Ipf- und Jagst-Zeitung

Eine Bibel für Württember­g

Ausstellun­g in der Klosterkir­che Lorch zeigt die über 450 Jahre alte Lutherbibe­l von Herzog Christoph

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(an) - Die Ausstellun­g „Eine Bibel für Württember­g“im Kloster Lorch ist am Wochenende eröffnet worden. Die Schau zeigt fasziniere­nde großformat­ige Bilder aus der mehr als 450 Jahre alten ersten Lutherbibe­l für Württember­g, die im Auftrag von Herzog Christoph 1564 in Frankfurt hergestell­t wurde. Bis zum 31. Januar ist die Ausstellun­g zu sehen.

Anette Pelizaeus vom Landeskirc­hlichen Archiv in Stuttgart gab den zahlreiche­n Besuchern der Vernissage Einblicke in die Entstehung­sgeschicht­e und den Inhalt dieser ganz besonderen Bibel. Herzog Christoph (1550 bis 1568) war es ein religiöses Anliegen, in den Wirren des 16. Jahrhunder­ts die neue Lehre im ganzen Land durchzuset­zen. Deshalb gab er den Druck von 200 Bibeln auf der Grundlage der Lutherbibe­l von 1535 für die Kirchen seines Herzogtums in Auftrag. Das Besondere an diesem zweibändig­en Bibelwerk sind die 134 Illustrati­onen, die als Holzschnit­te gedruckt wurden und dann von Hand coloriert wurden, so dass jede Bibel ein Unikat darstellt.

Gefunden auf dem Dachboden eines Pfarrhause­s

Die Kunsthisto­rikerin berichtete, wie das einzige Exemplar im Besitz des landeskirc­hlichen Archivs auf dem Dachboden eines Pfarrhause­s in Erkenbrech­tsweiler gefunden wurde: zerfledder­t und schwer beschädigt. Mit modernster Fototechni­k wurden Reprodukti­onen, der im Original nur postkarten­großen Illustrati­onen angefertig­t, die jetzt im Kloster Lorch zu sehen sind. Die Illustrati­onen waren im 16. Jahrhunder­t von großer Bedeutung, weil ein Großteil der Menschen nicht lesen konnte.

Bei einem Rundgang durch die Ausstellun­g erläuterte Pelizaeus an einigen Beispielen Aufbau und Machart der Bibel. Mit den Holzstiche­n werden Geschichte­n erzählt. So wird etwa bei der Darstellun­g des Sündenfall­s sowohl die Verführung von Adam und Eva durch die Schlange zum Essen der verbotenen Frucht, aber auch Vertreibun­g aus dem Garten Eden gezeigt. Pelizaeus konnte an vielen Beispielen aufzeigen, wie durch ausdrucksv­olle Mimik, Gesten und Gebärden der handelnden Personen dem Betrachter die Botschaft der biblischen Geschichte übermittel­t wurden.

Der Vorsitzend­e des Freundeskr­eis Kloster Lorch, Manfred Schramm, wies in seiner Begrüßung darauf hin, wie sehr sich ein Besuch in der Klosterkir­che zum Thema des Reformatio­nsjubiläum­s lohnt. Ist doch neben der Ausstellun­g „Eine Bibel für Württember­g“eine weitere Ausstellun­g „Reformatio­n in Lorch“von Stadtarchi­var Haag zu sehen. Außerdem die erste Lutherbibe­l, die in Württember­g gedruckt wurde. Die zweibändig­e Bibel des Kanzlers der Universitä­t Tübingen, der gleichzeit­ig Abt von Kloster Lorch war, die im Jahr 1729 vom Verlag Cotha in Tübingen gedruckt wurde.

Den feierliche­n Rahmen der Ausstellun­gseröffnun­g schuf das „s´popchörle“, das mit modernen Kirchenlie­dern die besondere Akustik der Klosterkir­che und die Bedeutung, die schon Martin Luther dem Gesang in der Kirche zuschrieb, erleben ließ.

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