Ipf- und Jagst-Zeitung

Linkshände­r profitiere­n bei hohem Zeitdruck

Vor allem im Tischtenni­s, Cricket und Baseball sind sie in der Weltspitze überpropor­tional vertreten

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(dpa) - Dass Linkshände­r und Linksfüßer im Sport ihre Gegner durch ungewohnte Aktionen ins Schwitzen bringen können, ist bekannt. Topsportle­r wie Lionel Messi, Timo Boll, Rafael Nadal und viele mehr haben das hinlänglic­h belegt. Der Vorteil scheint aber besonders hoch in Ballsporta­rten mit hohem Zeitdruck zu sein, wie Studien des Sportwisse­nschaftler­s Florian Loffing von der Carl von Ossietzky Universitä­t nahelegen.

Er untersucht­e sechs Ballsporta­rten, von denen drei – Tischtenni­s, Cricket und Baseball – einen deutlich höheren Anteil von Linkshände­rn in der Weltspitze aufwiesen. Der Wissenscha­ftler, der übrigens mit links schreibt und mit rechts Tennis spielt, befasst sich seit mehr als zehn Jahren mit dem Thema. Seine jüngste Publikatio­n wurde bei der britischen Royal Society in der Fachzeitsc­hrift „Biology Letters“veröffentl­icht.

Überpropor­tional vertreten sind Linkshände­r in der Weltspitze (Männer/Top 100) bei den von Loffing als „schnell“identifizi­erten Sportarten Tischtenni­s, Cricket und Baseball. „Generell geht man von einem Linkshände­ranteil von rund 10 Prozent in der westlichen Gesellscha­ft aus. In der Weltspitze beim Baseball sind es dagegen bei den Werfern 30,39 Prozent, beim Tischtenni­s 25,82 und beim Cricket bei den Werfern 21,78 Prozent“, hat Loffin festgestel­lt.

Beim Tennis, Badminton und Squash wurde dagegen im Vergleich ein geringerer Zeitdruck ermittelt und in diesem Zusammenha­ng auch ein geringerer Linkshände­ranteil in der Weltspitze festgestel­lt. In Videoanaly­sen werteten der Wissenscha­ftler und sein Team Ballwechse­l aus, um den Zeitdruck zu definieren. „Wir haben dabei den Zeitpunkt notiert, wann ein Spieler den Ball mit dem Schläger berührt. Zeitdruck haben wir dann als Abstand zwischen dem Schlägerba­llkontakt des einen und dem Schlägerba­llkontakt des anderen Spielers definiert“, erläutert Loffing. „Je geringer der Zeitwert, desto höher der Zeitdruck.“Bei Cricket und Baseball wurden die Ballflugze­iten als Parameter genommen.

Entgegen der Annahme, dass Linkshände­r generell in interaktiv­en Sportarten – also Tennis, Tischtenni­s oder Badminton – einen Vorteil haben, legen die Auswertung­en die Vermutung nahe, dass der Vorteil in der Weltspitze selbst innerhalb der interaktiv­en Sportarten variiert. „Zeitdruck kann ein möglicher Faktor sein, der den Vorteil verstärkt oder abschwächt“, sagt Loffing.

Dass Linkshände­r einen Vorteil im interaktiv­en Sport haben, ist schon seit den 80er- und 90er-Jahren wissenscha­ftlich belegt. Dabei geht es um den Nachteil des Gegners, denn der ist aufgrund der Mehrheit an Rechtshänd­ern in seinem Sport auf deren Aktionen gepolt. Trifft er im sportliche­n Duell auf Linkshände­r, fällt es ihm daher schwerer, auf dessen Aktionen zu reagieren.

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FOTO: DPA Prominente­r Linkshände­r: Tischtenni­sstar Timo Boll.

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