Augustinus: Kirchengemeinderat muss entscheiden
Möglicher Erhalt der Kirche in der Triumphstadt im Mittelpunkt einer sonntäglichen Gemeindeversammlung
- Der katholische Kirchengemeinderat Sankt Maria muss in einer seiner nächsten Sitzungen entscheiden, wie es mit der Augustinuskirche weitergeht: Wird das Gotteshaus abgerissen, wie es seit fünf Jahren eigentlich bereits beschlossene Sache ist, oder bleibt es erhalten, wie es Pfarrer Wolfgang Sedlmeier will, der gegen diesen Beschluss bekanntlich sein Veto eingelegt hat? Mit diesem Wunsch steht er nicht allein, hat eine Gemeindeversammlung am Sonntagabend im Salvatorheim gezeigt.
Die Entscheidung verlangt die Diözese, die das für den Bereich des Gotteshauses vom Kirchengemeinderat (KGR) vorgesehene Bieterverfahren so nicht genehmigen will. Diözesanbaumeister Thomas Schwieren habe wissen lassen, sagte Sedlmeier, dass erst klar sein müsse, ob die Kirche zur Disposition stehe oder nicht, ehe man weitere Schritte einleite. Dies wollte der KGR eigentlich erst am Schluss des Verfahrens entscheiden.
Nach den bisherigen Vorstellungen des Gremiums sollten in einer öffentlichen Ausschreibung Investoren eingeladen werden, für drei Varianten Vorschläge und Gebote abzugeben: Erhalt der Kirche und Verbleib des Gebäudes und eines Teilgrundstücks bei der Kirchengemeinde, Abbruch der Kirche und Integration eines Sakralraums in eine Neubebauung oder Abbruch der Kirche und Neubebauung. Dann allerdings sollte der soziale Aspekt der Neubebauung besonders hoch bewertet werden.
Nun muss der KGR nicht nur entscheiden, ob das Gotteshaus stehen bleiben, sondern auch, wie die weitere Sanierung des Gemeindezentrums Sankt Maria aussehen soll, falls er gegen einen Abriss votieren sollte.
Vehement für die Erhaltung der Augustinerkirche stark machte sich unter anderem Kroaten-Pfarrer Vilim Koretic. Es könne nicht sein, dass im reichen Deutschland Kirchen verkauft und abgerissen würden. Selbst im kommunistischen Jugoslawien sei keine Kirche geschlossen worden. Auch Hans-Jörg Rieger bat darum, einen Weg zu finden, Sankt Augustinus zu erhalten.
Stärkster Befürworter dieser Lösung war Pfarrer Sedlmeier selbst. In Aalen fehle solch ein Ort zum Beten und sich Begegnen. In seiner Einfachheit habe das Gotteshaus etwas Bewegendes und es gebe bereits viele Ideen für eine Nutzung, argumentierte der Geistliche. Sedlmeier verteidigte auch seinen Einspruch gegen einen bereits gefassten demokratischen Beschluss. Er habe gespürt, dass dieser innerlich in der Gemeinde nicht mitgetragen werde. Er wolle nichts gegen die Gemeinde durchsetzen, sondern Aufbrüche fördern und Schaden abwenden. Ihm sei bewusst, dass der KGR dies nicht akzeptieren müsse. Dann gehe alles seinen Weg und der Bischof müsse letztendlich entscheiden.
„Es geht um die Seelsorgeeinheit“
KGR-Vorsitzende Christine AbeleMerz unterstrich, dass es um die gesamte Seelsorgeeinheit Aalen gehe. Andere Gemeinden hätten auf Teile ihrer Haushaltsmittel zugunsten der Sanierung in Sankt Maria verzichtet. Im übrigen sei man bei der Diözese im Wort, Eigenmittel einzusetzen – und die bestehen bislang aus dem Erlös der Augustinuskirche, die mit 600 000 Euro eingesetzt sind. Insgesamt soll die Sanierung des Gemeindezentrums Sankt Maria 5,3 Millionen Euro kosten. Daneben gebe es aber in der Seelsorgeeinheit das zweite Zentrum Salvator. Das Salvatorheim müsse irgendwann ebenfalls saniert werden, rief Abele-Merz in Erinnerung.
Sedlmeier schwebt allerdings vor, sich jetzt nicht angesichts der auf 6. Dezember terminierten KGR-Sitzung unter Zeitdruck zu setzen. Momentan läuft in Sankt Maria der zweite von insgesamt fünf Bauabschnitten.
Vor der Diskussion hatten Kirchenpfleger Jochen Breitweg sowie aus dem KGR Birgit Enenkel, Sabine Rathgeb und Michael Hafner die Sanierung des Gemeindezentrums umfassend dargestellt. Erwin Hafner machte massiv Front gegen den geplanten Eingriff in die Bausubstanz im Eingangsbereich und den Neubau. Dafür erntete er aber auch energischen Widerspruch. Zu Beginn hatte Sedlmeier gesagt, er fühle sich kraftvoll und glaube, er sei in Aalen am richtigen Ort, auch wenn ihn der Bischof sehr gedrängt habe, an den Kocher zu gehen. Auch in Sankt Maria müsse wieder ein Aufbruch möglich sein.