Luther als Herausforderung
Münchner Ensemble theaterlust am 18. November in Aalen
(an) - Mit einer Neuproduktion, einer Auftragsarbeit zum 500. Jahrestag der Reformation, widmet sich das theaterlust-Team der faszinierenden Gestalt Luther. „Es ist eine echte Herausforderung“, sagt Autor John von Düffel, „Luther als historischer und geistesgeschichtlicher Größe gerecht zu werden.“Am Mittwoch, 15. November, ist das Werk auf der Bühne der Stadthalle Aalen zu sehen. Um 19.30 Uhr startet der Abend mit einer Einführung.
Zum Inhalt: Luther – ein Kämpfer, ein Streiter. Beseelt, kompromisslos, im schlimmsten Fall gnadenlos. Ein Berufener. Am härtesten ist er zu sich selbst. Der junge Bettelmönch Martinus, der seiner weltlichen Karriere abgeschworen hat, um sein Leben Gott zu weihen. Ein Gewitter ist der Moment seiner Bekehrung, ein Donnerschlag wird es für die Welt. Der Bettelmönch Martinus, bekannter als Martin Luther, sorgte für eine der massivsten Zäsuren in der Geschichtsschreibung. Fünfhundert Jahre ist das jetzt her.
Ein Gewitter also, und ein Gelübde in Todesgefahr. Dann der Eintritt ins Kloster, die Abkehr von der Welt und die erste Auflehnung: gegen den Vater. Es ist Martins erster Bruch mit der Autorität. Doch das gehört zu seinem Weg. An dessen Gipfel steht der Bruch mit der höchsten Macht, dem Papst. Der kleine Mönch Martinus prangert Korruption und Bigotterie der päpstlichen Kurie an, wettert gegen den Ablass. Er krempelt die Welt um, religiös wie politisch. Doch hier ist sein Weg nicht zu Ende. Der Revolutionär wird alt, wird krank, wird fett, verhärtet und verbittert nach all den Kämpfen seines Lebens. Exkommuniziert, politisch mehr geduldet als erwünscht. Ein großer Reformator oder ein tragisch Gescheiterter? Das scheint ganz offen.
Wie Luther wurde, was er war, und wie Luther aufhörte, Luther zu sein?, so beschreibt der Autor seinen Ansatz. So entsteht ein spannendes Persönlichkeitsbild. Und so lässt sich ein Bogen spannen zu dem, was wir heute an religiösem Extremismus erleben. An Luthers Beispiel erzählt der Autor die Geschichte einer Radikalisierung. Wie einer zum Hassprediger wurde, der als Gottsuchender begann. Eine Geschichte voll Faszination und Spannung.
Der Autor John von Düffel wurde 1966 in Göttingen geboren, wuchs unter anderem in Irland und den USA auf und studierte Philosophie und Volkswirtschaft in Stirling (Schottland) und Freiburg. Er wurde zunächst Theater- und Filmkritiker, dann Dramatiker und Dramaturg in Oldenburg, Basel, Bonn, Hamburg. Seit 2009 ist er Dramaturg am Deutschen Theater Berlin und seit 2010 Professor für Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Schon für seinen Debütroman „Vom Wasser“1998 erhielt er zahlreiche Auszeichnungen; ebenfalls preisgekrönt ist sein Familienroman „Houwelandt“. Seine Bühnenadaptionen bedeutender belletristischer Werke wie den „Buddenbrooks“oder Esther Vilars „Der dressierte Mann“sind große Theatererfolge.
Dem Publikum ist Darsteller Thomas Kügel am besten durch seine Rolle als Kriminalrat Schladitz im Kieler Tatort bekannt, er spielte aber auch schon in den „RosenheimCops“und in „Kleine Haie“und war engagiert am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und am Staatstheater Hannover. Sein Hollywood-Debüt gab er neben Tom Hanks und Halle Berry in „Cloud Atlas“. Anja Klawun ist spätestens seit ihrer Darstellung der Johanna in der theaterlust-Produktion „Die Päpstin“ein bekanntes Gesicht. Im Fernsehen war sie zum Beispiel in „Hubert & Staller“zu sehen. Ihr erster großer Kinoerfolg kam mit Ralf Westhoffs Kultfilm „Shoppen“.