Abschluss mit Leidenschaft
Wasserfuhr Quartett, Dominic Miller und Nina Attal beenden den Jazzfest-Sonntag
- Mit dem Julian und Roman Wasserfuhr Quartett, mit Dominic Miller und der Bluesgitarristin Nina Attal ist der Jazzfest-Sonntag im Petite Bellevue zu Ende gegangen.
Den Auftakt hatte das Wasserfuhr Quartett übernommen. Sonntagnachmittag, 14 Uhr – das ist für eingefleischte Jazzfans – und für Musiker sowieso – gefühlter früher Vormittag. So war es nicht überraschend, dass zu dieser frühen Stunde noch jede Menge Platz im Spiegelzelt war. Das war insofern schade, da mit dem Brüdern Wasserfuhr und ihrem Quartett aus dem idyllischen Hückeswagen bei Wuppertal vier bemerkenswerte Musiker auf der Bühne standen. Ob der Auftritt nun der Höhepunkt beim an Höhepunkten reichen Jazzfest war, das sei einmal dahingestellt. Soviel ist jedoch sicher: Die Wasserfuhrs haben für einen markanten musikalischen Kontrast im Programm des 26. Jazzfest gesorgt, das doch sehr von Soul und Funk und von starken Stimmen dominiert wurde.
Julian Wasserfuhr an Trompete und Flügelhorn, sein Bruder Roman am Piano und ihre beiden Kollegen an Zupfbass und Schlagzeug haben dagegen Jazz gespielt. Und zwar lupenrein. Für eine Abtanzparty zu später Stunde weniger geeignet – zugegeben. Aber musikalisch eben eine Klasse für sich. Julian Wasserfuhr hat die Fachpresse schon als Teenager immer wieder mit Till Brönner, dem amtierenden Trompetenpabst der Jazzszene, verglichen. Ein hoher Anspruch, dem Julian Wasserfuhr, nach dem, was man am Sonntag im Spiegelzelt von ihm gehört hat, auf bemerkenswerte Art und Weise gerecht wurde. Da ist zunächst einmal sein Ton. Der klingt vor allem auf dem Flügelhorn wunderbar weich, warm und locker. Scharfe Forcierung kann er natürlich auch, aber damit geht er nur sehr sparsam um.
Zu diesem Ton kommt Wasserfuhrs hochvirtuose Spieltechnik. Absolut treffsicher saust er in einem Höllentempo die Skalen und Tonleitern rauf und runter und variiert seine Chorusse mit einer schier unerschöpflichen Kreativität. Sein drei Jahre älterer Bruder am Flügel und EPiano steht ihm dabei in nichts nach. Er vollführt einen Höllentanz auf den Tasten. Pianist und Trompeter warfen sich die musikalischen Bälle zu und inspirierten sich gegenseitig zu Höchstleistungen. Kontrabass und Schlagzeug sorgten bei den einzelnen Nummern – überwiegend aus dem neuesten Album „Landed in Brooklyn“– für einen unwiderstehlichen Drive. Einziger Wermutstropfen: Nach einer guten Stunde war der Auftritt schon wieder vorbei.
Die französische Gitarristin Nina Attal sorgte mit ihrer Band am Abend für einen im wahrsten Sinne des Wortes „stimmigen“Ausklang. Die zierliche 25-Jährige legte dabei eine erstaunliche Power in ihre Riffs.