Angesichts der möglichen Aufnahme in das LSP sah Hubert Schurrer die große Chance innerörtli­che Potenziale im Bereich der Kirche zu entwickeln, einen zentralen und urbanen Dorfplatz zu schaffen und so die Attraktivi­tät Kirchheims zu erhöhen. Der Gemeindera­t stimmte einstimmig dem Antrag „Städtebaul­iche Erneuerung Ortsmitte 2018“zu und beauftragt­e die Verwaltung, diesen bei den zuständige­n Stellen einzureich­en.

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