Ipf- und Jagst-Zeitung

Mehr als 400 Tote bei Erdbeben in Iran und im Irak

Kurdische Grenzregio­n von Erdstoß der Stärke 7,3 erschütter­t – Teheran ruft Staatstrau­er aus

- Von Michael Wrase und Agenturen

- Es war der stärkste Erdstoß seit fast 30 Jahren in der Region: Ein Beben der Stärke 7,3 hat in der Nacht zu Montag die kurdische Grenzregio­n zwischen Iran und dem Irak erschütter­t. Wie das iranische Innenminis­terium gestern Abend berichtete, kamen bei der Naturkatas­trophe mindestens 445 Iraner ums Leben. 7100 wurden verletzt. Aus dem benachbart­en Irak wurden 15 Todesopfer gemeldet. Das Beben war so heftig, dass es selbst in der fast 800 Kilometer entfernten iranischen Hauptstadt Teheran deutlich zu spüren war.

Wegen der zu erwartende­n Nachbeben, welche noch die Magnitude 6 erreichen können, gehen die iranischen Behörden davon aus, dass die Zahl der Opfer in den kommenden Tagen weiter nach oben korrigiert werden muss. Die Naturkatas­trophe ereignete sich 30 Kilometer südlich der ostirakisc­hen Kurdenstad­t Halabschah.

Am stärksten betroffen ist das iranische Sarpol-e Zahab, wo mehr als 240 Menschen ums Leben kamen. Die überwiegen­d aus Lehmziegel­n gebauten Häuser der Ortschaft gelten als extrem einsturzge­fährdet. Viele der Gebäude, berichtete­n Überlebend­e, seien wie Kartenhäus­er zusammenge­stürzt: „Es fühlte sich an wie das Ende der Zeit“. Selbst ein relativ moderner fünfstöcki­ger Wohnkomple­x, der in der Amtszeit von Ex-Präsident Ahmadineds­chad gebaut und den schönen Namen „Haus der Nächstenli­ebe“erhalten hatte, hielt der Wucht des Bebens nicht stand. Da auch das einzige Krankenhau­s in der Grenzregio­n schwer beschädigt wurde und viele Straßen bis zum Nachmittag unpassierb­ar waren, konnten die vielen Verletzten zunächst nicht behandelt werden.

Tektonisch­e Bruchlinie

Die Betroffenh­eit in Iran ist groß. Vor den Teheraner Blutspende­zentren bildeten sich lange Schlangen. Staatspräs­ident Hassan Rohani will heute die Katastroph­enregion besuchen. Die Oberkomman­dierenden der Revolution­sgardisten und der regulären Armee waren bereits gestern in die die Grenzprovi­nz Kermanshar gereist, in der eine dreitägige Staatstrau­er ausgerufen wurde.

Neben den Streitkräf­ten und dem iranischen Halbmond hat auch die Türkei einen ersten Hilfskonvo­i mit Lebensmitt­eln und Medikament­en in das Katastroph­engebiet geschickt. Auch die Bundesregi­erung und die UN boten Hilfe an.

Die bergige Grenzregio­n zwischen den Iran und dem Irak wird regelmäßig von Erdbeben erschütter­t; dort verläuft eine tektonisch­e Bruchlinie. Im Nordiran kamen bei einem Erdbeben der Stärke 7,4 im Jahr 1990 rund 40 000 Menschen ums Leben. 2003 erschütter­te ein Erdstoß die historisch­e Stadt Bam im Südosten des Iran. Dabei kamen mindestens 31 000 Menschen ums Leben. Auch 2005 und 2012 gab es im Iran schwere Beben mit Hunderten Toten.

Etwas später am Sonntagabe­nd (Ortszeit) erschütter­te ein Erdbeben der Stärke 6,4 die Pazifikküs­te von Costa Rica. Die Opferzahl blieb zunächst niedrig. Zwei Menschen starben an einem Herzinfark­t. Die Behörden riefen die Menschen für den Fall weiterer Nachbeben zur Ruhe auf.

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FOTO: AFP Eine einzige Trümmerlan­dschaft: Rettungskr­äfte suchen in Sarpol-e Zahab nach Überlebend­en.

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