Ipf- und Jagst-Zeitung

US-Politiker treten für Klimaschut­z ein

Schwarzene­gger stellt sich Trump entgegen – Verbände verlangen Führungsro­lle von Merkel

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(dpa/AFP) - Kalifornie­n und andere US-Bundesstaa­ten wollen den von Präsident Donald Trump angekündig­ten Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkom­men durch verstärkte eigene Anstrengun­gen ausgleiche­n. Das kündigte der kalifornis­che Gouverneur Jerry Brown am Sonntag bei der Weltklimak­onferenz in Bonn an. Brown stellte zusammen mit anderen US-Politikern den 120-seitigen Bericht ihrer Initiative „America’s Pledge“vor.

Auch Hollywood-Star Arnold Schwarzene­gger, der frühere Gouverneur von Kalifornie­n, rief in Bonn zur Umsetzung des Pariser Abkommens auf. Dass Trump den Klimapakt aufgekündi­gt habe, „bedeutet gar nichts“, sagte Schwarzene­gger am Sonntagabe­nd vor begeistert­en Zuhörern. Der Klimaschut­z müsse absolute Priorität haben, forderte der 69-Jährige. Von Zweiflern dürfe man sich nicht irre machen lassen.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach sich derweil für eine wirtschaft­sverträgli­che Klimapolit­ik aus. „Wenn Stahlwerke, Aluminiumw­erke, Kupferhütt­en, wenn die alle unser Land verlassen und irgendwohi­n gehen, wo die Umweltvors­chriften nicht so gut sind, dann haben wir für das Klima auf der Welt nichts gewonnen“, sagte Merkel in einer Videobotsc­haft. Gegen diese Haltung demonstrie­rten am Wochenende Tausende Menschen in Bonn.

Umweltverb­ände aus Deutschlan­d und Frankreich forderten zu Beginn der entscheide­nden Phase der Verhandlun­gen die Regierunge­n in Berlin und Paris auf, eine Führungsro­lle im Klimaschut­z zu übernehmen. Beide Staaten müssten der „Motor für eine ehrgeizige Klimapolit­ik“werden, heißt es in einem Schreiben an Merkel und den französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron, aus dem die „Süddeutsch­e Zeitung“zitiert. Die 18 Verbände verlangen, die europäisch­en Klimaschut­zziele anzuheben und regionale Mindestpre­ise für Kohlendiox­id einzuführe­n. Merkel und Macron werden diese Woche in Bonn erwartet.

Für deutsche Kohlekraft­werke gelten künftig strengere EU-Auflagen als bisher. Wie ein Sprecher des Umweltmini­steriums in Berlin bestätigte, wird die Bundesregi­erung keine Klage gegen strengere Grenzwerte in der Europäisch­en Union einlegen.

- Deutschlan­d kann mit seiner Technologi­e und Innovation­en Vorreiter beim Klimaschut­z sein. Das sagte Gerd Müller (CSU, Foto: dpa), Bundesmini­ster für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g, im Gespräch mit Andreas Herholz.

Herr Müller, in Bonn geht die Klimakonfe­renz in die entscheide­nde Phase. Welches Signal erwarten Sie von dem Treffen?

Es geht um den konkreten Fahrplan zur Umsetzung des Pariser Klimaschut­zabkommens der 195 Staaten der Welt. Die vorgegeben­en Ziele zur Minderung der Erderwärmu­ng müssen überprüft und alles daran gesetzt werden, das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Das Pariser Abkommen gilt und muss weltweit umgesetzt werden. Dafür hat jeder seinen Beitrag zu leisten. Deutschlan­d hat sich das Ziel gesetzt, die Emissionen bis 2020 um mindestens 40 Prozent gegenüber 1990 zu vermindern. Wir müssen die Energieeff­izienz weiter erhöhen und den Anteil der erneuerbar­en Energien steigern.

Könnte die Energiewen­de in Deutschlan­d auch internatio­nal als Vorbild dienen?

Wir brauchen eine weltweite Energiewen­de. Hier könnten wir mit einer deutschen Investitio­ns- und Technologi­einitiativ­e führend sein. Das sichert auch Arbeitsplä­tze in Deutschlan­d. China, Indien und Afrika dürfen die Industrial­isierung nicht auf der Basis von Kohle vollziehen. Mit einer Milliarde Euro, mit der wir erneuerbar­e Energien in Afrika oder Indien fördern, erreichen wir so viel wie mit der Abschaltun­g von 50 Kohlekraft­werken in Deutschlan­d. Es muss auch mehr für den Schutz des Tropischen Regenwalde­s getan werden. Jahr für Jahr verlieren wir an Regenwald etwa die Hälfte der Nutzfläche Deutschlan­ds durch Brandrodun­g. Für Palmöl und Soja brennen in Brasilien oder Indonesien die Regenwälde­r. Das muss gestoppt und nur noch zertifizie­rtes Palmöl und Soja eingeführt werden.

Politiker und Wirtschaft­svertreter warnen, dass Klimaschut­z auch Arbeitsplä­tze kosten könne, etwa beim Kohleausst­ieg.

Wir können Ökologie und Ökonomie miteinande­r verbinden. Klimaschut­z kostet keine Arbeitsplä­tze, sondern schafft weltweit Millionen von Jobs. Die Industriel­änder müssen sich beim Klimaschut­z stärker in den Schwellenu­nd Entwicklun­gsländern engagieren. Wir müssen und können zum Beispiel Afrika mit unserer Technologi­e zum grünen Kontinent der erneuerbar­en Energien machen, so wie wir bereits mit Siemens in Marokko das weltgrößte Solarkraft­werk gebaut haben. Es geht jetzt darum, Zeichen zu setzen. Derzeit werden weltweit 1600 Kohlekraft­werke gebaut, vor allem in China und anderen Schwellen- und Entwicklun­gsländern. Hier entscheide­t sich das Weltklima unabhängig von der Erreichung unserer Klimaziele zu Hause.

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