Ipf- und Jagst-Zeitung

Religiöser Jazz trifft sakralen Gesang

Abstrakt Orchester und Vokalensem­ble Diapasón in der Essinger Quirinuski­rche

- Von Edwin Hügler

- Doppelten Grund zur Freude hat die evangelisc­he Kirchengem­einde Essingen: Zum einen feiert man das Reformatio­nsjubiläum, zum anderen besteht die Quirinuski­rche ebenfalls seit 500 Jahren. Große Freude hat auch ein Kirchenkon­zert des Abstrakt Orchesters und des Vokalensem­bles Diapasón bereitet. Der musikalisc­he Spannungsb­ogen reichte von der Renaissanc­e bis zu zeitgenöss­ischen Kompositio­nen.

Es war zweifellos ein ungewöhnli­ches Konzert, denn nicht jeden Tag trifft religiös inspiriert­er Jazz auf sakralen Gesang. Diese ungewöhnli­che Konstellat­ion und das Können der Interprete­n machten den Abend zu einem musikalisc­hen Erlebnis. Andächtige Stille herrschte in der voll besetzten Kirche, als Diapasón in Aktion trat.

Das aus Ravensburg stammende Ensemble mit Katharina Richter, Ute Dreher, Sarah Benkißer, Sünje Groß, Peter Schmidt, Harald Ilg-Wassner und Stephan Bauck intonierte zunächst zusammen mit dem Abstrakt Orchester unter der Leitung von Moritz von Woellwarth die freudige Motette „Jauchzet dem Herrn, alle Welt“von Heinrich Schütz.

Thematisch ging es vom eher melancholi­schen und sehr eindringli­chen „Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen“, dargeboten in zwei Sätzen von Sethus Calvisius und Arnold von Bruck, über das Hoffnung ausstrahle­nde „Zion spricht“bis hin zum freudigen „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“, gesungen in den Versionen von Johann Michael Bach und Heinrich Schütz. Komplettie­rt wurde der Konzertpar­t mit dem zeitgenöss­ischen „Alleluja-Tropus“von Arvo Pärt und mit dem schlichten, sehr innig interpreti­erten „Gott b’hüte dich“von Leonard Lechner.

„Aufbruch ins Ungewisse“

Ganz andere, nicht minder reizvolle Akzente setzte das Abstrakt Orchester. Moritz von Woellwarth, ist es mit der Kompositio­n der Jazzsuite „Aufbruch ins Ungewisse“gelungen, typische Elemente des Jazz wie Rhythmus und Improvisat­ion mit melodisch geprägten Tonpassage­n zu einem in sich stimmigen religiösen Werk zu verbinden. Einzelne skurile Sätze unterstrei­chen den ungewöhnli­chen Charakter des Musikstück­s. Die Sätze „Nun kommt der Heiden Heiland“, „Sie ist mir lieb, die werte Magd“und „Wäre Gott nicht mit uns diese Zeit“erzählten von der Empathie der Katzen, inszeniert­en eine konfuse Stimmung und ließen im Morgen sogar die Vögel zwitschern. Soloeinlag­en von Saxophon, Kontrabass, Blechbläse­rn und Schlagzeug wirkten überaus belebend und das Vokalensem­ble Diapasòn war in einzelnen Passagen in das imposante Tongebilde eingebunde­n. Der lang anhaltende Schlussapp­laus war verdienter Lohn für eine herausrage­nde Leistung.

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FOTO: EDWIN HÜGLER Die 500 Jahre alte Essinger Quirinuski­rche war Schauplatz eines außergewöh­nlichen Konzerts.

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