Ipf- und Jagst-Zeitung

„Ein Mensch mit Herz, Charakter, Charme und Humor“

1000 Menschen nehmen Abschied von Hans-Bernd Hirschmill­er – Die ganze Stadt trägt Trauer

- Von Josef Schneider

– Schätzungs­weise über 1000 Menschen haben am Donnerstag Abschied von Oberstudie­ndirektor Hans-Bernd Hirschmill­er genommen. Der Leiter des Peutinger-Gymnasiums (PG) ist am Sonntag plötzlich und unerwartet im Alter von 60 Jahren gestorben. Mitten aus dem Leben heraus: Am Volkstraue­rtag war Hirschmill­er während seiner Ansprache zusammenge­brochen.

Beim Requiem in der übervollen Basilika ging Pastoralre­ferent Sven Köder auf das Leben von HansBernd Hirschmill­er ein, der aus dem ehemaligen Spielwaren­geschäft Hirschmill­er stammt. Sein plötzliche­r Tod habe viele in einen Schockzust­and versetzt. Hirschmill­er sei ein sympathisc­her, umgänglich­er Mensch gewesen, der das Leben vieler Menschen bereichert habe: „Er wird uns sehr fehlen.“Auch Pfarrer Michael Windisch, der den Gottesdien­st mit Pfarrvikar Alwin Miller zelebriert­e, zeigte sich sehr betroffen von Hirschmill­ers Tod. Ebenso die Schulgemei­nschaft, die den Gottesdien­st mit einem Schüler-Lehrer-Eltern-Chor musikalisc­h gestaltete.

Oberbürger­meister Karl Hilsenbek stellte das große Gestaltung­sgeschick, die Kreativitä­t und das menschlich­e Einfühlung­svermögen von Hirschmill­er heraus, lobte seinen großen Einsatz für das PG und im Ehrenamt. So war „H.B.“, wie er genannt wurde, von 1989 bis 2004 Mitglied des Gemeindera­ts. Der Verstorben­e sei ein verlässlic­her Partner der Stadt und ein Mann der klaren Worte gewesen, „deutlich, direkt, aber nie verletzend“, so der OB: „Sein Wort hatte Gewicht.“

Die stellvertr­etende Schulleite­rin des Peutinger-Gymnasiums, Stella Herden, und Personalra­tsvorsitze­nde Kerstin Lenhard sagten, Gemeinscha­ft, Wertschätz­ung, Offenheit, Zuspruch und die Schule als Ort des Lebens seien Hirschmill­er wichtig gewesen. Bescheiden und bodenständ­ig sei er gewesen und habe immer ein offenes Ohr für die Probleme anderer gehabt. Hirschmill­er habe zur richtigen Zeit immer das richtige Wort gefunden. Seine Ideale werden an der Schule weiter leben.

Vorbild, Freund und ein Mensch mit Herz

Für die Schülerinn­en und Schüler sprach Julia Wahl. Hirschmill­er sei nicht nur Autoritäts­person, sondern auch Vorbild und Freund für alle gewesen, ein Mensch mit Herz, Charakter, Charme und Humor: „Er hat jeden Einzelnen von uns geprägt.“Und: „Er lehrte uns, eigenständ­ig zu denken.“Auch für einen lockeren Spruch sei er immer zu haben gewesen. Seine Abwesenhei­t sei für alle schwer zu verkraften, denn: „Er war unser Rektor, unser Lehrer, unser Freund und unser Ratgeber.“

„Mir fehlen eigentlich die Worte“, sagte Elternbeir­atsvorsitz­ender Jörg Böhmer, der die Feier durch Sologesang mitgestalt­ete und für den es als Freund ein schwerer Gang war. „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“, fiel ihm zu Hirschmill­er ein: „Man könnte meinen, Goethe hat es extra für ihn gedichtet.“Der geschäftsf­ührende Schulleite­r Hans-Dieter Visser sagte, Hirschmill­er habe die Ellwanger Schullands­chaft, die Schulentwi­cklung und das Klima unter den Schulen äußerst positiv mitgestalt­et. Er sei ein außergewöh­nlich geschätzte­r Kollege und ein geachteter Pädagoge gewesen, ein Lehrer und Schulleite­r mit Leib und Seele und ein besonders liebenswer­ter, aufrichtig­er Mensch, der sich für seine Mitmensche­n eingesetzt habe: „Das Gemeinsame stand für ihn immer im Vordergrun­d.“

TSV-Volleyball-Abteilungs­leiter Jonas Lingel beschrieb Hirschmill­er als verlässlic­hen Abteilungs­leiter, langjährig­en, ehrgeizige­n Spieler und Trainer. Er war fast 40 Jahre ehrenamtli­ch in der Volleyball­abteilung aktiv. „Die Jugendarbe­it war ihm stets ein großes Anliegen“, sagte Lingel, aber auch Werte wie Freundscha­ft, Zusammenha­lt und Gemeinscha­ft seien ihm wichtig gewesen. Konrad Theiss ging auf Hirschmill­ers langjährig­e Tätigkeit bei Radio 7 und als Redakteur ein, auf seine natürliche Autorität und seine fordernde Kameradsch­aftlichkei­t.

Er war ein Leitstern im Leben

Bei der Aussegnung­sfeier auf dem Friedhof bei Sankt Wolfgang sprach mit bewegenden Worten Hirschmill­ers Bruder Volker über „H.B.“. Dieses Kürzel setzte er für „herausrage­nde Bruderlieb­e“, für „Hilfsberei­tschaft“und „hoch p(b)rofessione­ll“ein. Beide hatten in jungen Jahren, mit 14 und 16, eine Band gegründet, gemeinsam das PG besucht, zusammen Volleyball gespielt, beim Studium in Stuttgart zusammen gewohnt, zusammen ihren Familienur­laub verbracht. „Er hat immer erkannt, wer seine Hilfe braucht, und hat dann unaufgefor­dert geholfen.“Die beiden Sportler Volker und HansBernd Hirschmill­er waren früher als „die Hochsprung­brüder“bekannt.

Hirschmill­ers Tochter Katja sagte, ihr Vater sei für sie drei Kinder nicht nur Familienob­erhaupt, sondern auch Vorbild, Freund und manchmal sogar Therapeut gewesen. Er sei ihr Leitstern im Leben gewesen. „Bitte vergesst ihn nicht“, dankte sie der Schulgemei­nschaft. Fast alle PG-Schüler waren am Montag schwarz gekleidet in die Schule gekommen.

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ARCHIV-FOTO: GR 1000 Menschen haben von Hans-Bernd Hirschmill­er Abschied genommen, der am Sonntag überrasche­nd gestorben ist.

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