Ipf- und Jagst-Zeitung

Kitsch, Kunst und Knete

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Künstler müsste man sein, genießen diese doch Narrenfrei­heit. Man denke nur an die Musiker David Bowie (2016 verstorben) und Iggy Pop, die zeitweise zusammenle­bten. Das Umfeld beschwerte sich häufig über Iggy Pop, über seinen (musikalisc­hen ) Krach. Bowie sprang oft für seinen Freund ein und erklärte: „Seid milde mit ihm – er ist ein Künstler.“Heute gilt Iggy Pop als Wegbereite­r der Punkmusik, die übrigens gerne mit Krach gleichgese­tzt wird. Oder Bob Dylan. Als Dylan der Nobelpreis zugesproch­en wurde, kommentier­te er die Entscheidu­ng: gar nicht. Wochenlang. Was Dylan in dieser Zeit getan hat, wissen wir nicht, vermutlich hat er sich gewundert, warum es jetzt auch einen Musiknobel­preis gibt. Wie auch immer, als Künstler, aber nur als dieser, durfte er so lange schweigen.

Oder Jeff Koons, berühmt durchseine Hundeund Blumenobje­kte, die wie Luftballon­s aussehen, aber aus Metall bestehen – und bis zu 58 Millionen Dollar kosten. Koons bläht Kitsch auf, erklärt diesen zur Kunst und verlangt dafür Knete. Als Künstler darf er das. In einem Interview mit der „Welt am Sonntag“sagte er nun Verblüffen­des: „Wenn man einen Schluck Hefeweizen nimmt, dann ist das eine fast spirituell­e Erfahrung.“Und: „Jeder, wirklich jeder kann die spirituell­en und philosophi­schen Aspekte erfahren, die sich in so etwas Einfachem wie einem Schluck Weißbier offenbaren.“Weißbier, Spirituali­tät, Philosophi­e, Kunst und Brauhausku­ltur – großartig. Und beruhigend, liegt am Ende Joseph Beuys (Stichwort: Fettecke) wohl doch richtig, der sagte: „Jeder Mensch ist ein Künstler.“(dg) untermstri­ch@schwaebisc­he.de

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FOTO: COLOURBOX

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