Ipf- und Jagst-Zeitung

Die Musik spielt da, wo sie hingehört

- Von Ansgar König

Viel ist gesprochen worden über das Veranstalt­ungszelt auf dem Sparkassen­platz, nicht nur wegen des etwas eigenwilli­gen Namens „Petite Bellevue“. Das Ziel der Macher war vom Verein kunterbunt klar: Das Aalener Jazzfest soll dahin, wo es hingehört: mitten rein in die Stadt.

Das Wagnis – und ein solches war’s – hat sich aber gelohnt. Das Zelt ist kuschelig und absolut tauglich für ein Festival dieser Größenordn­ung, egal, ob bestuhlt oder nicht, und der Platz, mitten auf der Stuttgarte­r Straße, ist genau der richtige. Kurze Wege, ausreichen­d Parkmöglic­hkeiten und zudem hatte so mancher neugierige Passant die Chance, mal einen kleinen Blick durch die Fenster ins Zelt zu werfen.

Die Lärmbeläst­igung hielt sich in Grenzen. Zwar war außerhalb deutlich zu hören, was drin gespielt wird, aber um 23 Uhr war im Zelt Schluss – was nun so gar nicht die Art der Jazzfestfr­eunde ist. Aber diejenigen, die auch nach mehreren Stunden im Zelt immer noch nicht genug hatten, konnten ja weiterzieh­en, in die „bAAr“oder ins „Noir“. Und ehrlich: Das Ramada Hotel bei den Limestherm­en, das ja als Veranstalt­ungsort gestrichen wurde, vermisst eigentlich niemand. Zu oft ist in den vergangene­n Jahren deutlich geworden, dass das Hotel als Jazz-Location ob der räumlichen Enge an seine Grenzen stößt.

Apropos Grenzen: Die Länge des aktuellen Jazzfests sprengt diese Grenzen. Die Macher sprechen gerne vom „längsten Jazzfest aller Zeiten“, aber das ist zu kurz gedacht. Zu groß sind die Lücken zwischen dem Auftakt am 30. Oktober und dem Finale mit Max Giesinger am 20. November. So wird das Jazzfest nicht mehr als Einheit wahrgenomm­en, was ja eigentlich immer seine Stärke war. Und nur so lässt sich auch rechtferti­gen, dass ein Sänger wie Max Giesinger überhaupt zu einem Jazzfest passt.

Genug genörgelt: Ein schöner Abschluss des Hauptwoche­nendes war auf jeden Fall die Ehrung der Macher des Jazzfests mit der Großen Ehrenplake­tte der Stadt Aalen am Sonntagabe­nd. Diese Plakette darf sich nicht nur der künstleris­che Leiter Ingo Hug ans Revers heften, sie gilt allen rund ums Fest, den Spülern am Ausschank, den Stagehands auf und hinter der Bühne, den unzähligen Helfern, was immer sie auch gemacht haben. Hier passt eine kleine Geschichte am Rande, die sich genau so am Freitagabe­nd im kleinen Zelt ereignet hat. Ein Mittvierzi­ger aus Hamburg, derzeit als Gastdozent an der Aalener Hochschule, blättert mit großen Augen durchs Programmhe­ft: „Das wusst’ ich ja gar nicht, dass es in Aalen so was Tolles gibt.“Genau. a.koenig@aalener-nachrichte­n.de

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