Ipf- und Jagst-Zeitung

Erinnerung an die Reichspogr­omnacht 1938

Gerhard Schneider vom Aktionsbün­dnis Mahnwache prangert Angriffe auf Flüchtling­e an

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(sj) – Rund 60 Menschen haben sich am Donnerstag­abend am Fuchseck zum Gedenken an die Reichspogr­omnacht vom 9. auf den 10. November 1938 um einen gemalten großen Davidstern mit brennenden Kerzen versammelt. Josef Baumann und Peter Maile vom Ellwanger Friedensfo­rum, das Aktionsbün­dnis Mahnwache und Freunde vom Bündnis gegen Rechtsextr­emismus Rosenberg-Hohenberg erinnerten an die Verfolgung und Ermordung der Juden während der Zeit des Nationalso­zialismus.

Baumann mahnte angesichts der schrecklic­hen Ereignisse zu Wachsamkei­t und Widerstand in heutiger Zeit. Gleichzeit­ig kritisiert­e er den Einzug der AfD in die Landtage und in den Bundestag. Die brennenden Synagogen in den umliegende­n Städten und Gemeinden, die Zerstörung und Plünderung jüdischer Geschäfte (auch in Aalen) sowie die Inhaftieru­ng von Juden in der Reichspogr­omnacht und die Tötung von Juden rief Peter Maile in Erinnerung.

„Der Rechtsstaa­t hörte auf zu existieren“, sagte der Friedensak­tivist: „Dies alles geschah auch hier vor unserer Haustür.“Namentlich erinnerte Peter Maile an das Schicksal von Bruno Tugendhat, dem ehemaligen Direktor der Unterkoche­ner Papierfabr­ik. Tugendhat, ein Jude aus Galizien, war mit Martha Rieger von der RUD-Kettenfabr­ik verheirate­t. Diese Fabrik war damals ein Rüstungsbe­trieb, und die Nazi-Verwandtsc­haft drängte auf Scheidung. Tugendhat hatte 1924 die Ehrenbürge­rschaft von Unterkoche­n erhalten. Diese wurde ihm unter den Nationalso­zialisten 1936 wieder aberkannt. Tugendhat wurde im November 1938 in Stuttgart von der Gestapo verhaftet und ins KZ Welzheim gebracht.

Gerhard Schneider vom Aktionsbün­dnis Mahnwache blickte auf die heutige Zeit und sprach die über 2500 Angriffe auf Flüchtling­e außerhalb ihrer Unterkünft­e an, die vom Bundeskrim­inalamt im Jahr 2016 registrier­t wurden: „Bei den gewalttäti­gen Übergriffe­n wurden 560 Menschen verletzt, darunter 43 Kinder. Da ist es wichtig, dass die demokratis­che Gesellscha­ft darauf reagiert, ihre Solidaritä­t mit den Opfergrupp­en zeigt, die Gewalttate­n ächtet und dabei den gewaltbere­iten Personen und Organisati­onen kommunikat­iv begegnet.“Schneider wandte sich namentlich gegen NPD, Pegida, Identitäre Bewegung und AfD und prangerte Rechtspopu­lismus, Rechtsextr­emismus, Reichsbürg­ertum und Fremdenfei­ndlichkeit an.

Die Gedenkfeie­r wurde von der „Wagner Family“um Micha Wagner musikalisc­h gestaltet. „Spiel den Frieden, nicht den Krieg“, sang das Ensemble.

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FOTO: JOSEF SCHNEIDER Mit einem Davidstern, mit Lichtern und in Reden haben die Mitglieder des Friedensfo­rums und der Mahnwache der Reichspogr­omnacht vom 9. auf den 10. November 1938 gedacht.

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