„Eigentlich wollte ich Balletttänzer werden“
Comedian Özcan Cosar in der Aalener Stadthalle
- Comedian Özcan Cosar hat in der Aalener Stadthalle sein zweites Programm „Du hast dich voll verändert“präsentiert: eine lustige Reise seiner beruflichen Selbstfindung.
Von Beginn an hatte der Deutschtürke das Publikum auf seiner Seite. Kaum sprang Cosar zum 90er-JahreHit „Jump“von Kris Kros auf die Bühne, folgten auch schon der erste Applaus und zahlreiche Lacher. Und das zog sich durch den ganzen Abend: Egal ob Cosar von seiner Talentsuche erzählte, die ihn durch sämtliche Berufe führte – einschließlich des Versuchs, als Zahnarzthelferin Fuß zu fassen – oder seiner Zeit in einem Stuttgarter Fitnessstudio, wo manche Menschen „sehr eklige“Dinge taten, wie Popel essen oder sich am Hintern kratzen und anschließend an der Hand riechen.
Auf der Reise seiner beruflichen Selbstfindung hatte Cosar auch Träume. Als Zwölfjähriger beginnt er mit Breakdance, aber „eigentlich wollte ich Balletttänzer werden“. Das Problem war nur, dass türkische Väter sich nicht gerade freuen, wenn der Sohn in Leggings auftaucht. Auch bei seinen Freunden kam der Wunsch wohl nicht so gut an. Er habe sich so einige Sprüche anhören müssen: „Ey, hasch Gay-Burtstag, Alter? Gib dir doch nen Künstlernamen: Ser-Gay." Aber Cosar wollte seinen Traum nicht vollkommen aufgeben: „Meine Freunde wussten ja gar nicht, was Ballett ist, und so habe ich eine Ballett-Breakdance-Choreografie entwickelt.“Diese enthielt er dem Publikum nicht vor und so tanzte er zu „Comptine d'Un Autre Été“, dem Soundtrack von „Die fabelhafte Welt der Amelie“, eine sehr eigenwillige Tanzkreation. Nur gut, dass er seinen Traum aufgegeben hat, denn anders als sein Breakdance-Können halten sich seine Ballettkünste doch sehr in Grenzen, aber sie sorgten für gute Unterhaltung.
„Alle Menschen sind schön“
Im zweiten Teil des Abends, der zehn Euro kostete, wie Cosar zu Beginn seiner Show den Ticketpreis aufdröselte, erhob der Comedian sehr häufig ermahnend den Zeigefinger. Er warnte vor einem übertriebenen Schönheitsideal, denn schließlich „sind alle Menschen schön“, und davor andere zu verurteilen aufgrund ihres Aussehens.
Außerdem berge die Technologie viele Gefahren. Man solle sich nicht zu sehr von ihnen einnehmen lassen. „Sei doch mal mutig und mach dein Handy aus“, schlug Cosar vor.
Aber damit nicht genug, auch die Themen Flüchtlinge, der IS und die AfD fanden ausgiebig Platz in seinem Programm. Zwar versuchte er, alles mit Humor zu versehen, aber die Moralapostel-Nummer war doch etwas zu stark ausgeprägt und zu viel des Guten. Trotzdem waren am Ende zahlreiche Jubelrufe in der Stadthalle zu hören und ein von Özcan Cosar gefürchteter „Kopfschüttler“war nicht zu sehen.