Scrooge spielt sich in die Kinderherzen
Am Samstag feiert Dickens’ „Weihnachtsgeschichte“Premiere – Greutschülern gefällt’s
- „Heissa, es ist Weihnachtstag!“Versöhnlich – wie versprochen – endet Winfried Tobias’ Inszenierung von „Eine Weihnachtsgeschichte“von Charles Dickens. Am Sonntag um 15 Uhr feiert das Familienstück Premiere im Wi.Z. Die „Aalener Nachrichten“durften vorab mit über 100 Erst- und Zweitklässlern der Aalener Greutschule die Schulpremiere besuchen. Fazit: ein Erlebnis – in jeder Hinsicht.
Tobias stand vor der Herausforderung, die Geschichte um den Geizhals und Raffzahn Ebenezer Scrooge und seiner Bekehrung zum Guten nicht auf eine Altersgruppe zuschneiden zu können. Er will die ganze Familie, Kinder, Jugendliche und Eltern, ansprechen. Das ist ihm gelungen. Zwar mögen die Jüngsten nicht alle Zeilen des eingearbeiteten Brecht/Weill-Songs aus der „Dreigroschenoper“verstanden haben, und vielleicht finden Jugendliche einige Gags etwas zu albern, aber das Gesamtpaket stimmt.
Geister der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Das ist nicht alleine Tobias’ Verdienst. Bernd Tauber zum Beispiel, der erstmals in einem Kinderstück mitspielt, ist die Rolle des ewig übel gelaunten und garstigen Scrooge auf den Leib geschrieben. Zunächst grimmig, nur aufs Geld bedacht, später ergriffen, sichtlich mitgenommen von den Bildern, die ihm die drei Geister der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft gezeigt haben, und reuig. Als er erkennt, dass er ohne Veränderung tot, unbeliebt und unbeweint enden wird, besinnt er sich: „Ich will mich ändern. Ich will Weihnachten in meinem Herzen ehren.“Und erleichtert stimmen die Akteure unter dem Beifall des jungen Publikums den Schlusschor (siehe oben) an.
Für Höhepunkte auf der schwarzweiß gehaltenen Bühne sorgen etwa die Videoeinspielungen von Marco Kreuzer, der es nicht nur schneien lässt, sondern die Geister gekonnt und im Wortsinn ins rechte Licht rückt, oder Jan Jedenaks Puppen.
Winfried Tobias lässt die Kinder nicht unvorbereitet in die Vorstellung. „Es wird manchmal gruselig“, warnt er die wartenden Grundschüler, „aber keine Angst: Am Ende wird alles gut. Ein bisschen wie ein Märchen.“Ein umfangreiches Textangebot inklusive Vorlesetext auf der Homepage steht den Lehrern zur Verfügung. „Wir haben das Stück im Unterricht vorbereitet“, erklärt Schulleiter Matthias Thaler, bevor er letzte Verhaltensregeln vorträgt. „Und wir werden es auch nachbereiten. Das muss sein.“
Auftakt: Bevor die über 100 Kinder ihren Platz gefunden haben, tobt der Trubel vor der Bühne im Wi.Z. Doch kaum ist der Vorhang geöffnet, herrscht aufmerksame Stille. Gitarrist Axel Nagel stimmt die „Hell’s Bells“-Akkorde des jüngst verstorbenen AC/DC-Gitarristen Malcolm Young an. Die Uhr des Big Ben leuchtet über der Bühne. Wir sind im Kontor des Geldverleihers Scrooge. Weihnachten sei nichts als Humbug, sagt er, „süßer die Kassen nie klingeln. Bäh, bäh, bäh!“Auch sein Angestellter Bob Cratchit (Steffen Weixler), dessen Frau (Mirjam Birkl) und Scrooges Neffe Frederic (Dominik Weber) können sein Herz – zunächst – nicht erweichen.
Da erscheint der Geist seines jüngst verstorbenen Geschäftspartners Jacob Marley und warnt ihn, nicht so weiterzumachen. Nacheinander treten die Geister der vergangenen Weihnacht (Dominik Weber), der gegenwärtigen (Philipp Dürschmied) und der zukünftigen auf (Axel Nagel). Und sofort sind die Kinder im Zuschauerraum wach: „Pass auf “, rufen sie, „hinter dir!“Am Ende ist Scrooge bekehrt.
Und was sagt das Publikum? Der siebenjährige Eren ist ganz begeistert von den Geistern, „vor allem der erste Geist war super“. Sein Klassenkamerad David gesteht: „Mir hat’s gefallen. Ich habe mich schon die ganze Nacht auf heute gefreut.“