Die zehn Gebote aus schwäbischer Sicht
Das Duo „Der Pfefferle und sein Ernst“gab seine Visitenkarte in der Schranne ab
- Im Rahmen der Bopfinger Mundart- und Kleinkunstbühne hat das Duo Werner Schwarz und Markus Rabe alias „Der Pfefferle und sein Ernst“seine Visitenkarte in der Schranne abgegeben. Nach der Erkenntnis „Jeder, der ehrlich isch, muss zuagäba, dass er liagd“arbeiteten die beiden Protagonisten Willy und Ernst aus Angst vor dem Jüngsten Gericht systematisch und konsequent auf ihrem Sünderbänkle die zehn Gebote aus schwäbischer Sicht ab.
Ob der zur Schau gestellte Protz und Pomp der Kirche, nicht eingelöste Wahlversprechen, Sonntagsarbeit, der Zölibat oder der Respekt vor den Eltern – all’ dies kam zur Sprache. Und damit die Frage, ob die Gebote angesichts einer reizüberfluteten, modernen Gesellschaft noch zeitgemäß sind, oder ob dieses Sündenkonzept schon längst überholt ist. Darüber ünd über die kleinen und großen Sünden des Lebens führen die Freunde „Pfefferle und Ernst“einen Dialog auf „broid schwäbisch“.
Während der Zauderer Willy Pfefferle aus Angst vor dem jüngsten Gericht ständig neue Fallstricke auf seinem Weg eines gebotskonformen Lebens findet, sieht das sein Freund Ernst mehr pragmatisch – mit einem gesunden Mut zur Lücke und der Gabe, ab und zu über kleine Unzulänglichkeiten hinwegzusehen und als „gottgewollt“anzuerkennen. Dabei gehen beide Schauspieler voll und ganz in ihren Rollen auf, so dass das Publikum nicht nur dabei, sondern mittendrin ist in dieser Melange aus schwäbischer Bauernschläue und weltmännischer Offenheit.
Wortwitz und Schüttelreime
Mit viel Wortwitz und Schüttelreimen werden die Besucher zu Beginn jeder Szene auf deren Inhalt vorbereitet. Dabei bedienen sich die Künstler gekonnt der Besonderheiten und Feinheiten der schwäbischen Sprache: „Sodde sodde senn ned sodde sodde sondern sodde.“So zum Nachdenken animiert nehmen die beiden Protagonisten ihr Publikum mit in ihr Labyrinth aus hintergründigen, spitzbübischen und philosophischen Gedankengängen und erklären so die aktuelle moralische Lage der Gesellschaft.
Ein Höhepunkte ist die Hommage Pfefferles an seine Mutter. In gepflegtem hochschwäbisch und mit demütiger Dankbarkeit stellt er Parallelen zwischen seinem neunmonatigen Aufenthalt im Mutterleib und seinem späteren Lebensverlauf her. Sei es seine Vorliebe für flüssige Nahrung oder die liebgewonnene Vollversorgung. Genial auch seine Übungsbeichte, bei der selbst sein vespernder Freund Ernst ab und zu um Fassung ringt.
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