Ipf- und Jagst-Zeitung

Die zehn Gebote aus schwäbisch­er Sicht

Das Duo „Der Pfefferle und sein Ernst“gab seine Visitenkar­te in der Schranne ab

- Von Jürgen Blankenhor­m

- Im Rahmen der Bopfinger Mundart- und Kleinkunst­bühne hat das Duo Werner Schwarz und Markus Rabe alias „Der Pfefferle und sein Ernst“seine Visitenkar­te in der Schranne abgegeben. Nach der Erkenntnis „Jeder, der ehrlich isch, muss zuagäba, dass er liagd“arbeiteten die beiden Protagonis­ten Willy und Ernst aus Angst vor dem Jüngsten Gericht systematis­ch und konsequent auf ihrem Sünderbänk­le die zehn Gebote aus schwäbisch­er Sicht ab.

Ob der zur Schau gestellte Protz und Pomp der Kirche, nicht eingelöste Wahlverspr­echen, Sonntagsar­beit, der Zölibat oder der Respekt vor den Eltern – all’ dies kam zur Sprache. Und damit die Frage, ob die Gebote angesichts einer reizüberfl­uteten, modernen Gesellscha­ft noch zeitgemäß sind, oder ob dieses Sündenkonz­ept schon längst überholt ist. Darüber ünd über die kleinen und großen Sünden des Lebens führen die Freunde „Pfefferle und Ernst“einen Dialog auf „broid schwäbisch“.

Während der Zauderer Willy Pfefferle aus Angst vor dem jüngsten Gericht ständig neue Fallstrick­e auf seinem Weg eines gebotskonf­ormen Lebens findet, sieht das sein Freund Ernst mehr pragmatisc­h – mit einem gesunden Mut zur Lücke und der Gabe, ab und zu über kleine Unzulängli­chkeiten hinwegzuse­hen und als „gottgewoll­t“anzuerkenn­en. Dabei gehen beide Schauspiel­er voll und ganz in ihren Rollen auf, so dass das Publikum nicht nur dabei, sondern mittendrin ist in dieser Melange aus schwäbisch­er Bauernschl­äue und weltmännis­cher Offenheit.

Wortwitz und Schüttelre­ime

Mit viel Wortwitz und Schüttelre­imen werden die Besucher zu Beginn jeder Szene auf deren Inhalt vorbereite­t. Dabei bedienen sich die Künstler gekonnt der Besonderhe­iten und Feinheiten der schwäbisch­en Sprache: „Sodde sodde senn ned sodde sodde sondern sodde.“So zum Nachdenken animiert nehmen die beiden Protagonis­ten ihr Publikum mit in ihr Labyrinth aus hintergrün­digen, spitzbübis­chen und philosophi­schen Gedankengä­ngen und erklären so die aktuelle moralische Lage der Gesellscha­ft.

Ein Höhepunkte ist die Hommage Pfefferles an seine Mutter. In gepflegtem hochschwäb­isch und mit demütiger Dankbarkei­t stellt er Parallelen zwischen seinem neunmonati­gen Aufenthalt im Mutterleib und seinem späteren Lebensverl­auf her. Sei es seine Vorliebe für flüssige Nahrung oder die liebgewonn­ene Vollversor­gung. Genial auch seine Übungsbeic­hte, bei der selbst sein vespernder Freund Ernst ab und zu um Fassung ringt.

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