Bildungspolitik bleibt weiterhin umstritten
Kreisversammlung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft mit Ute Kratzmeier
(an) - Die Gwerkschaft Erziehung und Wissenschaft hat sich zu ihrer Kreisversammlung in Hofen getroffen. Mit dabei waren die Ortsverbände aus Heidenheim, Aalen/Ellwangen und Schwäbisch Gmünd. Als Referentin wurde Ute Kratzmeier begrüßt, die für die GEW Baden-Württemberg in Sachen Schulpolitik, Schulsysteme, Bildungsfinanzierung und Bildungsgerechtigkeit unterwegs ist.
Ute Kratzmeier eile der Ruf voraus, fundiert und wissenschaftlich belegt anhand von Statistiken und Zahlen Missstände und Baustellen in der Bildungspolitik aufzudecken, heißt es in einer Mitteilung der GEW. Unter dem Motto „Schulen unter Druck – wie kann und wie soll Qualität verbessert werden?“beleuchtete Kratzmeier die Ergebnisse der IQBStudie sowie Konzepte aus dem Kultusministerium.
Nach Ansicht der GEW fliegen dabei die Schülerzahlen, die schon seit Jahren nicht realistsch eingschätzt worden seien, den „Landesbildungsvätern“ nun um die Ohren. Neu sei jedoch die Erkenntnis, dass die Realschule mittlerweise die heterogenste Schulart in der Sekundarstufe sei und soziale Herkunftsmerkmale sowie geschlechterspezifische Unterschiede immer mehr zum Tragen kämen. So erreichten Mädchen in Deutsch höhere Werte als Jungen, dafür erzielten Jungen durchweg höhere Leistungen in Mathematik. Auch der sozioökonomische und Zuwanderungshintergrund habe in der Bildungslandschaft in den letzten Jahren verstärkt seine Spuren hinterlassen.
Aus der Wissenschaft nannte Ute Kratzmeier etliche Impulse und berief sich dabei auf die Professoren Thorsten Bohl und Anne Sliwka: Alternative und offene Wege zum Abitur seien wichtig für Benachteiligte. Positive Ergebnisse ließen sich dann erzielen, wenn nicht mehr als 30 Prozent sozioökonomisch benachteiligte Schüler und Schülerinnen in einer Klasse seien. Die Problemfelder in Baden-Württemberg lägen klar auf der Hand. So sei die Grundschulempfehlung weder verbindlich noch frei. Kratzmeier beklagte einen eklatanten Lehrermangel, der zurzeit den Schulen kaum Luft zum Atmen lasse.
Interessanterweise führten die Studien Merkmale über nicht gute Schulen auf, sagte Kratzmeier: Dazu gehörten die Schulen, die auf Isolation und nicht auf Kooperation setzten, die eine schwache und inadäquate Führung hätten, die kurzfristig planten und mit wenig Interaktion sowie wenig anregenden Aufgaben ihren Alltag bestritten. In solchen Schulen seien die Leistungen viel geringer als erwartet. Dass bei all diesen Problemen Stellenstreichungen bei der Lehrerschaft die Situation ad absurdum führten, müsse jedem klar sein.