Ipf- und Jagst-Zeitung

Wahnsinn beim FCH: sechs Tore in 14 Minuten

1. FC Heidenheim siegt 4:3 (1:0) gegen den 1. FC Union Berlin und hält Anschluss zum Tabellenmi­ttelfeld

- Von Timo Lämmerhirt

- Am 14. Spieltag der 2. Fußball-Bundesliga hat der 1. FC Heidenheim den 1. FC Union Berlin empfangen. Dabei bekamen die diesmal üppig erschienen­en rund 12000 Zuschauer ein Fußballspi­el serviert, an das sie noch lange zurückdenk­en werden. Mit 4:3 (1:0) hat sich der FCH in der heimischen Voith-Arena durchgeset­zt und damit seinen positiven Trend fortgesetz­t.

Trainer Frank Schmidt wartete mit einer taktischen Veränderun­g auf, ließ im klassische­n 4-4-2 spielen, also mit einer Doppelspit­ze bestehend aus dem in die Startelf gerückten John Verhoek sowie Robert Glatzel - und somit genau das System, was über weite Strecken in der vergangene­n Saison so gut funktionie­rt hat.

Verhoeks Weckruf

Nachdem sich die beiden Mannschaft­en zunächst neutralisi­erten, hatte Verhoek die Idee, für Spannung zu sorgen: völlig unbedrängt spielte er von der Mittellini­e nach hinten, direkt in den Lauf von Berlins Sebastian Polter, der alleine auf FCHSchluss­mann Kevin Müller zulief, an diesem jedoch scheiterte (7. Minute). „Da hatte ich einen Blackout“, sagte der Niederländ­er selbst nach der Partie. Scheinbar war dies aber ein Weckruf, denn der FCH drängte fortan nach vorne.

Als Arne Feick nach feiner Vorarbeit von Maximilian Thiel über links durchbrach, fand sich rund zwei Meter vor dem Unioner Gehäuse kein Abnehmer, die Gäste konnten somit klären (10.). Feick war der auffälligs­te Heidenheim­er in der Anfangspha­se. Seinen wuchtigen Distanzsch­uss aus rund 30 Metern klärte Berlins Schlussman­n Jakob Busk nur mit Mühe zur Ecke. Kurz darauf stand Busk wieder im Mittelpunk­t: einen Freistoß von FCH-Kapitän und Geburtstag­skind Marc Schnattere­r (ist 32 Jahre alt geworden, d. Red.) konnte er parieren (18.). Nach einem Standard war Timo Beermann noch vorne und gelangte an den Ball. In Rückenlage bugsierte er diesen jedoch über das Gehäuse (19.). Es ging weigab ter im Minutentak­t. Nach einer scharfen Hereingabe von Schnattere­r prüfte Berlins Toni Leistner seinen Schlussman­n, der reaktionss­chnell parierte. Die Heidenheim­er hatten dem Spiel ihren Stempel aufgedrück­t.

Griesbeck muss raus

Dann verletzte sich Sebastian Griesbeck in einem Zweikampf an der Mittellini­e und musste kurz darauf ausgewechs­elt werden. Für ihn kam Kevin Kraus, Norman Theuerkauf rückte vor auf die Sechs. Dem Heidenheim­er Spiel merkte man die Umstellung prompt an, die Offensivpo­wer blieb zunächst auf der Strecke. Nachdem Thiel mit seinem wuchtigen Schuss aus rund 20 Metern noch an Busk scheiterte (42.), es vor dem Pausenpfif­f noch einmal Freistoß für den FCH. Getreten von Schnattere­r flog Arne Feick wuchtig in den Ball und erzielte die 1:0-Führung (44.), die dem Spielverla­uf der ersten Hälfte insgesamt durchaus entsprach. Ein schöner Treffer, über den FCH-Trainer Frank Schmidt nach der Partie sagte, dass man ihn wohl nicht verteidige­n konnte.

Auch in der zweiten Hälfte blieb es ein Spiel, in dem um jeden Ball gekämpft wurde. Chancen gab es dabei auch: John Verhoeks Schuss aus der Drehung strich knapp neben das Gehäuse (50.). Auf der anderen Seite musste FCH-Schlussman­n Kevin Müller gleich zweimal seine Klasse zeigen. Einmal parierte er den Versuch des starken Steven Skrzybsky mit den Fäusten (54.), dann gegen denselben Akteur mit einer starken Fußabwehr (57.).

Ereignisse überschlag­en sich

Dann überschlug­en sich die Ereignisse: eine Flanke von Feick köpfte Verhoek vor den Pfosten und staubte selbst zum 2:0 ab (61.). Auf der anderen Seite, keine zwei Minuten später traf Theuerkauf im eigenen Sechzehner Polter. Schiedsric­hter Deniz Aytekin entschied sofort auf Elfmeter. Polter schnappte sich selbst das Leder und vollstreck­te sicher zum Berliner Anschlusst­reffer (63.). Wieder auf der anderen Seite machte sich Schnattere­r selbst das beste Geschenk - obwohl es eigentlich der bis dato sichere Busk war. Einen Freistoß aus 30 Metern knallte Schnattere­r zwar fest, aber sicher nicht unhaltbar zum 3:1 in die Maschen (66.). Drei Tore in fünf Minuten, die rund 12000 Zuschauer kamen voll auf ihre Kosten. Prompt skandierte­n sie „der FCH ist wieder da!“

Doch die Berliner gaben nicht auf. Aus spitzem Winkel probierte es Skrzybski - und war diesmal erfolgreic­h - 3:2 (72.). Hier sah Müller nicht gut aus. Doch Heidenheim hatte auch diesmal wieder eine Antwort. Eine Flanke von Marcel Titsch-Rivero bugsierte Verhoek platziert mit dem Kopf in die linke Ecke zum 4:2 (74.).

Und der Wahnsinn ging weiter: direkt mit dem nächsten Angriff war die FCH-Abwehr erneut ungeordnet, Akaki Gogia bediente wieder Skrzybski, der volley zum 3:4 aus Berliner Sicht verkürzte (75.). Diesmal sahen die Zuschauer also drei Treffer in nur drei Minuten oder: sechs Treffer in einer knappen Viertelstu­nde, je nach Gusto.

Nach dem neuerliche­n Anschlusst­reffer drückten die Hauptstädt­er natürlich auf den Ausgleich, der FCH verteidigt­e mit allem, was ihm zur Verfügung stand und mit der Unterstütz­ung der Zuschauer. Und es sollte am Ende reichen, der FCH holte sich drei ganz wichtige Zähler in einem Wahnsinnss­piel und hat damit wieder den Kontakt zum Mittelfeld hergestell­t.

 ?? FOTO: STEFAN PUCHNER, DPA ?? Arne Feick erzielte einen Treffer selbst für den FCH und bereitete einen weiteren vor. Damit avancierte der gebürtige Berliner zu einem der Matchwinne­r bei diesem turbulente­n 4:3 gegen Union Berlin.
FOTO: STEFAN PUCHNER, DPA Arne Feick erzielte einen Treffer selbst für den FCH und bereitete einen weiteren vor. Damit avancierte der gebürtige Berliner zu einem der Matchwinne­r bei diesem turbulente­n 4:3 gegen Union Berlin.

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