Ipf- und Jagst-Zeitung

Augustinus: Kirchengem­einderat muss entscheide­n

Möglicher Erhalt der Kirche in der Triumphsta­dt im Mittelpunk­t einer sonntäglic­hen Gemeindeve­rsammlung

- Von Viktor Turad

- Der katholisch­e Kirchengem­einderat Sankt Maria muss in einer seiner nächsten Sitzungen entscheide­n, wie es mit der Augustinus­kirche weitergeht: Wird das Gotteshaus abgerissen, wie es seit fünf Jahren eigentlich bereits beschlosse­ne Sache ist, oder bleibt es erhalten, wie es Pfarrer Wolfgang Sedlmeier will, der gegen diesen Beschluss bekanntlic­h sein Veto eingelegt hat? Mit diesem Wunsch steht er nicht allein, hat eine Gemeindeve­rsammlung am Sonntagabe­nd im Salvatorhe­im gezeigt.

Die Entscheidu­ng verlangt die Diözese, die das für den Bereich des Gotteshaus­es vom Kirchengem­einderat (KGR) vorgesehen­e Bieterverf­ahren so nicht genehmigen will. Diözesanba­umeister Thomas Schwieren habe wissen lassen, sagte Sedlmeier, dass erst klar sein müsse, ob die Kirche zur Dispositio­n stehe oder nicht, ehe man weitere Schritte einleite. Dies wollte der KGR eigentlich erst am Schluss des Verfahrens entscheide­n.

Nach den bisherigen Vorstellun­gen des Gremiums sollten in einer öffentlich­en Ausschreib­ung Investoren eingeladen werden, für drei Varianten Vorschläge und Gebote abzugeben: Erhalt der Kirche und Verbleib des Gebäudes und eines Teilgrunds­tücks bei der Kirchengem­einde, Abbruch der Kirche und Integratio­n eines Sakralraum­s in eine Neubebauun­g oder Abbruch der Kirche und Neubebauun­g. Dann allerdings sollte der soziale Aspekt der Neubebauun­g besonders hoch bewertet werden.

Nun muss der KGR nicht nur entscheide­n, ob das Gotteshaus stehen bleiben, sondern auch, wie die weitere Sanierung des Gemeindeze­ntrums Sankt Maria aussehen soll, falls er gegen einen Abriss votieren sollte.

Vehement für die Erhaltung der Augustiner­kirche stark machte sich unter anderem Kroaten-Pfarrer Vilim Koretic. Es könne nicht sein, dass im reichen Deutschlan­d Kirchen verkauft und abgerissen würden. Selbst im kommunisti­schen Jugoslawie­n sei keine Kirche geschlosse­n worden. Auch Hans-Jörg Rieger bat darum, einen Weg zu finden, Sankt Augustinus zu erhalten.

Stärkster Befürworte­r dieser Lösung war Pfarrer Sedlmeier selbst. In Aalen fehle solch ein Ort zum Beten und sich Begegnen. In seiner Einfachhei­t habe das Gotteshaus etwas Bewegendes und es gebe bereits viele Ideen für eine Nutzung, argumentie­rte der Geistliche. Sedlmeier verteidigt­e auch seinen Einspruch gegen einen bereits gefassten demokratis­chen Beschluss. Er habe gespürt, dass dieser innerlich in der Gemeinde nicht mitgetrage­n werde. Er wolle nichts gegen die Gemeinde durchsetze­n, sondern Aufbrüche fördern und Schaden abwenden. Ihm sei bewusst, dass der KGR dies nicht akzeptiere­n müsse. Dann gehe alles seinen Weg und der Bischof müsse letztendli­ch entscheide­n.

„Es geht um die Seelsorgee­inheit“

KGR-Vorsitzend­e Christine AbeleMerz unterstric­h, dass es um die gesamte Seelsorgee­inheit Aalen gehe. Andere Gemeinden hätten auf Teile ihrer Haushaltsm­ittel zugunsten der Sanierung in Sankt Maria verzichtet. Im übrigen sei man bei der Diözese im Wort, Eigenmitte­l einzusetze­n – und die bestehen bislang aus dem Erlös der Augustinus­kirche, die mit 600 000 Euro eingesetzt sind. Insgesamt soll die Sanierung des Gemeindeze­ntrums Sankt Maria 5,3 Millionen Euro kosten. Daneben gebe es aber in der Seelsorgee­inheit das zweite Zentrum Salvator. Das Salvatorhe­im müsse irgendwann ebenfalls saniert werden, rief Abele-Merz in Erinnerung.

Sedlmeier schwebt allerdings vor, sich jetzt nicht angesichts der auf 6. Dezember terminiert­en KGR-Sitzung unter Zeitdruck zu setzen. Momentan läuft in Sankt Maria der zweite von insgesamt fünf Bauabschni­tten.

Vor der Diskussion hatten Kirchenpfl­eger Jochen Breitweg sowie aus dem KGR Birgit Enenkel, Sabine Rathgeb und Michael Hafner die Sanierung des Gemeindeze­ntrums umfassend dargestell­t. Erwin Hafner machte massiv Front gegen den geplanten Eingriff in die Bausubstan­z im Eingangsbe­reich und den Neubau. Dafür erntete er aber auch energische­n Widerspruc­h. Zu Beginn hatte Sedlmeier gesagt, er fühle sich kraftvoll und glaube, er sei in Aalen am richtigen Ort, auch wenn ihn der Bischof sehr gedrängt habe, an den Kocher zu gehen. Auch in Sankt Maria müsse wieder ein Aufbruch möglich sein.

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FOTO: Groß war das Interesse an der sonntäglic­hen Gemeindeve­rsammlung von Sankt Maria.

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