Saudi-Arabien bleibt im Jemen stur
Die Vereinten Nationen beharren auf Öffnung des Hafens von Hodeida – Funknavigation des Flughafens von Sanaa zerstört
- Saudi-Arabien spielt im Jemen weiterhin auf Zeit und nimmt damit den drohenden Hungertod von Millionen Jemeniten in Kauf. Nach massivem Druck der Vereinten Nationen und zahlreicher westlicher Staaten hatte das Wüstenkönigreich zwar die Lockerung seiner Blockade der von den Huthis kontrollierten Gebieten ankündigt. Davon ausgenommen bleibe jedoch der Seehafen der am Roten Meer gelegenen Stadt Hodeida, über den die schiitischen Rebellen mit Raketen aus dem Iran versorgt würden, verkündete der saudische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Abdallah al-Mouallimi.
Erst wenn sichergestellt sei, dass keine militärischen Güter mehr über den Hafen geliefert werden könnten, sei dessen Öffnung möglich, sagte der Diplomat – das könnte sich über Wochen hinziehen. Tatsächlich ist es Saudi-Arabien, das das südliche Rote Meer seit gut zwei Jahren kontrolliert. Einige der Kaianlagen im Hafen von Hodeida wurden bei Luftangriffen bereits zerstört. Auch amerikanische Kriegsschiffe beteiligen sich an der Blockade der von den Huthis kontrollierten Küstengewässer. Angesichts der Militärpräsenz halten nicht nur Mitarbeiter internationaler Hilfsorganisationen die Lieferung iranischer Militärgüter nach Hodeida für „praktisch unmöglich“. Die Vereinten Nationen beharren daher auf Öffnung des Hafens von Hodeida. Nur dorthin könnten die zur Vermeidung der „schlimmsten humanitären Katastrophe der Welt“benötigten Hilfsgüter problemlos und vor allem schnell geliefert werden, forderte UN-Sprecher Stephane Dujarric. Bei einem Luftangriff ist die Funknavigation des Flughafens von Sanaa jemenitischen Rebellen zufolge zerstört worden. Flugzeuge der UN und anderer humanitärer Organisationen könnten daher nicht mehr auf dem Flughafen von Sanaa landen, um Hilfsgüter zu liefern.
Mehr als 17 000 Bombenangriffe
Die saudische Luftwaffe hat seit ihrer im März 2015 begonnenen Militärintervention mehr als 17 000 Bombenangriffe geflogen. Die Kampfflieger zerstörten die zivile Infrastruktur des Jemen und verursachten damit eine humanitäre Katastrophe, welche sich täglich verschärft. Ungeachtet dessen kontrollieren die Huthis noch immer die Hauptstadt Sanaa sowie große Teile vom Nord- und Zentraljemen.
Darüber hinaus gelang es den schiitischen Rebellen, den Krieg nach Saudi-Arabien selbst zu tragen. Bei Guerilla-Operationen in den südlichen saudischen Grenzprovinzen starben Dutzende von saudischen Soldaten. Dem Abschuss der Langstreckenrakete auf Riad vor zwei Wochen waren massive saudische Luftangriffe auf den Basar der Huthi-Hochburg Saada vorausgegangen waren.
Bei direkten Verhandlungen mit den Huthis würde der Initiator des Krieges, der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman, sein Gesicht verlieren, weil er sich in diesem Fall mit dem Erzfeind Iran an einen Tisch setzen müsste. Inzwischen wurde Jemens Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi in Saudi-Arabien unter Hausarrest gestellt, zu dessen Unterstützung bin Salman den Krieg ursprünglich angezettelt hatte. Als Grund für den Arrest wurden in Saudi-Arabien Hadis Kontakte zur jemenitischen Muslimbruderschaft genannt.