Der Schlangenfanger von Jakarta
Die Geschichte der Schlange ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Obwohl sie gar nicht glitschig ist, glauben genau das viele Menschen, bis sie zum ersten Mal eine solche Schlange in den Händen halten. Das Reptil hat eine gespaltene Zunge, weshalb es in unschönen Diskussionen gerne Frauen zugeordnet wird. Der Artikel „die“weist ebenfalls eindeutig in diese feminine Richtung, obschon vereinzelt auch Männer der Doppelzüngigkeit fähig sein sollen.
Im indonesischen Jakarta hat jüngst ein Mann heldenhaft eine Schlange getötet – wie es sich für einen richtigen Prachtkerl gehört, natürlich mit bloßen Händen. Das betreffende Reptil hatte sich in die Gepäckund Taschenablage eines Zugs geschlichen, was übrigens keinerlei Anspielung auf das weibliche Klischee der hysterischen Handtaschen-Sammelwut sein soll. Ebenso wenig wollen wir in diesem Zusammenhang auf Frauenhandtaschen vergangener Zeiten verweisen, die weiland gerne aus Schlangenleder gefertigt worden sind.
Aber zurück zum Schlangenfanger, der im Schwäbischen natürlich keinerlei Schlangen fängt. Vielmehr handelt es sich um einen engen sprachlichen Verwandten des Schoofseggls, welcher sich durch eine etwas untertemperierte Schlichtheit im Gemüt auszeichnet. Der indonesische Schlangenfanger hat das entfleuchte Tier indes wirklich und ganz real gepackt und zu Boden geschleudert. Darum ist der Mann jetzt ein Held. Dabei weiß niemand, ob das Tier überhaupt giftig war. Oder auch nur glitschig. Frauen sind dabei nicht zu Schaden gekommen. (nyf) untermstrich@schwaebische.de